dick zu gestalten, wie in der Aventiure VII, gelegentlich des Wett- kampfes mit Brunhild, wo von dem Schilde die Rede ist, den drei Kämmerer kaum zu tragen vermochten. Das ist die Periode, welche jener der Kreuzzüge vorausging. Ihr folgte die neue Ausrüstung mit Topfhelm und dem allmählich sich verkleinernden, dreieckigen Schilde, der nun in der Regel nicht mehr mit Steinen besetzt, sondern mit den gewählten Emblemen und Farben bemalt wird.
Ein bezeichnendes Moment bildet die Wahrnehmung, dass die Bewaffnung des Fussvolkes bis ins 13., ja selbst bis ins 14. Jahr- hundert sich von jener der Reiterei nur ganz unwesentlich unter-
[Abbildung]
Fig. 185.
Fussknecht im Topfhelm mit Spiess und Dreieck- schild in der Schlachtstellung. Die Formen nach der Statue in der Kathedrale zu Reims. Französisch, um 1240. Nach Viollet-le-Duc.
[Abbildung]
Fig. 186.
Fufsknecht, einen Wall ersteigend. Aus einer Mi- niatur im Codex Balduini Trevirensis von c. 1340.
scheidet. Die Ursache davon ist darin gelegen, dass dem Fussvolke überhaupt eine geringe Bedeutung im Kampfe beigemessen wurde, und man darum die Nötigung nicht empfand, über die Bedürfnisse desselben nachzudenken. So führte der Fussknecht genau denselben Schild wie der Reiter, obwohl derselbe in seiner Form nur auf die Deckung zu Pferde berechnet war. In der Stellung zu Fuss deckte
9. Der Schild.
dick zu gestalten, wie in der Aventiure VII, gelegentlich des Wett- kampfes mit Brunhild, wo von dem Schilde die Rede ist, den drei Kämmerer kaum zu tragen vermochten. Das ist die Periode, welche jener der Kreuzzüge vorausging. Ihr folgte die neue Ausrüstung mit Topfhelm und dem allmählich sich verkleinernden, dreieckigen Schilde, der nun in der Regel nicht mehr mit Steinen besetzt, sondern mit den gewählten Emblemen und Farben bemalt wird.
Ein bezeichnendes Moment bildet die Wahrnehmung, daſs die Bewaffnung des Fuſsvolkes bis ins 13., ja selbst bis ins 14. Jahr- hundert sich von jener der Reiterei nur ganz unwesentlich unter-
[Abbildung]
Fig. 185.
Fuſsknecht im Topfhelm mit Spieſs und Dreieck- schild in der Schlachtstellung. Die Formen nach der Statue in der Kathedrale zu Reims. Französisch, um 1240. Nach Viollet-le-Duc.
[Abbildung]
Fig. 186.
Fufsknecht, einen Wall ersteigend. Aus einer Mi- niatur im Codex Balduini Trevirensis von c. 1340.
scheidet. Die Ursache davon ist darin gelegen, daſs dem Fuſsvolke überhaupt eine geringe Bedeutung im Kampfe beigemessen wurde, und man darum die Nötigung nicht empfand, über die Bedürfnisse desselben nachzudenken. So führte der Fuſsknecht genau denselben Schild wie der Reiter, obwohl derselbe in seiner Form nur auf die Deckung zu Pferde berechnet war. In der Stellung zu Fuſs deckte
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9. Der Schild.
dick zu gestalten, wie in der Aventiure VII, gelegentlich des Wett-
kampfes mit Brunhild, wo von dem Schilde die Rede ist, den drei
Kämmerer kaum zu tragen vermochten. Das ist die Periode, welche
jener der Kreuzzüge vorausging. Ihr folgte die neue Ausrüstung mit
Topfhelm und dem allmählich sich verkleinernden, dreieckigen Schilde,
der nun in der Regel nicht mehr mit Steinen besetzt, sondern mit
den gewählten Emblemen und Farben bemalt wird.
Ein bezeichnendes Moment bildet die Wahrnehmung, daſs die
Bewaffnung des Fuſsvolkes bis ins 13., ja selbst bis ins 14. Jahr-
hundert sich von jener der Reiterei nur ganz unwesentlich unter-
[Abbildung Fig. 185. Fuſsknecht im Topfhelm mit Spieſs und Dreieck-
schild in der Schlachtstellung. Die Formen nach der Statue in der
Kathedrale zu Reims. Französisch, um 1240. Nach Viollet-le-Duc.]
[Abbildung Fig. 186. Fufsknecht, einen Wall ersteigend. Aus einer Mi-
niatur im Codex Balduini Trevirensis von c. 1340.]
scheidet. Die Ursache davon ist darin gelegen, daſs dem Fuſsvolke
überhaupt eine geringe Bedeutung im Kampfe beigemessen wurde,
und man darum die Nötigung nicht empfand, über die Bedürfnisse
desselben nachzudenken. So führte der Fuſsknecht genau denselben
Schild wie der Reiter, obwohl derselbe in seiner Form nur auf die
Deckung zu Pferde berechnet war. In der Stellung zu Fuſs deckte
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/193>, abgerufen am 28.11.2024.
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