Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.I. Die Schutzwaffen. schon durch Jahrhunderte üblich gewesen war, die Helme am Scheitelmit figürlichen Zeichen zu schmücken. Diese Zeichen werden nun höher, auffälliger und haben zunächst den Zweck, den Träger, der durch das Visier oder die Helmwand häufig vermummt war, vor den Seinigen kenntlich zu machen. Das Selbstgefühl führte dahin, dieses Erkennungszeichen geachtet zu erhalten; es bestand aus figür- lichen Zeichen in den verschiedensten Gestalten, anfänglich aus freier Wahl; später wurden dieselben ein bleibendes Zeichen des Mannes und seiner Sippe und wurden zur "Wappenfigur", als welche sie auch auf den Schilden erscheinen. (Fig. 12, 13.) Diese Zeichen, Zimiere (cimiers) genannt, bestanden meist aus [Abbildung]
Fig. 11. Topfhelm aus der Kathedrale zu Hereford, später in [Abbildung]
Fig. 12. getriebenem Leder, das mit Leinwand beklebt wurde. Letztere erhieltTopfhelm mit Rest eines Zimiers, das wahrscheinlich sodann einen Kreideüberzug als Grund für die Temperamalerei oder Vergoldung. (Fig. 14). Diese Zimiere bildeten ebenso wie die Holz- tartschen und Pavesen, die Lederparschen für die Pferde, einen speziellen Arbeitsgegenstand des Schilterhandwerks. Die Spuren von derlei Zimieren finden sich bei alten Helmen in den in den Scheitelplatten ersichtlichen Löchern. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die Ausstattung der Helme mit Zimieren für das Feld nicht I. Die Schutzwaffen. schon durch Jahrhunderte üblich gewesen war, die Helme am Scheitelmit figürlichen Zeichen zu schmücken. Diese Zeichen werden nun höher, auffälliger und haben zunächst den Zweck, den Träger, der durch das Visier oder die Helmwand häufig vermummt war, vor den Seinigen kenntlich zu machen. Das Selbstgefühl führte dahin, dieses Erkennungszeichen geachtet zu erhalten; es bestand aus figür- lichen Zeichen in den verschiedensten Gestalten, anfänglich aus freier Wahl; später wurden dieselben ein bleibendes Zeichen des Mannes und seiner Sippe und wurden zur „Wappenfigur“, als welche sie auch auf den Schilden erscheinen. (Fig. 12, 13.) Diese Zeichen, Zimiere (cimiers) genannt, bestanden meist aus [Abbildung]
Fig. 11. Topfhelm aus der Kathedrale zu Hereford, später in [Abbildung]
Fig. 12. getriebenem Leder, das mit Leinwand beklebt wurde. Letztere erhieltTopfhelm mit Rest eines Zimiers, das wahrscheinlich sodann einen Kreideüberzug als Grund für die Temperamalerei oder Vergoldung. (Fig. 14). Diese Zimiere bildeten ebenso wie die Holz- tartschen und Pavesen, die Lederparschen für die Pferde, einen speziellen Arbeitsgegenstand des Schilterhandwerks. Die Spuren von derlei Zimieren finden sich bei alten Helmen in den in den Scheitelplatten ersichtlichen Löchern. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die Ausstattung der Helme mit Zimieren für das Feld nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="30"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/> schon durch Jahrhunderte üblich gewesen war, die Helme am Scheitel<lb/> mit figürlichen Zeichen zu schmücken. Diese Zeichen werden nun<lb/> höher, auffälliger und haben zunächst den Zweck, den Träger, der<lb/> durch das Visier oder die Helmwand häufig vermummt war, vor den<lb/> Seinigen kenntlich zu machen. Das Selbstgefühl führte dahin,<lb/> dieses Erkennungszeichen geachtet zu erhalten; es bestand aus figür-<lb/> lichen Zeichen in den verschiedensten Gestalten, anfänglich aus freier<lb/> Wahl; später wurden dieselben ein bleibendes Zeichen des Mannes<lb/> und seiner Sippe und wurden zur „Wappenfigur“, als welche sie auch<lb/> auf den Schilden erscheinen. (Fig. 12, 13.)</p><lb/> <p>Diese Zeichen, Zimiere (cimiers) genannt, bestanden meist aus<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 11.</head><p><hi rendition="#g">Topfhelm</hi> aus der Kathedrale zu Hereford, später in<lb/> der Sammlung Meyrik bewahrt. Gegenwärtiger Bewahrungsort unbekannt.<lb/> 14. Jahrhundert. Nach Planché.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 12.</head><p><hi rendition="#g">Topfhelm</hi> mit Rest eines Zimiers, das wahrscheinlich<lb/> einen Adlerkopf darstellte. Artillerie-Museum zu Paris. 14. Jahrhundert.</p></figure><lb/> getriebenem Leder, das mit Leinwand beklebt wurde. Letztere erhielt<lb/> sodann einen Kreideüberzug als Grund für die Temperamalerei oder<lb/> Vergoldung. (Fig. 14). Diese Zimiere bildeten ebenso wie die Holz-<lb/> tartschen und Pavesen, die Lederparschen für die Pferde, einen speziellen<lb/> Arbeitsgegenstand des Schilterhandwerks. Die Spuren von derlei<lb/> Zimieren finden sich bei alten Helmen in den in den Scheitelplatten<lb/> ersichtlichen Löchern. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts<lb/> ist die Ausstattung der Helme mit Zimieren für das Feld nicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0048]
I. Die Schutzwaffen.
schon durch Jahrhunderte üblich gewesen war, die Helme am Scheitel
mit figürlichen Zeichen zu schmücken. Diese Zeichen werden nun
höher, auffälliger und haben zunächst den Zweck, den Träger, der
durch das Visier oder die Helmwand häufig vermummt war, vor den
Seinigen kenntlich zu machen. Das Selbstgefühl führte dahin,
dieses Erkennungszeichen geachtet zu erhalten; es bestand aus figür-
lichen Zeichen in den verschiedensten Gestalten, anfänglich aus freier
Wahl; später wurden dieselben ein bleibendes Zeichen des Mannes
und seiner Sippe und wurden zur „Wappenfigur“, als welche sie auch
auf den Schilden erscheinen. (Fig. 12, 13.)
Diese Zeichen, Zimiere (cimiers) genannt, bestanden meist aus
[Abbildung Fig. 11. Topfhelm aus der Kathedrale zu Hereford, später in
der Sammlung Meyrik bewahrt. Gegenwärtiger Bewahrungsort unbekannt.
14. Jahrhundert. Nach Planché.]
[Abbildung Fig. 12. Topfhelm mit Rest eines Zimiers, das wahrscheinlich
einen Adlerkopf darstellte. Artillerie-Museum zu Paris. 14. Jahrhundert.]
getriebenem Leder, das mit Leinwand beklebt wurde. Letztere erhielt
sodann einen Kreideüberzug als Grund für die Temperamalerei oder
Vergoldung. (Fig. 14). Diese Zimiere bildeten ebenso wie die Holz-
tartschen und Pavesen, die Lederparschen für die Pferde, einen speziellen
Arbeitsgegenstand des Schilterhandwerks. Die Spuren von derlei
Zimieren finden sich bei alten Helmen in den in den Scheitelplatten
ersichtlichen Löchern. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
ist die Ausstattung der Helme mit Zimieren für das Feld nicht
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