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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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11. Der Sporn.
Hälsen, weil die Kniebuckel eine nur beschränkte Bewegung des
Unterschenkels gestatteten. Später, als das Beinzeug beweglicher ge-
staltet wurde, und als man sich häufig nur halber Harnische bediente,
wurden die Sporenhälse wieder kurz, ja in Italien sitzen die Räder
oft knapp an den Bügeln und sind die Hälse nicht selten nach ab-
wärts gerichtet. (Fig. 252 und 253.) Die beweglichen Spornräder
erscheinen vom 14. Jahrhundert an in den verschiedensten, vom
Kunststile der Zeit beeinflussten Formen, ebenso häufig als am Rande
gezackte Scheiben wie als Sterne. Von der Zahl der Spitzen an
letzteren auf das Alter des Sporns schliessen zu wollen, würde zu
Irrungen führen. Man findet in der Zahl der Spitzen gerade im 14.
Jahrhundert die grössten Verschiedenheiten. Von der Mitte des 15.
Jahrhunderts am Ausgange der gotischen Kunstperiode findet sich
häufig der Stern mit 6 dünnen Spitzen, er ist für die Zeit charakte-
ristisch. (Fig. 254.) In Burgund wird es unter Karl dem Kühnen
Sitte, an den Spornhälsen bewegliche Buchstaben als Anhängsel zu
[Abbildung] Fig. 255.

Sporn aus durchbrochenem Eisen und gehauenen Ver-
zierungen. Auf dem Stege liest man die Inschrift: "pomny na mye
ma myla wyerna pany" (Gedenke mein, meine liebe, getreue Gattin).
Auf dem Beschläge des Schnallenriemens erblickt man ein gekröntes
gotisches Monogramm, das bisher nicht gedeutet ist. Um 1450.

tragen, welche in ihrem Zusammenhalte irgend einen Spruch, eine
Devise oder religiöse Anrufung darstellten. Diese Mode leitet sich
von einer älteren her, an den Spornhälsen Schellen zu tragen.

Von der Mitte des 14. Jahrhunderts ab finden sich an den
Bügelenden im Scharnier laufende Riemenöhre, deren Anfänge und
allmähliche Ausbildung man schon vom 13. Jahrhu[n]dert an verfolgen
kann. Vom 15. Jahrhundert erscheinen die Sporen mit durchbroche-
nen Dessins in schöner Zeichnung, auch das hatte seine praktische
Ursache: um sie leichter zu machen. (Fig. 255.)

Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an steht nicht selten der
Sporn unmittelbar mit dem Eisenschuh an der Ferse derart in Ver-
bindung, dass der Hals ohne Bügel an das Fersenblech genietet ist.
An den meisten derartigen Harnischen in den Museen und Samm-

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11. Der Sporn.
Hälsen, weil die Kniebuckel eine nur beschränkte Bewegung des
Unterschenkels gestatteten. Später, als das Beinzeug beweglicher ge-
staltet wurde, und als man sich häufig nur halber Harnische bediente,
wurden die Sporenhälse wieder kurz, ja in Italien sitzen die Räder
oft knapp an den Bügeln und sind die Hälse nicht selten nach ab-
wärts gerichtet. (Fig. 252 und 253.) Die beweglichen Spornräder
erscheinen vom 14. Jahrhundert an in den verschiedensten, vom
Kunststile der Zeit beeinfluſsten Formen, ebenso häufig als am Rande
gezackte Scheiben wie als Sterne. Von der Zahl der Spitzen an
letzteren auf das Alter des Sporns schlieſsen zu wollen, würde zu
Irrungen führen. Man findet in der Zahl der Spitzen gerade im 14.
Jahrhundert die gröſsten Verschiedenheiten. Von der Mitte des 15.
Jahrhunderts am Ausgange der gotischen Kunstperiode findet sich
häufig der Stern mit 6 dünnen Spitzen, er ist für die Zeit charakte-
ristisch. (Fig. 254.) In Burgund wird es unter Karl dem Kühnen
Sitte, an den Spornhälsen bewegliche Buchstaben als Anhängsel zu
[Abbildung] Fig. 255.

Sporn aus durchbrochenem Eisen und gehauenen Ver-
zierungen. Auf dem Stege liest man die Inschrift: „pomny na mye
ma myla wyerna pany“ (Gedenke mein, meine liebe, getreue Gattin).
Auf dem Beschläge des Schnallenriemens erblickt man ein gekröntes
gotisches Monogramm, das bisher nicht gedeutet ist. Um 1450.

tragen, welche in ihrem Zusammenhalte irgend einen Spruch, eine
Devise oder religiöse Anrufung darstellten. Diese Mode leitet sich
von einer älteren her, an den Spornhälsen Schellen zu tragen.

Von der Mitte des 14. Jahrhunderts ab finden sich an den
Bügelenden im Scharnier laufende Riemenöhre, deren Anfänge und
allmähliche Ausbildung man schon vom 13. Jahrhu[n]dert an verfolgen
kann. Vom 15. Jahrhundert erscheinen die Sporen mit durchbroche-
nen Dessins in schöner Zeichnung, auch das hatte seine praktische
Ursache: um sie leichter zu machen. (Fig. 255.)

Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an steht nicht selten der
Sporn unmittelbar mit dem Eisenschuh an der Ferse derart in Ver-
bindung, daſs der Hals ohne Bügel an das Fersenblech genietet ist.
An den meisten derartigen Harnischen in den Museen und Samm-

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[227/0245] 11. Der Sporn. Hälsen, weil die Kniebuckel eine nur beschränkte Bewegung des Unterschenkels gestatteten. Später, als das Beinzeug beweglicher ge- staltet wurde, und als man sich häufig nur halber Harnische bediente, wurden die Sporenhälse wieder kurz, ja in Italien sitzen die Räder oft knapp an den Bügeln und sind die Hälse nicht selten nach ab- wärts gerichtet. (Fig. 252 und 253.) Die beweglichen Spornräder erscheinen vom 14. Jahrhundert an in den verschiedensten, vom Kunststile der Zeit beeinfluſsten Formen, ebenso häufig als am Rande gezackte Scheiben wie als Sterne. Von der Zahl der Spitzen an letzteren auf das Alter des Sporns schlieſsen zu wollen, würde zu Irrungen führen. Man findet in der Zahl der Spitzen gerade im 14. Jahrhundert die gröſsten Verschiedenheiten. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts am Ausgange der gotischen Kunstperiode findet sich häufig der Stern mit 6 dünnen Spitzen, er ist für die Zeit charakte- ristisch. (Fig. 254.) In Burgund wird es unter Karl dem Kühnen Sitte, an den Spornhälsen bewegliche Buchstaben als Anhängsel zu [Abbildung Fig. 255. Sporn aus durchbrochenem Eisen und gehauenen Ver- zierungen. Auf dem Stege liest man die Inschrift: „pomny na mye ma myla wyerna pany“ (Gedenke mein, meine liebe, getreue Gattin). Auf dem Beschläge des Schnallenriemens erblickt man ein gekröntes gotisches Monogramm, das bisher nicht gedeutet ist. Um 1450.] tragen, welche in ihrem Zusammenhalte irgend einen Spruch, eine Devise oder religiöse Anrufung darstellten. Diese Mode leitet sich von einer älteren her, an den Spornhälsen Schellen zu tragen. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts ab finden sich an den Bügelenden im Scharnier laufende Riemenöhre, deren Anfänge und allmähliche Ausbildung man schon vom 13. Jahrhundert an verfolgen kann. Vom 15. Jahrhundert erscheinen die Sporen mit durchbroche- nen Dessins in schöner Zeichnung, auch das hatte seine praktische Ursache: um sie leichter zu machen. (Fig. 255.) Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an steht nicht selten der Sporn unmittelbar mit dem Eisenschuh an der Ferse derart in Ver- bindung, daſs der Hals ohne Bügel an das Fersenblech genietet ist. An den meisten derartigen Harnischen in den Museen und Samm- 15*

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/245>, abgerufen am 23.11.2024.