merken, dass bei ihr zuerst und allgemein das vollständige Lunten- schloss mit Stangenabzug zu sehen ist.
Die leichte Reiterei führte anfänglich nur Faustrohre mit Rad- schlössern, deren geringe Wirkung Veranlassung gab, die Rohre immer mehr zu verlängern; dadurch entstand eine Art kurzer und leichter Reitergewehre mit Radschlössern, die man gleichfalls Hakenbüchsen (Arkebusen) benannte, wiewohl sie sich von den eigentlichen Haken- büchsen des Fussvolkes in allem unterschieden. 1589 kommt im französischen Heere für diese Reitergewehre der Name carabine auf, den sie auch bis in die Neuzeit in fast allen Heeren behalten haben. Die ersten Arkebusierkompanien (zu Pferde) treten in Italien auf. Die niederländischen und deutschen Reiter führten ihre Gewehre an Riemen (Bandelieren), welche über der linken Schulter ge- tragen wurden; man nannte sie darum auch allenthalben Bandelier- reiter.
In dem spanischen Heere sind unter Karl V. um 1530 einzelne Schützen mit kurzen aber schweren Handbüchsen ausgerüstet, deren Läufe an der Mündung trichterartig erweitert sind. Sie erscheinen in der Mündung entweder kreisrund oder auch queroval und wurden nach ihrer einer Trompete (trompa) ähnlichen Form Tromblons oder Trombons genannt. Um 1570 führten sie die Venezianer auf den Galeeren, und um dieselbe Zeit wird eine leichte Gattung von Trom- bons bei der italienischen leichten Reiterei eingeführt, wozu der un- sichere Schuss zu Pferde die Veranlassung gegeben haben mochte. Vereinzelt kommen Trombons noch im 17. Jahrhundert vor. Sie wurden mit gehacktem Blei geladen und hatten auf kurze Distanzen ziemliche Wirkung. (Fig. 537.)
Mit der rasch sich vollziehenden mechanischen Verbesserung des Feuergewehres wurde auch dessen Verwendung vielseitiger, und den verschiedenen Verwendungsarten gemäss bildeten sich bestimmte Typen heraus. Den ersten Anstoss nicht nur zu wichtigen Verbesserungen, sondern auch zur Bildung gewisser besonderer Formen für bestimmte Zwecke gab die Jagd, einen weiteren das in deutschen und nieder- ländischen Städten schon am Ende des 15. Jahrhunderts in Aufnahme gekommene Zielschiessen. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts kommen zahlreiche Gewehrtypen in Aufnahme, die früher ganz unbekannt waren. Zunächst trennen sich die Formen des Krieges von jenen der Jagd und des Zielschiessens ab. Es bildet sich die Pürsch- büchse, die Scheibenbüchse und diese verteilen sich wieder in zahlreiche Spezialtypen, von denen wir nur die charakteristischsten hier anführen können. Von Nürnberg und Augsburg aus gelangen die ersten Bockgewehre in Gebrauch; Doppelläufe, welche über- einander liegend angeordnet sind, etwas später die Doppellauf- büchsen mit nebeneinander liegenden Läufen. Diese Anordnung war Veranlassung zu komplizierten Radschlosssystemen, den zwei-,
II. Die Angriffswaffen.
merken, daſs bei ihr zuerst und allgemein das vollständige Lunten- schloſs mit Stangenabzug zu sehen ist.
Die leichte Reiterei führte anfänglich nur Faustrohre mit Rad- schlössern, deren geringe Wirkung Veranlassung gab, die Rohre immer mehr zu verlängern; dadurch entstand eine Art kurzer und leichter Reitergewehre mit Radschlössern, die man gleichfalls Hakenbüchsen (Arkebusen) benannte, wiewohl sie sich von den eigentlichen Haken- büchsen des Fuſsvolkes in allem unterschieden. 1589 kommt im französischen Heere für diese Reitergewehre der Name carabine auf, den sie auch bis in die Neuzeit in fast allen Heeren behalten haben. Die ersten Arkebusierkompanien (zu Pferde) treten in Italien auf. Die niederländischen und deutschen Reiter führten ihre Gewehre an Riemen (Bandelieren), welche über der linken Schulter ge- tragen wurden; man nannte sie darum auch allenthalben Bandelier- reiter.
In dem spanischen Heere sind unter Karl V. um 1530 einzelne Schützen mit kurzen aber schweren Handbüchsen ausgerüstet, deren Läufe an der Mündung trichterartig erweitert sind. Sie erscheinen in der Mündung entweder kreisrund oder auch queroval und wurden nach ihrer einer Trompete (trompa) ähnlichen Form Tromblons oder Trombons genannt. Um 1570 führten sie die Venezianer auf den Galeeren, und um dieselbe Zeit wird eine leichte Gattung von Trom- bons bei der italienischen leichten Reiterei eingeführt, wozu der un- sichere Schuſs zu Pferde die Veranlassung gegeben haben mochte. Vereinzelt kommen Trombons noch im 17. Jahrhundert vor. Sie wurden mit gehacktem Blei geladen und hatten auf kurze Distanzen ziemliche Wirkung. (Fig. 537.)
Mit der rasch sich vollziehenden mechanischen Verbesserung des Feuergewehres wurde auch dessen Verwendung vielseitiger, und den verschiedenen Verwendungsarten gemäſs bildeten sich bestimmte Typen heraus. Den ersten Anstoſs nicht nur zu wichtigen Verbesserungen, sondern auch zur Bildung gewisser besonderer Formen für bestimmte Zwecke gab die Jagd, einen weiteren das in deutschen und nieder- ländischen Städten schon am Ende des 15. Jahrhunderts in Aufnahme gekommene Zielschieſsen. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts kommen zahlreiche Gewehrtypen in Aufnahme, die früher ganz unbekannt waren. Zunächst trennen sich die Formen des Krieges von jenen der Jagd und des Zielschieſsens ab. Es bildet sich die Pürsch- büchse, die Scheibenbüchse und diese verteilen sich wieder in zahlreiche Spezialtypen, von denen wir nur die charakteristischsten hier anführen können. Von Nürnberg und Augsburg aus gelangen die ersten Bockgewehre in Gebrauch; Doppelläufe, welche über- einander liegend angeordnet sind, etwas später die Doppellauf- büchsen mit nebeneinander liegenden Läufen. Diese Anordnung war Veranlassung zu komplizierten Radschloſssystemen, den zwei-,
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II. Die Angriffswaffen.
merken, daſs bei ihr zuerst und allgemein das vollständige Lunten-
schloſs mit Stangenabzug zu sehen ist.
Die leichte Reiterei führte anfänglich nur Faustrohre mit Rad-
schlössern, deren geringe Wirkung Veranlassung gab, die Rohre immer
mehr zu verlängern; dadurch entstand eine Art kurzer und leichter
Reitergewehre mit Radschlössern, die man gleichfalls Hakenbüchsen
(Arkebusen) benannte, wiewohl sie sich von den eigentlichen Haken-
büchsen des Fuſsvolkes in allem unterschieden. 1589 kommt im
französischen Heere für diese Reitergewehre der Name carabine
auf, den sie auch bis in die Neuzeit in fast allen Heeren behalten
haben. Die ersten Arkebusierkompanien (zu Pferde) treten in
Italien auf. Die niederländischen und deutschen Reiter führten ihre
Gewehre an Riemen (Bandelieren), welche über der linken Schulter ge-
tragen wurden; man nannte sie darum auch allenthalben Bandelier-
reiter.
In dem spanischen Heere sind unter Karl V. um 1530 einzelne
Schützen mit kurzen aber schweren Handbüchsen ausgerüstet, deren
Läufe an der Mündung trichterartig erweitert sind. Sie erscheinen
in der Mündung entweder kreisrund oder auch queroval und wurden
nach ihrer einer Trompete (trompa) ähnlichen Form Tromblons oder
Trombons genannt. Um 1570 führten sie die Venezianer auf den
Galeeren, und um dieselbe Zeit wird eine leichte Gattung von Trom-
bons bei der italienischen leichten Reiterei eingeführt, wozu der un-
sichere Schuſs zu Pferde die Veranlassung gegeben haben mochte.
Vereinzelt kommen Trombons noch im 17. Jahrhundert vor. Sie
wurden mit gehacktem Blei geladen und hatten auf kurze Distanzen
ziemliche Wirkung. (Fig. 537.)
Mit der rasch sich vollziehenden mechanischen Verbesserung des
Feuergewehres wurde auch dessen Verwendung vielseitiger, und den
verschiedenen Verwendungsarten gemäſs bildeten sich bestimmte Typen
heraus. Den ersten Anstoſs nicht nur zu wichtigen Verbesserungen,
sondern auch zur Bildung gewisser besonderer Formen für bestimmte
Zwecke gab die Jagd, einen weiteren das in deutschen und nieder-
ländischen Städten schon am Ende des 15. Jahrhunderts in Aufnahme
gekommene Zielschieſsen. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts kommen
zahlreiche Gewehrtypen in Aufnahme, die früher ganz unbekannt
waren. Zunächst trennen sich die Formen des Krieges von jenen
der Jagd und des Zielschieſsens ab. Es bildet sich die Pürsch-
büchse, die Scheibenbüchse und diese verteilen sich wieder in
zahlreiche Spezialtypen, von denen wir nur die charakteristischsten
hier anführen können. Von Nürnberg und Augsburg aus gelangen
die ersten Bockgewehre in Gebrauch; Doppelläufe, welche über-
einander liegend angeordnet sind, etwas später die Doppellauf-
büchsen mit nebeneinander liegenden Läufen. Diese Anordnung
war Veranlassung zu komplizierten Radschloſssystemen, den zwei-,
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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