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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
später gegossen zur Verwendung gelangten.*) Die 40pfündigen Ka-
nonen wurden gemeinlich Kartaunen benannt, eine Bezeichnung,
die sich von dem italienischen Quartana -- richtiger Quarantana --
herschreibt. Ebenso wurden die Schlangen als "ganze", "halbe" und
"Viertelschlangen", letztere auch als Scharfetindlein bezeichnet.
Die kleine Falkengattung benannte man Falkonete.

Die italienischen Artillerien besassen noch 1480 einen ungemein
vielgestaltigen Geschützpark, darunter folgende Gattungen: die Bom-
barde
zu 300, den Mortier (Mörser) zu 2--300, die Co-
muna
zu 50, die Cortana zu 60--100, die Passa volante zu
16**), den Basilisk zu 20,***) die Cerbatana zu 2--3, endlich
die Espingarde zu 10--15+) Pfund nach dem Gewicht des
Materiales.

In Frankreich wurde das System um 1550 auf das äusserste
vereinfacht. Der Feldpark bestand damals aus Canons zu 33,
Grande couleuvrines zu 15, Couleuvrines batardes zu 7, Cou-

[Abbildung] Fig. 519.

Grosse Schlange in sogenannter Burgunderlafette.
15. Jahrhundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I.

leuvrines moyennes zu 2, Faucons zu 1 Pfund und Fauconneaus
zu 14 Unzen Steingewicht. Man sieht, das französische System näherte
sich am meisten dem deutschen, nur war im allgemeinen das Kaliber
weit leichter, seitdem um 1540 die Basilisken zu 66 franz. Pfunden
und die schweren Serpentines ausgeschieden wurden.

Dazwischen gab es aber noch immer eine ungeheuere Menge

*) Das heisst, jede eiserne Kugel wird mit jenem Gewichte benannt, welches
eine gleich grosse, steinerne Kugel wiegt. Man nennt das Nürnberger- oder Stein-
gewicht, es war in Deutschland noch bis c 1860 in Anwendung.
**) Eiserne, mit Blei umgossene Kugeln.
***) Kugeln von Bronze oder Eisen.
+) Stein.

D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
später gegossen zur Verwendung gelangten.*) Die 40pfündigen Ka-
nonen wurden gemeinlich Kartaunen benannt, eine Bezeichnung,
die sich von dem italienischen Quartana — richtiger Quarantana —
herschreibt. Ebenso wurden die Schlangen als „ganze“, „halbe“ und
„Viertelschlangen“, letztere auch als Scharfetindlein bezeichnet.
Die kleine Falkengattung benannte man Falkonete.

Die italienischen Artillerien besaſsen noch 1480 einen ungemein
vielgestaltigen Geschützpark, darunter folgende Gattungen: die Bom-
barde
zu 300, den Mortier (Mörser) zu 2—300, die Co-
muna
zu 50, die Cortana zu 60—100, die Passa volante zu
16**), den Basilisk zu 20,***) die Cerbatana zu 2—3, endlich
die Espingarde zu 10—15†) Pfund nach dem Gewicht des
Materiales.

In Frankreich wurde das System um 1550 auf das äuſserste
vereinfacht. Der Feldpark bestand damals aus Canons zu 33,
Grande couleuvrines zu 15, Couleuvrines batardes zu 7, Cou-

[Abbildung] Fig. 519.

Groſse Schlange in sogenannter Burgunderlafette.
15. Jahrhundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I.

leuvrines moyennes zu 2, Faucons zu 1 Pfund und Fauconneaus
zu 14 Unzen Steingewicht. Man sieht, das französische System näherte
sich am meisten dem deutschen, nur war im allgemeinen das Kaliber
weit leichter, seitdem um 1540 die Basilisken zu 66 franz. Pfunden
und die schweren Serpentines ausgeschieden wurden.

Dazwischen gab es aber noch immer eine ungeheuere Menge

*) Das heiſst, jede eiserne Kugel wird mit jenem Gewichte benannt, welches
eine gleich groſse, steinerne Kugel wiegt. Man nennt das Nürnberger- oder Stein-
gewicht, es war in Deutschland noch bis c 1860 in Anwendung.
**) Eiserne, mit Blei umgossene Kugeln.
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†) Stein.
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[441/0459] D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. später gegossen zur Verwendung gelangten. *) Die 40pfündigen Ka- nonen wurden gemeinlich Kartaunen benannt, eine Bezeichnung, die sich von dem italienischen Quartana — richtiger Quarantana — herschreibt. Ebenso wurden die Schlangen als „ganze“, „halbe“ und „Viertelschlangen“, letztere auch als Scharfetindlein bezeichnet. Die kleine Falkengattung benannte man Falkonete. Die italienischen Artillerien besaſsen noch 1480 einen ungemein vielgestaltigen Geschützpark, darunter folgende Gattungen: die Bom- barde zu 300, den Mortier (Mörser) zu 2—300, die Co- muna zu 50, die Cortana zu 60—100, die Passa volante zu 16 **), den Basilisk zu 20, ***) die Cerbatana zu 2—3, endlich die Espingarde zu 10—15 †) Pfund nach dem Gewicht des Materiales. In Frankreich wurde das System um 1550 auf das äuſserste vereinfacht. Der Feldpark bestand damals aus Canons zu 33, Grande couleuvrines zu 15, Couleuvrines batardes zu 7, Cou- [Abbildung Fig. 519. Groſse Schlange in sogenannter Burgunderlafette. 15. Jahrhundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I.] leuvrines moyennes zu 2, Faucons zu 1 Pfund und Fauconneaus zu 14 Unzen Steingewicht. Man sieht, das französische System näherte sich am meisten dem deutschen, nur war im allgemeinen das Kaliber weit leichter, seitdem um 1540 die Basilisken zu 66 franz. Pfunden und die schweren Serpentines ausgeschieden wurden. Dazwischen gab es aber noch immer eine ungeheuere Menge *) Das heiſst, jede eiserne Kugel wird mit jenem Gewichte benannt, welches eine gleich groſse, steinerne Kugel wiegt. Man nennt das Nürnberger- oder Stein- gewicht, es war in Deutschland noch bis c 1860 in Anwendung. **) Eiserne, mit Blei umgossene Kugeln. ***) Kugeln von Bronze oder Eisen. †) Stein.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/459>, abgerufen am 22.11.2024.