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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
veranlasste das Senken des oberen, wobei der Schwamm auf die
Pfanne fiel.*) Das hatte noch seine grossen Übelstände, da beim
Abfeuern der Schwamm oder die Lunte durch das abbrennende Zünd-
kraut häufig ausgeblasen wurde. Man verband nun den Hebel mit einer
Druckfeder, Stangenfeder, wodurch der Hebel, Hahn, Luntenhahn
(fr. chien, ital. cane, span. gatillo) nach der Entzündung des Krautes
wieder in seine vorige Lage zurückgeschoben wurde. Das war das erste
Schwammschloss oder "Schwammengelass", wie es im 15. Jahrhundert
benannt wurde. (Fig. 526.) Um 1530 tritt an diesem Schlossmecha-
nismus eine neue wichtige Verbesserung auf durch den Verschluss
der Pfanne mit einem drehbaren Schuber, dem Pfannendeckel.
(Fig. 527, 528.) Zwischen 1480 und 1500 entwickelt sich das
Luntenschloss in der Weise weiter, dass nun der Hahn mit einer
[Abbildung] Fig. 525.

Rohrschütze, sein Feuerrohr mit einer Lunte ab-
schiessend. Nach einer Handschrift der Univ.-Bibliothek zu Göttingen
von 1405.

zweiten gegenwirkenden Feder (Schlagfeder) ausgestattet wird.
Nach Auslösen der Stangenfeder klappte nun der Hahn mit einem
Schlage auf die Pfanne. Derlei Schlösser, die übrigens nicht allge-
gemein in Aufnahme kamen und auch im 17. Jahrhundert nahezu
ganz verschwanden, nannte man Schnapphähne (Fig. 529), und von
diesen übertrug sich der Name auf das marodierende, allweg raubende
Gesindel, auf abgedankte Kriegsknechte in der 2. Hälfte des 16. Jahr-

*) In den Zeugbüchern Maximilians I. findet sich und zwar im Teile von
Osterwitz in Krain der Schwamm und die Art und Weise abgebildet, wie er mit
dem Messer geschnitten wird. Es findet sich aber auf anderen Abbildungen auch
die Stricklunte als Zündungsmittel verwendet.

II. Die Angriffswaffen.
veranlaſste das Senken des oberen, wobei der Schwamm auf die
Pfanne fiel.*) Das hatte noch seine groſsen Übelstände, da beim
Abfeuern der Schwamm oder die Lunte durch das abbrennende Zünd-
kraut häufig ausgeblasen wurde. Man verband nun den Hebel mit einer
Druckfeder, Stangenfeder, wodurch der Hebel, Hahn, Luntenhahn
(fr. chien, ital. cane, span. gatillo) nach der Entzündung des Krautes
wieder in seine vorige Lage zurückgeschoben wurde. Das war das erste
Schwammschloſs oder „Schwammengelaſs“, wie es im 15. Jahrhundert
benannt wurde. (Fig. 526.) Um 1530 tritt an diesem Schloſsmecha-
nismus eine neue wichtige Verbesserung auf durch den Verschluſs
der Pfanne mit einem drehbaren Schuber, dem Pfannendeckel.
(Fig. 527, 528.) Zwischen 1480 und 1500 entwickelt sich das
Luntenschloſs in der Weise weiter, daſs nun der Hahn mit einer
[Abbildung] Fig. 525.

Rohrschütze, sein Feuerrohr mit einer Lunte ab-
schieſsend. Nach einer Handschrift der Univ.-Bibliothek zu Göttingen
von 1405.

zweiten gegenwirkenden Feder (Schlagfeder) ausgestattet wird.
Nach Auslösen der Stangenfeder klappte nun der Hahn mit einem
Schlage auf die Pfanne. Derlei Schlösser, die übrigens nicht allge-
gemein in Aufnahme kamen und auch im 17. Jahrhundert nahezu
ganz verschwanden, nannte man Schnapphähne (Fig. 529), und von
diesen übertrug sich der Name auf das marodierende, allweg raubende
Gesindel, auf abgedankte Kriegsknechte in der 2. Hälfte des 16. Jahr-

*) In den Zeugbüchern Maximilians I. findet sich und zwar im Teile von
Osterwitz in Krain der Schwamm und die Art und Weise abgebildet, wie er mit
dem Messer geschnitten wird. Es findet sich aber auf anderen Abbildungen auch
die Stricklunte als Zündungsmittel verwendet.
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[448/0466] II. Die Angriffswaffen. veranlaſste das Senken des oberen, wobei der Schwamm auf die Pfanne fiel. *) Das hatte noch seine groſsen Übelstände, da beim Abfeuern der Schwamm oder die Lunte durch das abbrennende Zünd- kraut häufig ausgeblasen wurde. Man verband nun den Hebel mit einer Druckfeder, Stangenfeder, wodurch der Hebel, Hahn, Luntenhahn (fr. chien, ital. cane, span. gatillo) nach der Entzündung des Krautes wieder in seine vorige Lage zurückgeschoben wurde. Das war das erste Schwammschloſs oder „Schwammengelaſs“, wie es im 15. Jahrhundert benannt wurde. (Fig. 526.) Um 1530 tritt an diesem Schloſsmecha- nismus eine neue wichtige Verbesserung auf durch den Verschluſs der Pfanne mit einem drehbaren Schuber, dem Pfannendeckel. (Fig. 527, 528.) Zwischen 1480 und 1500 entwickelt sich das Luntenschloſs in der Weise weiter, daſs nun der Hahn mit einer [Abbildung Fig. 525. Rohrschütze, sein Feuerrohr mit einer Lunte ab- schieſsend. Nach einer Handschrift der Univ.-Bibliothek zu Göttingen von 1405.] zweiten gegenwirkenden Feder (Schlagfeder) ausgestattet wird. Nach Auslösen der Stangenfeder klappte nun der Hahn mit einem Schlage auf die Pfanne. Derlei Schlösser, die übrigens nicht allge- gemein in Aufnahme kamen und auch im 17. Jahrhundert nahezu ganz verschwanden, nannte man Schnapphähne (Fig. 529), und von diesen übertrug sich der Name auf das marodierende, allweg raubende Gesindel, auf abgedankte Kriegsknechte in der 2. Hälfte des 16. Jahr- *) In den Zeugbüchern Maximilians I. findet sich und zwar im Teile von Osterwitz in Krain der Schwamm und die Art und Weise abgebildet, wie er mit dem Messer geschnitten wird. Es findet sich aber auf anderen Abbildungen auch die Stricklunte als Zündungsmittel verwendet.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/466>, abgerufen am 22.11.2024.