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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
aus dem 15. Jahrhundert in der Nationalbibliothek zu Paris. Am
Beginne des 16. Jahrhunderts wird die Couse auch in Spanien eine
Waffe der Leibgarden Philipps I., der seine Hartschiere damit aus-
rüstete, und seit dieser Zeit erscheint sie ununterbrochen an den
habsburgischen und mehreren deutschen Höfen. (Fig. 399.) Eine
der älteren Abbildungen der Couse als Hartschierwaffe sehen wir
in dem Freskogemälde des Domenico Brusasorci in der Casa Ridolfi
zu Verona, darstellend den feierlichen Einzug Karls V. und Klemens' VII.
in Bologna 1530, welches auch von Lukas Cranach in Kupfer ge-
stochen ist. Die Waffensammlung des kaiserl. Hauses zu Wien bewahrt
noch Exemplare von Cousen aller Kaiser von Ferdinand I. bis auf Josef II.
und auch einiger regierender Erzherzöge. (Fig. 400, 401, 402.)
Josef II. (gest. 1790) war der letzte Kaiser, in dessem Hofstaate die
Cousen getragen wurden. Gegenwärtig führen sie noch die bayrischen
Hartschiere.



4. Die Runka und die Partisane.

Die Runka (ronsard, ranseur, roncie, Wolfseisen) unterscheidet
sich von dem gemeinen Spiess nur durch die am unteren Klingenende
zunächst der Dille befindlichen, seitlich abstehenden, halbmondförmig
nach aufwärts gerichteten Ohren. Sie erscheint als Fussknechtwaffe
auf Gemälden des 15. Jahrhunderts, ist aber gewiss weit älter. Die
Runka wurde mehr in den spanischen und italienischen Heeren ge-
führt, von welchen sie erst die Deutschen übernahmen, doch ist sie
bei letzteren nie in grosser Anzahl in Gebrauch gestanden. Bestimmte
Angaben über die Benennung und die Handhabung der Runka ver-
lauten am Beginne des 16. Jahrhunderts.*)

Als Kriegswaffe erhält sich die Runka bis an die 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts, bisweilen unter bizarren Formen und nicht
selten mit weit abstehenden, beiderseits geschärften Ohren, durch
welche man einen gewaltsamen Durchbruch der Fronte zu erschweren
beabsichtigte. (Fig. 403 a--d.)

In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist sie auch die Waffe
einer Leibgarde, wahrscheinlich Karls V. In der Waffensammlung
des kaiserlichen Hauses zu Wien, wie in der Armeria Real zu Madrid
werden ganz gleichartig geformte Runkas bewahrt, welche ersichtlich
einer Leibgarde angehört haben. Ihre Klingen, reich geätzt und
vergoldet, die Schäfte mit Samt überzogen, sind so eingerichtet, dass

*) Monti Pietro, Exercitiorum atque artis militaris collectanea. Mediolani 1509.

II. Die Angriffswaffen.
aus dem 15. Jahrhundert in der Nationalbibliothek zu Paris. Am
Beginne des 16. Jahrhunderts wird die Couse auch in Spanien eine
Waffe der Leibgarden Philipps I., der seine Hartschiere damit aus-
rüstete, und seit dieser Zeit erscheint sie ununterbrochen an den
habsburgischen und mehreren deutschen Höfen. (Fig. 399.) Eine
der älteren Abbildungen der Couse als Hartschierwaffe sehen wir
in dem Freskogemälde des Domenico Brusasorci in der Casa Ridolfi
zu Verona, darstellend den feierlichen Einzug Karls V. und Klemens’ VII.
in Bologna 1530, welches auch von Lukas Cranach in Kupfer ge-
stochen ist. Die Waffensammlung des kaiserl. Hauses zu Wien bewahrt
noch Exemplare von Cousen aller Kaiser von Ferdinand I. bis auf Josef II.
und auch einiger regierender Erzherzöge. (Fig. 400, 401, 402.)
Josef II. (gest. 1790) war der letzte Kaiser, in dessem Hofstaate die
Cousen getragen wurden. Gegenwärtig führen sie noch die bayrischen
Hartschiere.



4. Die Runka und die Partisane.

Die Runka (ronsard, ranseur, roncie, Wolfseisen) unterscheidet
sich von dem gemeinen Spieſs nur durch die am unteren Klingenende
zunächst der Dille befindlichen, seitlich abstehenden, halbmondförmig
nach aufwärts gerichteten Ohren. Sie erscheint als Fuſsknechtwaffe
auf Gemälden des 15. Jahrhunderts, ist aber gewiſs weit älter. Die
Runka wurde mehr in den spanischen und italienischen Heeren ge-
führt, von welchen sie erst die Deutschen übernahmen, doch ist sie
bei letzteren nie in groſser Anzahl in Gebrauch gestanden. Bestimmte
Angaben über die Benennung und die Handhabung der Runka ver-
lauten am Beginne des 16. Jahrhunderts.*)

Als Kriegswaffe erhält sich die Runka bis an die 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts, bisweilen unter bizarren Formen und nicht
selten mit weit abstehenden, beiderseits geschärften Ohren, durch
welche man einen gewaltsamen Durchbruch der Fronte zu erschweren
beabsichtigte. (Fig. 403 a—d.)

In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist sie auch die Waffe
einer Leibgarde, wahrscheinlich Karls V. In der Waffensammlung
des kaiserlichen Hauses zu Wien, wie in der Armeria Real zu Madrid
werden ganz gleichartig geformte Runkas bewahrt, welche ersichtlich
einer Leibgarde angehört haben. Ihre Klingen, reich geätzt und
vergoldet, die Schäfte mit Samt überzogen, sind so eingerichtet, daſs

*) Monti Pietro, Exercitiorum atque artis militaris collectanea. Mediolani 1509.
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[348/0366] II. Die Angriffswaffen. aus dem 15. Jahrhundert in der Nationalbibliothek zu Paris. Am Beginne des 16. Jahrhunderts wird die Couse auch in Spanien eine Waffe der Leibgarden Philipps I., der seine Hartschiere damit aus- rüstete, und seit dieser Zeit erscheint sie ununterbrochen an den habsburgischen und mehreren deutschen Höfen. (Fig. 399.) Eine der älteren Abbildungen der Couse als Hartschierwaffe sehen wir in dem Freskogemälde des Domenico Brusasorci in der Casa Ridolfi zu Verona, darstellend den feierlichen Einzug Karls V. und Klemens’ VII. in Bologna 1530, welches auch von Lukas Cranach in Kupfer ge- stochen ist. Die Waffensammlung des kaiserl. Hauses zu Wien bewahrt noch Exemplare von Cousen aller Kaiser von Ferdinand I. bis auf Josef II. und auch einiger regierender Erzherzöge. (Fig. 400, 401, 402.) Josef II. (gest. 1790) war der letzte Kaiser, in dessem Hofstaate die Cousen getragen wurden. Gegenwärtig führen sie noch die bayrischen Hartschiere. 4. Die Runka und die Partisane. Die Runka (ronsard, ranseur, roncie, Wolfseisen) unterscheidet sich von dem gemeinen Spieſs nur durch die am unteren Klingenende zunächst der Dille befindlichen, seitlich abstehenden, halbmondförmig nach aufwärts gerichteten Ohren. Sie erscheint als Fuſsknechtwaffe auf Gemälden des 15. Jahrhunderts, ist aber gewiſs weit älter. Die Runka wurde mehr in den spanischen und italienischen Heeren ge- führt, von welchen sie erst die Deutschen übernahmen, doch ist sie bei letzteren nie in groſser Anzahl in Gebrauch gestanden. Bestimmte Angaben über die Benennung und die Handhabung der Runka ver- lauten am Beginne des 16. Jahrhunderts. *) Als Kriegswaffe erhält sich die Runka bis an die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, bisweilen unter bizarren Formen und nicht selten mit weit abstehenden, beiderseits geschärften Ohren, durch welche man einen gewaltsamen Durchbruch der Fronte zu erschweren beabsichtigte. (Fig. 403 a—d.) In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist sie auch die Waffe einer Leibgarde, wahrscheinlich Karls V. In der Waffensammlung des kaiserlichen Hauses zu Wien, wie in der Armeria Real zu Madrid werden ganz gleichartig geformte Runkas bewahrt, welche ersichtlich einer Leibgarde angehört haben. Ihre Klingen, reich geätzt und vergoldet, die Schäfte mit Samt überzogen, sind so eingerichtet, daſs *) Monti Pietro, Exercitiorum atque artis militaris collectanea. Mediolani 1509.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/366>, abgerufen am 22.11.2024.