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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
mochte. Jedenfalls liefert uns das kleine Gewehr einen wertvollen
Beitrag zur Geschichte des Flintenschlosses.

Die Einführung des französischen Schlosses hatte unmittelbar
eine völlige Veränderung der bisherigen Gewehrform, zunächst des
Schaftes im Gefolge, der sich nunmehr dem neuen, weit konziseren
Mechanismus anbequemen musste. Der Kolben wurde in der Hand-
lage schwächer gemacht; dadurch entstand der Kolbenhals, der Kolben
selbst wurde noch mehr abgebogen und zum Anschlage bequemer
eingerichtet. Wir unterscheiden diese Form, welche sich im wesent-
lichen noch bis jetzt erhalten hat, von den übrigen älteren durch die
Bezeichnung französischer Kolben. (Fig. 546.) In seine Detail-
konstruktion wurde auch die deutsche Kolbenlade herübergenommen,
eine Aushöhlung an der Aussenseite des Kolbens, die den Zweck hatte,

[Abbildung] Fig. 545.

Schloss einer kleinen Reiterflinte von Messing
mit eisernem Hahne. Arbeit des Felix Werder in Zürich. 1652. Eines
der ältesten vorhandenen Flintenschlösser.

die Requisiten (Kugelbohrer, Wischer, Patronenzieher) aufzunehmen
und welche mittels des Ladeschubers geschlossen wurde.

Die ausgezeichnete Geschicklichkeit indischer und arabischer Lauf-
schmiede führte die Erzeugung von langen und dünnen Läufen herbei,
die ihrer grossen Leichtigkeit wegen, und weil man selben eine be-
deutende Treffsicherheit zuschrieb, namentlich unter den Beduinen-
stämmen, allgemeine Verbreitung fanden und teuer bezahlt wurden.
Die mit derlei Läufen ausgestatteten Gewehre besitzen Schäfte mit
abgebogenen, am Ende flach gedrückten Kolben und kleine Schnapp-
hahn-, spätere auch Flintenschlösser. Sie kommen jetzt mehr und
mehr in Abnahme, da auch die Wüstensöhne den Wert der modernen
Hinterlader schätzen lernen.


Boeheim, Waffenkunde. 30

D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
mochte. Jedenfalls liefert uns das kleine Gewehr einen wertvollen
Beitrag zur Geschichte des Flintenschlosses.

Die Einführung des französischen Schlosses hatte unmittelbar
eine völlige Veränderung der bisherigen Gewehrform, zunächst des
Schaftes im Gefolge, der sich nunmehr dem neuen, weit konziseren
Mechanismus anbequemen muſste. Der Kolben wurde in der Hand-
lage schwächer gemacht; dadurch entstand der Kolbenhals, der Kolben
selbst wurde noch mehr abgebogen und zum Anschlage bequemer
eingerichtet. Wir unterscheiden diese Form, welche sich im wesent-
lichen noch bis jetzt erhalten hat, von den übrigen älteren durch die
Bezeichnung französischer Kolben. (Fig. 546.) In seine Detail-
konstruktion wurde auch die deutsche Kolbenlade herübergenommen,
eine Aushöhlung an der Auſsenseite des Kolbens, die den Zweck hatte,

[Abbildung] Fig. 545.

Schloſs einer kleinen Reiterflinte von Messing
mit eisernem Hahne. Arbeit des Felix Werder in Zürich. 1652. Eines
der ältesten vorhandenen Flintenschlösser.

die Requisiten (Kugelbohrer, Wischer, Patronenzieher) aufzunehmen
und welche mittels des Ladeschubers geschlossen wurde.

Die ausgezeichnete Geschicklichkeit indischer und arabischer Lauf-
schmiede führte die Erzeugung von langen und dünnen Läufen herbei,
die ihrer groſsen Leichtigkeit wegen, und weil man selben eine be-
deutende Treffsicherheit zuschrieb, namentlich unter den Beduinen-
stämmen, allgemeine Verbreitung fanden und teuer bezahlt wurden.
Die mit derlei Läufen ausgestatteten Gewehre besitzen Schäfte mit
abgebogenen, am Ende flach gedrückten Kolben und kleine Schnapp-
hahn-, spätere auch Flintenschlösser. Sie kommen jetzt mehr und
mehr in Abnahme, da auch die Wüstensöhne den Wert der modernen
Hinterlader schätzen lernen.


Boeheim, Waffenkunde. 30
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[465/0483] D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. mochte. Jedenfalls liefert uns das kleine Gewehr einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Flintenschlosses. Die Einführung des französischen Schlosses hatte unmittelbar eine völlige Veränderung der bisherigen Gewehrform, zunächst des Schaftes im Gefolge, der sich nunmehr dem neuen, weit konziseren Mechanismus anbequemen muſste. Der Kolben wurde in der Hand- lage schwächer gemacht; dadurch entstand der Kolbenhals, der Kolben selbst wurde noch mehr abgebogen und zum Anschlage bequemer eingerichtet. Wir unterscheiden diese Form, welche sich im wesent- lichen noch bis jetzt erhalten hat, von den übrigen älteren durch die Bezeichnung französischer Kolben. (Fig. 546.) In seine Detail- konstruktion wurde auch die deutsche Kolbenlade herübergenommen, eine Aushöhlung an der Auſsenseite des Kolbens, die den Zweck hatte, [Abbildung Fig. 545. Schloſs einer kleinen Reiterflinte von Messing mit eisernem Hahne. Arbeit des Felix Werder in Zürich. 1652. Eines der ältesten vorhandenen Flintenschlösser.] die Requisiten (Kugelbohrer, Wischer, Patronenzieher) aufzunehmen und welche mittels des Ladeschubers geschlossen wurde. Die ausgezeichnete Geschicklichkeit indischer und arabischer Lauf- schmiede führte die Erzeugung von langen und dünnen Läufen herbei, die ihrer groſsen Leichtigkeit wegen, und weil man selben eine be- deutende Treffsicherheit zuschrieb, namentlich unter den Beduinen- stämmen, allgemeine Verbreitung fanden und teuer bezahlt wurden. Die mit derlei Läufen ausgestatteten Gewehre besitzen Schäfte mit abgebogenen, am Ende flach gedrückten Kolben und kleine Schnapp- hahn-, spätere auch Flintenschlösser. Sie kommen jetzt mehr und mehr in Abnahme, da auch die Wüstensöhne den Wert der modernen Hinterlader schätzen lernen. Boeheim, Waffenkunde. 30

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/483>, abgerufen am 22.11.2024.