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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
der mit ihm bezeichneten Waffe, da die ältesten Bajonette eben nichts
anderes als lange Dolche waren, deren Griffholz man in die Mündung
des Laufes steckte und damit das Gewehr zur Stosswaffe umgestaltete.
Schon in diesem Stadium der Entwickelung ist das Schicksal der
Pike entschieden, sie wird überflüssig und verschwindet aus den
Heeren.

Aus dem Wortlaute des erwähnten Schreibens lässt sich aber
schliessen, dass anfänglich die Bezeichnung Bajonett eine vermutlich
in Bajonne erzeugte Dolchform bedeutete und erst später der Ähn-
lichkeit des Gegenstandes wegen auf den Gewehrspiess übertragen
wurde.

Oberst M. Thierbach bemerkt in seinem trefflichen Werke über
die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen,*) das Bajonett
sei wahrscheinlich zuerst bei der Jagd zur Anwendung gekommen.
Diese Vermutung hat manches für sich, denn in der Waffensammlung
des kais. Hauses in Wien wird thatsächlich ein in den Lauf zu steckendes
Bajonett (Spundbajonett) bewahrt, dessen Klinge ein vollständiges
"Schweinsblatt" darstellt. (Fig. 586.) Es gehört dem Ende des
17. Jahrhunderts an. Aber die Idee, aus der Schiesswaffe in der hier
bezeichneten Art eine Stichwaffe zu machen und diese auch im
Kriege zu verwenden, trat doch schon weit früher auf. So werden
in der obengenannten Sammlung auch zwei lange Faustrohre, etwa
von 1580 datierend, bewahrt, die an der Stelle des Ladestockes
eine Nut aufweisen, aus welcher eine spitze, pfriemenartige Klinge sich
herausziehen und mittels einer Sperrfeder feststellen lässt. Das sind
die frühesten Anfänge des Bajonettes. (Fig. 587a und b.)

Die erste Erwähnung des Bajonettes, als ein "zu den Musqueden
gehöriges Messer", findet sich in den Akten des Hauptzeughauses zu
Dresden im Jahre 1669.

Der Nachteil der Spundbajonette, die man erst vom Gewehre
herabnehmen musste, um mit diesem auch schiessen zu können,
führte zu Versuchen, die Klinge etwas seitwärts vom Laufe zu stellen
und die Verbindung durch eine Hülse (Dille) zu bewirken. Die
ersten derartigen Bajonette besitzen nicht nur Spunde, sondern auch
Dillen, welche aufgeschlitzt sind und den Lauf federnd umklammern.
Um die Klinge aus der Kugelbahn zu bringen und somit auch bei
aufgestecktem Bajonette feuern zu können, wurde sie mit dem so-
sogenannten Halse versehen und seitwärts gestellt. (Fig. 588.) Diese
Art der Befestigung liess vieles zu wünschen übrig, da nicht selten
die Bajonette beim Feuern herabfielen und im Handgemenge leicht
herabgezogen werden konnten. Erst um 1740 wurde in Frankreich
eine solidere Befestigung dadurch erzielt, dass die Dille einen einge-

*) Thierbach, M., Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen.
Dresden 1886.

II. Die Angriffswaffen.
der mit ihm bezeichneten Waffe, da die ältesten Bajonette eben nichts
anderes als lange Dolche waren, deren Griffholz man in die Mündung
des Laufes steckte und damit das Gewehr zur Stoſswaffe umgestaltete.
Schon in diesem Stadium der Entwickelung ist das Schicksal der
Pike entschieden, sie wird überflüssig und verschwindet aus den
Heeren.

Aus dem Wortlaute des erwähnten Schreibens läſst sich aber
schlieſsen, daſs anfänglich die Bezeichnung Bajonett eine vermutlich
in Bajonne erzeugte Dolchform bedeutete und erst später der Ähn-
lichkeit des Gegenstandes wegen auf den Gewehrspieſs übertragen
wurde.

Oberst M. Thierbach bemerkt in seinem trefflichen Werke über
die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen,*) das Bajonett
sei wahrscheinlich zuerst bei der Jagd zur Anwendung gekommen.
Diese Vermutung hat manches für sich, denn in der Waffensammlung
des kais. Hauses in Wien wird thatsächlich ein in den Lauf zu steckendes
Bajonett (Spundbajonett) bewahrt, dessen Klinge ein vollständiges
„Schweinsblatt“ darstellt. (Fig. 586.) Es gehört dem Ende des
17. Jahrhunderts an. Aber die Idee, aus der Schieſswaffe in der hier
bezeichneten Art eine Stichwaffe zu machen und diese auch im
Kriege zu verwenden, trat doch schon weit früher auf. So werden
in der obengenannten Sammlung auch zwei lange Faustrohre, etwa
von 1580 datierend, bewahrt, die an der Stelle des Ladestockes
eine Nut aufweisen, aus welcher eine spitze, pfriemenartige Klinge sich
herausziehen und mittels einer Sperrfeder feststellen läſst. Das sind
die frühesten Anfänge des Bajonettes. (Fig. 587a und b.)

Die erste Erwähnung des Bajonettes, als ein „zu den Musqueden
gehöriges Messer“, findet sich in den Akten des Hauptzeughauses zu
Dresden im Jahre 1669.

Der Nachteil der Spundbajonette, die man erst vom Gewehre
herabnehmen muſste, um mit diesem auch schieſsen zu können,
führte zu Versuchen, die Klinge etwas seitwärts vom Laufe zu stellen
und die Verbindung durch eine Hülse (Dille) zu bewirken. Die
ersten derartigen Bajonette besitzen nicht nur Spunde, sondern auch
Dillen, welche aufgeschlitzt sind und den Lauf federnd umklammern.
Um die Klinge aus der Kugelbahn zu bringen und somit auch bei
aufgestecktem Bajonette feuern zu können, wurde sie mit dem so-
sogenannten Halse versehen und seitwärts gestellt. (Fig. 588.) Diese
Art der Befestigung lieſs vieles zu wünschen übrig, da nicht selten
die Bajonette beim Feuern herabfielen und im Handgemenge leicht
herabgezogen werden konnten. Erst um 1740 wurde in Frankreich
eine solidere Befestigung dadurch erzielt, daſs die Dille einen einge-

*) Thierbach, M., Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen.
Dresden 1886.
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[500/0518] II. Die Angriffswaffen. der mit ihm bezeichneten Waffe, da die ältesten Bajonette eben nichts anderes als lange Dolche waren, deren Griffholz man in die Mündung des Laufes steckte und damit das Gewehr zur Stoſswaffe umgestaltete. Schon in diesem Stadium der Entwickelung ist das Schicksal der Pike entschieden, sie wird überflüssig und verschwindet aus den Heeren. Aus dem Wortlaute des erwähnten Schreibens läſst sich aber schlieſsen, daſs anfänglich die Bezeichnung Bajonett eine vermutlich in Bajonne erzeugte Dolchform bedeutete und erst später der Ähn- lichkeit des Gegenstandes wegen auf den Gewehrspieſs übertragen wurde. Oberst M. Thierbach bemerkt in seinem trefflichen Werke über die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen, *) das Bajonett sei wahrscheinlich zuerst bei der Jagd zur Anwendung gekommen. Diese Vermutung hat manches für sich, denn in der Waffensammlung des kais. Hauses in Wien wird thatsächlich ein in den Lauf zu steckendes Bajonett (Spundbajonett) bewahrt, dessen Klinge ein vollständiges „Schweinsblatt“ darstellt. (Fig. 586.) Es gehört dem Ende des 17. Jahrhunderts an. Aber die Idee, aus der Schieſswaffe in der hier bezeichneten Art eine Stichwaffe zu machen und diese auch im Kriege zu verwenden, trat doch schon weit früher auf. So werden in der obengenannten Sammlung auch zwei lange Faustrohre, etwa von 1580 datierend, bewahrt, die an der Stelle des Ladestockes eine Nut aufweisen, aus welcher eine spitze, pfriemenartige Klinge sich herausziehen und mittels einer Sperrfeder feststellen läſst. Das sind die frühesten Anfänge des Bajonettes. (Fig. 587a und b.) Die erste Erwähnung des Bajonettes, als ein „zu den Musqueden gehöriges Messer“, findet sich in den Akten des Hauptzeughauses zu Dresden im Jahre 1669. Der Nachteil der Spundbajonette, die man erst vom Gewehre herabnehmen muſste, um mit diesem auch schieſsen zu können, führte zu Versuchen, die Klinge etwas seitwärts vom Laufe zu stellen und die Verbindung durch eine Hülse (Dille) zu bewirken. Die ersten derartigen Bajonette besitzen nicht nur Spunde, sondern auch Dillen, welche aufgeschlitzt sind und den Lauf federnd umklammern. Um die Klinge aus der Kugelbahn zu bringen und somit auch bei aufgestecktem Bajonette feuern zu können, wurde sie mit dem so- sogenannten Halse versehen und seitwärts gestellt. (Fig. 588.) Diese Art der Befestigung lieſs vieles zu wünschen übrig, da nicht selten die Bajonette beim Feuern herabfielen und im Handgemenge leicht herabgezogen werden konnten. Erst um 1740 wurde in Frankreich eine solidere Befestigung dadurch erzielt, daſs die Dille einen einge- *) Thierbach, M., Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen. Dresden 1886.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/518>, abgerufen am 22.11.2024.