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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
fiederung ist in der Regel dreireihig und besteht aus Vogelfedern
verschiedener Arten; die Spitzen sind äusserst fein und sitzen häufig
im Dorn auf dem Schafte, der dann am oberen Ende fein geschnürt
und zuweilen mit äusserst dünnem Bast überklebt ist. Einige Sorten
besitzen knapp unter der Spitze ungemein feine, kaum 1 mm. breite
Ringe aus Metall. Am rückwärtigen Ende ist bei reicher ausge-
statteten Pfeilen ein kleines Füsschen von Elfenbein angesetzt, welches
am Ende einen kleinen Ausschnitt hat, in welchen beim Spannen
die Sehne eingelegt wird. Gemeine Pfeile entbehren zwar eines
solchen Ansatzes aus Bein, sie besitzen aber alle sorgfältig gefertigte
Sehnenausschnitte. Der Schwerpunkt befindet sich gewöhnlich nur
[Abbildung] Fig. 476.

Türkische Köcher. a. Bogenköcher. -- b. Pfeil-
köcher, beide von grünem Korduanleder mit Stickerei in Silber und
farbiger Seide und mit in kaltem Email gezierten Beschlägen. Der
Bogenköcher ist über die Achsel zu hängen, der Pfeilköcher um den
Leib geschnallt zu tragen. 16. Jahrhundert, Mitte.

wenige Centimeter über der Hälfte gegen die Spitze zu. Nahezu jeder
der vorhandenen orientalischen Pfeile ist in schönen Mustern geziert, die
zumeist in Lackmalerei mit Vergoldung hergestellt sind; seltener finden
sich Einlagen, noch seltener Schnitzereien. (Fig. 476 a bis f.)

Der Orientale verwahrte seinen Bogen ebenfalls in einem Köcher;
man unterscheidet demnach Bogenköcher (kemandan) und Pfeil-

II. Die Angriffswaffen.
fiederung ist in der Regel dreireihig und besteht aus Vogelfedern
verschiedener Arten; die Spitzen sind äuſserst fein und sitzen häufig
im Dorn auf dem Schafte, der dann am oberen Ende fein geschnürt
und zuweilen mit äuſserst dünnem Bast überklebt ist. Einige Sorten
besitzen knapp unter der Spitze ungemein feine, kaum 1 mm. breite
Ringe aus Metall. Am rückwärtigen Ende ist bei reicher ausge-
statteten Pfeilen ein kleines Füſschen von Elfenbein angesetzt, welches
am Ende einen kleinen Ausschnitt hat, in welchen beim Spannen
die Sehne eingelegt wird. Gemeine Pfeile entbehren zwar eines
solchen Ansatzes aus Bein, sie besitzen aber alle sorgfältig gefertigte
Sehnenausschnitte. Der Schwerpunkt befindet sich gewöhnlich nur
[Abbildung] Fig. 476.

Türkische Köcher. a. Bogenköcher. — b. Pfeil-
köcher, beide von grünem Korduanleder mit Stickerei in Silber und
farbiger Seide und mit in kaltem Email gezierten Beschlägen. Der
Bogenköcher ist über die Achsel zu hängen, der Pfeilköcher um den
Leib geschnallt zu tragen. 16. Jahrhundert, Mitte.

wenige Centimeter über der Hälfte gegen die Spitze zu. Nahezu jeder
der vorhandenen orientalischen Pfeile ist in schönen Mustern geziert, die
zumeist in Lackmalerei mit Vergoldung hergestellt sind; seltener finden
sich Einlagen, noch seltener Schnitzereien. (Fig. 476 a bis f.)

Der Orientale verwahrte seinen Bogen ebenfalls in einem Köcher;
man unterscheidet demnach Bogenköcher (kemândân) und Pfeil-

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[400/0418] II. Die Angriffswaffen. fiederung ist in der Regel dreireihig und besteht aus Vogelfedern verschiedener Arten; die Spitzen sind äuſserst fein und sitzen häufig im Dorn auf dem Schafte, der dann am oberen Ende fein geschnürt und zuweilen mit äuſserst dünnem Bast überklebt ist. Einige Sorten besitzen knapp unter der Spitze ungemein feine, kaum 1 mm. breite Ringe aus Metall. Am rückwärtigen Ende ist bei reicher ausge- statteten Pfeilen ein kleines Füſschen von Elfenbein angesetzt, welches am Ende einen kleinen Ausschnitt hat, in welchen beim Spannen die Sehne eingelegt wird. Gemeine Pfeile entbehren zwar eines solchen Ansatzes aus Bein, sie besitzen aber alle sorgfältig gefertigte Sehnenausschnitte. Der Schwerpunkt befindet sich gewöhnlich nur [Abbildung Fig. 476. Türkische Köcher. a. Bogenköcher. — b. Pfeil- köcher, beide von grünem Korduanleder mit Stickerei in Silber und farbiger Seide und mit in kaltem Email gezierten Beschlägen. Der Bogenköcher ist über die Achsel zu hängen, der Pfeilköcher um den Leib geschnallt zu tragen. 16. Jahrhundert, Mitte.] wenige Centimeter über der Hälfte gegen die Spitze zu. Nahezu jeder der vorhandenen orientalischen Pfeile ist in schönen Mustern geziert, die zumeist in Lackmalerei mit Vergoldung hergestellt sind; seltener finden sich Einlagen, noch seltener Schnitzereien. (Fig. 476 a bis f.) Der Orientale verwahrte seinen Bogen ebenfalls in einem Köcher; man unterscheidet demnach Bogenköcher (kemândân) und Pfeil-

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/418>, abgerufen am 22.11.2024.