Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.III. Die Turnierwaffen. Bildkodex der Bibliotheque nationale zu Paris, betitelt: Ceremoniesdes gages de bataille;*) hier tragen die beiden Kämpfer den voll- ständigen Plattenharnisch mit einem Helme von kugelförmiger Gestalt und breitem Visier; über den Harnisch das herkömmliche Waffenhemd mit dem Blason des Wappens der Träger. Das erinnert noch an die bei den Ordalien üblichen Gebräuche. Die Waffe aber, welche die Kämpfer führen, besteht in einem kurzen Ahlspiess mit zwei runden Scheiben am Griffe und mit spitzer Klinge. (Fig. 617.) Gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts erfährt die Ausrüstung [Abbildung]
Fig. 617. mit Drischeln. Der Harnisch erhält eine für die Kampfart berechneteRitter im Fusskampf mit Ahlspiessen. Aus dem Form. Der Helm, mit breitem, aufschlächtigen Visier, ist übermässig gross, kugelförmig gestaltet und wird an Brust und Rücken ange- schraubt oder mit Riemen daran festgeschnallt. Es ist auch hier die Absicht erkennbar, zu verhindern, dass der Helm mit dem Kopfe des Trägers in unmittelbare Verbindung kommt, um diesen vor den Er- schütterungen durch Kolbenschläge möglichst zu bewahren. Die Brust ist einmal geschoben, an sie schliesst sich unterhalb ein vielfach ge- *) Lacroix, P., Vie militaire et religieuse au Moyen-age. Paris 1873, p. 167.
III. Die Turnierwaffen. Bildkodex der Bibliothèque nationale zu Paris, betitelt: Cérémoniesdes gages de bataille;*) hier tragen die beiden Kämpfer den voll- ständigen Plattenharnisch mit einem Helme von kugelförmiger Gestalt und breitem Visier; über den Harnisch das herkömmliche Waffenhemd mit dem Blason des Wappens der Träger. Das erinnert noch an die bei den Ordalien üblichen Gebräuche. Die Waffe aber, welche die Kämpfer führen, besteht in einem kurzen Ahlspieſs mit zwei runden Scheiben am Griffe und mit spitzer Klinge. (Fig. 617.) Gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts erfährt die Ausrüstung [Abbildung]
Fig. 617. mit Drischeln. Der Harnisch erhält eine für die Kampfart berechneteRitter im Fuſskampf mit Ahlspieſsen. Aus dem Form. Der Helm, mit breitem, aufschlächtigen Visier, ist übermäſsig groſs, kugelförmig gestaltet und wird an Brust und Rücken ange- schraubt oder mit Riemen daran festgeschnallt. Es ist auch hier die Absicht erkennbar, zu verhindern, daſs der Helm mit dem Kopfe des Trägers in unmittelbare Verbindung kommt, um diesen vor den Er- schütterungen durch Kolbenschläge möglichst zu bewahren. Die Brust ist einmal geschoben, an sie schlieſst sich unterhalb ein vielfach ge- *) Lacroix, P., Vie militaire et religieuse au Moyen-âge. Paris 1873, p. 167.
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III. Die Turnierwaffen.
Bildkodex der Bibliothèque nationale zu Paris, betitelt: Cérémonies
des gages de bataille; *) hier tragen die beiden Kämpfer den voll-
ständigen Plattenharnisch mit einem Helme von kugelförmiger Gestalt
und breitem Visier; über den Harnisch das herkömmliche Waffenhemd
mit dem Blason des Wappens der Träger. Das erinnert noch an die
bei den Ordalien üblichen Gebräuche. Die Waffe aber, welche die
Kämpfer führen, besteht in einem kurzen Ahlspieſs mit zwei runden
Scheiben am Griffe und mit spitzer Klinge. (Fig. 617.)
Gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts erfährt die Ausrüstung
für den alten deutschen Fuſskampf eine bedeutende Veränderung.
Zunächst vervielfältigen sich die Waffen. Man kämpft, wie wir aus
dem Freydal Maximilians I. ersehen, nicht nur mit Schwertern, son-
dern auch mit Kolben, Ahlspieſsen, Cousen, Spitzhämmern, gemeinen
Spieſsen, Dolchen (Degen), Stangen, Dusäggen, Helmbarten, ja selbst
[Abbildung Fig. 617. Ritter im Fuſskampf mit Ahlspieſsen. Aus dem
Bildcodex „Ceremonies des gages de bataille“ der Nationalbibliothek
zu Paris vom Anfange des 15. Jahrhunderts. Nach Lacroix, Vie mi-
litaire etc.]
mit Drischeln. Der Harnisch erhält eine für die Kampfart berechnete
Form. Der Helm, mit breitem, aufschlächtigen Visier, ist übermäſsig
groſs, kugelförmig gestaltet und wird an Brust und Rücken ange-
schraubt oder mit Riemen daran festgeschnallt. Es ist auch hier die
Absicht erkennbar, zu verhindern, daſs der Helm mit dem Kopfe des
Trägers in unmittelbare Verbindung kommt, um diesen vor den Er-
schütterungen durch Kolbenschläge möglichst zu bewahren. Die Brust
ist einmal geschoben, an sie schlieſst sich unterhalb ein vielfach ge-
*) Lacroix, P., Vie militaire et religieuse au Moyen-âge. Paris 1873, p. 167.
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