Obwohl das jüngste unter den vorher beschriebenen Turniergat- tungen, kann das Fussturnier, da es noch unter Kaiser Maximilian in Aufnahme kam, unter die älteren gerechnet werden. Die Gegner erschienen in gewöhnlichen Feldharnischen, jedoch meistenteils ohne Beinzeug, mit gewöhnlichen Reisspiessen bewaffnet, in grosser Zahl auf der Bahn und bekämpften sich über eine hölzerne Schranke hinweg, um an ihren Gegnern die Stangen zu brechen. Diese wurden hierbei mit beiden Händen in der Art der Landsknechte geführt. Jedem Turnierer war gestattet, fünf bis sechs Stangen zu brechen. Es wurde
[Abbildung]
Fig. 651.
Sigmund von Welsperg im Scharfrennen, ge- halten am Weissen Sonntage 1497 zu Innsbruck. Aus Hans Burgkmayrs des Jüngern Turnierbuche von ca. 1554. Im Besitze des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Nach Hefner.
strenge darüber gewacht, dass kein Gegner unterhalb der Beintaschen getroffen wurde. In der Regel wurde später jedes Stechen oder Rennen durch ein lebhaftes Fussturnier eingeleitet, um den Stechern oder Rennern Zeit zur Rüstung zu gewähren. Dann erst wurde die Bahn geräumt und das eigentliche Ritterspiel zu Ross nahm seinen Anfang.
III. Die Turnierwaffen.
Obwohl das jüngste unter den vorher beschriebenen Turniergat- tungen, kann das Fuſsturnier, da es noch unter Kaiser Maximilian in Aufnahme kam, unter die älteren gerechnet werden. Die Gegner erschienen in gewöhnlichen Feldharnischen, jedoch meistenteils ohne Beinzeug, mit gewöhnlichen Reisspieſsen bewaffnet, in groſser Zahl auf der Bahn und bekämpften sich über eine hölzerne Schranke hinweg, um an ihren Gegnern die Stangen zu brechen. Diese wurden hierbei mit beiden Händen in der Art der Landsknechte geführt. Jedem Turnierer war gestattet, fünf bis sechs Stangen zu brechen. Es wurde
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Fig. 651.
Sigmund von Welsperg im Scharfrennen, ge- halten am Weiſsen Sonntage 1497 zu Innsbruck. Aus Hans Burgkmayrs des Jüngern Turnierbuche von ca. 1554. Im Besitze des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Nach Hefner.
strenge darüber gewacht, daſs kein Gegner unterhalb der Beintaschen getroffen wurde. In der Regel wurde später jedes Stechen oder Rennen durch ein lebhaftes Fuſsturnier eingeleitet, um den Stechern oder Rennern Zeit zur Rüstung zu gewähren. Dann erst wurde die Bahn geräumt und das eigentliche Ritterspiel zu Roſs nahm seinen Anfang.
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III. Die Turnierwaffen.
Obwohl das jüngste unter den vorher beschriebenen Turniergat-
tungen, kann das Fuſsturnier, da es noch unter Kaiser Maximilian
in Aufnahme kam, unter die älteren gerechnet werden. Die Gegner
erschienen in gewöhnlichen Feldharnischen, jedoch meistenteils ohne
Beinzeug, mit gewöhnlichen Reisspieſsen bewaffnet, in groſser Zahl auf
der Bahn und bekämpften sich über eine hölzerne Schranke hinweg,
um an ihren Gegnern die Stangen zu brechen. Diese wurden hierbei
mit beiden Händen in der Art der Landsknechte geführt. Jedem
Turnierer war gestattet, fünf bis sechs Stangen zu brechen. Es wurde
[Abbildung Fig. 651. Sigmund von Welsperg im Scharfrennen, ge-
halten am Weiſsen Sonntage 1497 zu Innsbruck. Aus Hans Burgkmayrs
des Jüngern Turnierbuche von ca. 1554. Im Besitze des Fürsten von
Hohenzollern-Sigmaringen. Nach Hefner.]
strenge darüber gewacht, daſs kein Gegner unterhalb der Beintaschen
getroffen wurde. In der Regel wurde später jedes Stechen oder Rennen
durch ein lebhaftes Fuſsturnier eingeleitet, um den Stechern oder
Rennern Zeit zur Rüstung zu gewähren. Dann erst wurde die
Bahn geräumt und das eigentliche Ritterspiel zu Roſs nahm seinen
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/580>, abgerufen am 22.11.2024.
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