Türkischer Handschar mit Griff aus Wallrosshorn, mit Silber montiert und mit geschnit- tenen Korallen besetzt. Aus dem Besitze des Fürsten Milosch Obrenowitsch. Modern.
auch wohl von Silberblech, welches in ge- presster Arbeit reich geziert ist. Handschars wer- den im Gürtel auf der Brust getragen. (Fig. 319.)
Es war ohne Zweifel eine Folge der Über- zeugung von dem Vorteile gekrümmter Klingen, dass das Krummschwert um die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sich über den ganzen euro- päischen Kontinent verbreitete. Zu jener Zeit führten es die schweren Reiter der Holländer, welche ihrer Waffe halber gefürchtet waren.
Am Ende des 17. Jahrhunderts erfährt das Krummschwert allenthalben in Bezug auf die Fassung und Griffform eine Wandlung, durch welche es eigentlich zum Säbel wird. Das Wort stammt aus dem slawischen sabla, die Form aber aus Ungarn, woher das westliche Europa schon seit Jahrhunderten unterschied- liche Waffenformen sich aneignete. Aber erst in den französischen und deutschen Heeren er- hält der Griff jene Ausbildung, wie er noch zur Stunde uns vor Augen tritt. Der Griff des Säbels charakterisiert sich speziell durch das Rückenbeschläge am Griffholze. Sieht man an ungarischen Säbeln noch -- meist S-förmig gekrümmte -- Parierstangen, so fehlen sie bei jenen in den westlichen Heeren gänz- lich und sind durch Stichblätter mit Griffbügel oder Körben aus gegossenem Messing oder aus Eisen ersetzt. Säbel mit wenig gekrümmter oder gerader Klinge wurden im Gegensatze zu den mehr gekrümmten der Husaren im öster- reichischen und preussischen Heere Palasche genannt.
In der Auszierung der europäischen Klingen findet sich ebenso der Geschmack wie der Zeitgeist scharf ausgeprägt. Im 16. Jahrhundert ist in den geätzten Verzierungen durch die Schönheit und Korrektheit des Ornamentes der Geist der Renaissance waltend. Später im 17. Jahrhundert nimmt die künstlerische Fähigkeit stetig ab und in die Darstellungen mengt sich nicht selten der rohe Soldatenwitz. In den Türkenkriegen werden häufig Sonne und Mond, dann eine aus Wolken ragende, mit einem Krummschwert bewehrte Hand,
II. Die Angriffswaffen.
[Abbildung]
Fig. 319.
Türkischer Handschar mit Griff aus Wallroſshorn, mit Silber montiert und mit geschnit- tenen Korallen besetzt. Aus dem Besitze des Fürsten Milosch Obrenowitsch. Modern.
auch wohl von Silberblech, welches in ge- preſster Arbeit reich geziert ist. Handschars wer- den im Gürtel auf der Brust getragen. (Fig. 319.)
Es war ohne Zweifel eine Folge der Über- zeugung von dem Vorteile gekrümmter Klingen, daſs das Krummschwert um die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sich über den ganzen euro- päischen Kontinent verbreitete. Zu jener Zeit führten es die schweren Reiter der Holländer, welche ihrer Waffe halber gefürchtet waren.
Am Ende des 17. Jahrhunderts erfährt das Krummschwert allenthalben in Bezug auf die Fassung und Griffform eine Wandlung, durch welche es eigentlich zum Säbel wird. Das Wort stammt aus dem slawischen sabla, die Form aber aus Ungarn, woher das westliche Europa schon seit Jahrhunderten unterschied- liche Waffenformen sich aneignete. Aber erst in den französischen und deutschen Heeren er- hält der Griff jene Ausbildung, wie er noch zur Stunde uns vor Augen tritt. Der Griff des Säbels charakterisiert sich speziell durch das Rückenbeschläge am Griffholze. Sieht man an ungarischen Säbeln noch — meist S-förmig gekrümmte — Parierstangen, so fehlen sie bei jenen in den westlichen Heeren gänz- lich und sind durch Stichblätter mit Griffbügel oder Körben aus gegossenem Messing oder aus Eisen ersetzt. Säbel mit wenig gekrümmter oder gerader Klinge wurden im Gegensatze zu den mehr gekrümmten der Husaren im öster- reichischen und preuſsischen Heere Palasche genannt.
In der Auszierung der europäischen Klingen findet sich ebenso der Geschmack wie der Zeitgeist scharf ausgeprägt. Im 16. Jahrhundert ist in den geätzten Verzierungen durch die Schönheit und Korrektheit des Ornamentes der Geist der Renaissance waltend. Später im 17. Jahrhundert nimmt die künstlerische Fähigkeit stetig ab und in die Darstellungen mengt sich nicht selten der rohe Soldatenwitz. In den Türkenkriegen werden häufig Sonne und Mond, dann eine aus Wolken ragende, mit einem Krummschwert bewehrte Hand,
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II. Die Angriffswaffen.
[Abbildung Fig. 319. Türkischer
Handschar mit Griff aus
Wallroſshorn, mit Silber
montiert und mit geschnit-
tenen Korallen besetzt. Aus
dem Besitze des Fürsten
Milosch Obrenowitsch.
Modern.]
auch wohl von Silberblech, welches in ge-
preſster Arbeit reich geziert ist. Handschars wer-
den im Gürtel auf der Brust getragen. (Fig. 319.)
Es war ohne Zweifel eine Folge der Über-
zeugung von dem Vorteile gekrümmter Klingen,
daſs das Krummschwert um die 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts sich über den ganzen euro-
päischen Kontinent verbreitete. Zu jener Zeit
führten es die schweren Reiter der Holländer,
welche ihrer Waffe halber gefürchtet waren.
Am Ende des 17. Jahrhunderts erfährt das
Krummschwert allenthalben in Bezug auf die
Fassung und Griffform eine Wandlung, durch
welche es eigentlich zum Säbel wird. Das
Wort stammt aus dem slawischen sabla, die
Form aber aus Ungarn, woher das westliche
Europa schon seit Jahrhunderten unterschied-
liche Waffenformen sich aneignete. Aber erst
in den französischen und deutschen Heeren er-
hält der Griff jene Ausbildung, wie er noch
zur Stunde uns vor Augen tritt. Der Griff
des Säbels charakterisiert sich speziell durch
das Rückenbeschläge am Griffholze. Sieht
man an ungarischen Säbeln noch — meist
S-förmig gekrümmte — Parierstangen, so fehlen
sie bei jenen in den westlichen Heeren gänz-
lich und sind durch Stichblätter mit Griffbügel
oder Körben aus gegossenem Messing oder aus
Eisen ersetzt. Säbel mit wenig gekrümmter
oder gerader Klinge wurden im Gegensatze
zu den mehr gekrümmten der Husaren im öster-
reichischen und preuſsischen Heere Palasche
genannt.
In der Auszierung der europäischen Klingen
findet sich ebenso der Geschmack wie der
Zeitgeist scharf ausgeprägt. Im 16. Jahrhundert
ist in den geätzten Verzierungen durch die
Schönheit und Korrektheit des Ornamentes
der Geist der Renaissance waltend. Später
im 17. Jahrhundert nimmt die künstlerische
Fähigkeit stetig ab und in die Darstellungen
mengt sich nicht selten der rohe Soldatenwitz.
In den Türkenkriegen werden häufig Sonne
und Mond, dann eine aus Wolken ragende,
mit einem Krummschwert bewehrte Hand,
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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