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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 8. Die bei den Feuerwaffen dienenden Instrumente.

Um 1510 wird auch bereits der Kugelbohrer und der Krätzer,
um Ladungen aus dem Rohre zu ziehen, angewendet, wie wir aus den
Zeugbüchern Maximilians I. ersehen. Mit der Zunahme der Fertigkeit
im Schiessen wurden die Pulverflaschen allgemach grösser, so dass sie in
den deutschen Heeren in der angegebenen scheibenförmigen Gestalt um
1560 schon einen Durchmesser von 15 cm. erreichten. Die Italiener
brachten um 1580 die ersten kantig geformten Pulverflaschen auf den
niederländischen Kriegsschauplatz. Diese sind trapezförmig mit ge-
schweiften Seitenrändern gestaltet, bei einer Dicke von ca. 6--7 cm.
Der Körper ist aus Holz gearbeitet und mit durchbrochenem Eisen be-
schlagen. Er wird mit Schnüren und Quasten ausgestattet, rückwärts an
der rechten Hüfte getragen, während ein ganz gleich geformtes, nur weit

[Abbildung] Fig. 572.

Kleine Pulverflasche von Elfenbein mit Pulver-
sperre und lichtblauen Quasten. In der Mitte der Scheibe sind beider-
seits Medaillons in Silber eingelassen. An der einen Seite erblickt man
das Relief bild Ernst Rüdigers von Starhemberg, des Verteidigers
von Wien 1683, an der anderen Seite eine Ansicht dieser Stadt. Ul.
1690.

kleineres Fläschchen für das Zündkraut an derselben Seite vorne an-
gebracht ist. (Fig. 573, 574.) In den nordischen Ländern ahmte
man diese Flaschen häufig nach, auch änderte man in einigen Ländern
die Formen. So erscheinen nicht selten Flaschen in Form eines ab-
gestutzten Kegels, rückwärts aber abgeplattet; das Ausgussrohr bleibt
dabei unverändert. In Italien kommen sie in verschiedenem Material,
namentlich in schöner Ledertechnik, vor. (Fig. 575, 576.) Mit

D. Die Fernwaffen. 8. Die bei den Feuerwaffen dienenden Instrumente.

Um 1510 wird auch bereits der Kugelbohrer und der Krätzer,
um Ladungen aus dem Rohre zu ziehen, angewendet, wie wir aus den
Zeugbüchern Maximilians I. ersehen. Mit der Zunahme der Fertigkeit
im Schieſsen wurden die Pulverflaschen allgemach gröſser, so daſs sie in
den deutschen Heeren in der angegebenen scheibenförmigen Gestalt um
1560 schon einen Durchmesser von 15 cm. erreichten. Die Italiener
brachten um 1580 die ersten kantig geformten Pulverflaschen auf den
niederländischen Kriegsschauplatz. Diese sind trapezförmig mit ge-
schweiften Seitenrändern gestaltet, bei einer Dicke von ca. 6—7 cm.
Der Körper ist aus Holz gearbeitet und mit durchbrochenem Eisen be-
schlagen. Er wird mit Schnüren und Quasten ausgestattet, rückwärts an
der rechten Hüfte getragen, während ein ganz gleich geformtes, nur weit

[Abbildung] Fig. 572.

Kleine Pulverflasche von Elfenbein mit Pulver-
sperre und lichtblauen Quasten. In der Mitte der Scheibe sind beider-
seits Medaillons in Silber eingelassen. An der einen Seite erblickt man
das Relief bild Ernst Rüdigers von Starhemberg, des Verteidigers
von Wien 1683, an der anderen Seite eine Ansicht dieser Stadt. Ul.
1690.

kleineres Fläschchen für das Zündkraut an derselben Seite vorne an-
gebracht ist. (Fig. 573, 574.) In den nordischen Ländern ahmte
man diese Flaschen häufig nach, auch änderte man in einigen Ländern
die Formen. So erscheinen nicht selten Flaschen in Form eines ab-
gestutzten Kegels, rückwärts aber abgeplattet; das Ausguſsrohr bleibt
dabei unverändert. In Italien kommen sie in verschiedenem Material,
namentlich in schöner Ledertechnik, vor. (Fig. 575, 576.) Mit

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[491/0509] D. Die Fernwaffen. 8. Die bei den Feuerwaffen dienenden Instrumente. Um 1510 wird auch bereits der Kugelbohrer und der Krätzer, um Ladungen aus dem Rohre zu ziehen, angewendet, wie wir aus den Zeugbüchern Maximilians I. ersehen. Mit der Zunahme der Fertigkeit im Schieſsen wurden die Pulverflaschen allgemach gröſser, so daſs sie in den deutschen Heeren in der angegebenen scheibenförmigen Gestalt um 1560 schon einen Durchmesser von 15 cm. erreichten. Die Italiener brachten um 1580 die ersten kantig geformten Pulverflaschen auf den niederländischen Kriegsschauplatz. Diese sind trapezförmig mit ge- schweiften Seitenrändern gestaltet, bei einer Dicke von ca. 6—7 cm. Der Körper ist aus Holz gearbeitet und mit durchbrochenem Eisen be- schlagen. Er wird mit Schnüren und Quasten ausgestattet, rückwärts an der rechten Hüfte getragen, während ein ganz gleich geformtes, nur weit [Abbildung Fig. 572. Kleine Pulverflasche von Elfenbein mit Pulver- sperre und lichtblauen Quasten. In der Mitte der Scheibe sind beider- seits Medaillons in Silber eingelassen. An der einen Seite erblickt man das Relief bild Ernst Rüdigers von Starhemberg, des Verteidigers von Wien 1683, an der anderen Seite eine Ansicht dieser Stadt. Ul. 1690.] kleineres Fläschchen für das Zündkraut an derselben Seite vorne an- gebracht ist. (Fig. 573, 574.) In den nordischen Ländern ahmte man diese Flaschen häufig nach, auch änderte man in einigen Ländern die Formen. So erscheinen nicht selten Flaschen in Form eines ab- gestutzten Kegels, rückwärts aber abgeplattet; das Ausguſsrohr bleibt dabei unverändert. In Italien kommen sie in verschiedenem Material, namentlich in schöner Ledertechnik, vor. (Fig. 575, 576.) Mit

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/509>, abgerufen am 22.11.2024.