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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
hat, ist der Eisenschnitt. Besteht erstere in der künstlerischen
Bearbeitung des Eisenbleches, so ist es hier ein massives Stück, dessen
künstlerische Form durch dieselben Werkzeuge, mit Zuhilfenahme von
Grabsticheln und Schneideeisen hervorgebracht wird. Bei anderem
Metalle wird die gleiche Technik ebenfalls als Schneidearbeit bezeichnet.
Auch hier steht im 16. Jahrhundert wieder Italien allen übrigen
Ländern weit voran. Im 17. Jahrhundert finden sich aber schon
französische und deutsche Meister, welche die Italiener in der Schön-
heit der Arbeit übertreffen. Der Natur des bearbeiteten Gegenstandes
nach tritt die Treibarbeit hauptsächlich bei Schutzwaffen auf, welche
aus Schlagblech gefertigt sind, während der Eisen- oder Metallschnitt
bei Schwert-, Degen- und Dolchgriffen, Gewehrschlössern, Läufen,
Steigbügeln, Gebissen u. dgl. in Anwendung kommt. Sowohl die
Treibarbeit, wie der Eisenschnitt erscheinen namentlich in Mailand,
Florenz, Venedig, später auch in Augsburg und München sehr häufig
in Verbindung mit Tausia und Vergoldung. Dieser Zusammenwirkung
verdanken wir die herrlichen Harnische, Schilde und Helme, welche
wir noch heute in den reicheren Waffensammlungen bewundern.

In Spanien finden wir an Harnischen, Schilden u. dgl. am An-
fange des 17. Jahrhunderts eine Punzenarbeit im Verein mit Ver-
goldung, wobei die Ornamente wenig motiviert erscheinen, so dass
das Ganze einer Inkrustation vergleichbar ist; diese Technik bezeichnet
bereits deutlich den Verfall kunsttechnischer Darstellungskraft.

In der Dekoration des Metalles tritt das Email schon im frühen
Mittelalter auf und wird, wie im Arbeitsgebiete des Goldschmiedes,
auch in jenem der Waffen vielfach angewendet. Auch hier verfolgen
wir dasselbe in allen seinen Entwickelungsstadien vom Email cloi-
sonne bis zum malerisch durchgebildeten Emailgemälde. So in den
frühesten Epochen das Zellenemail, vorzüglich an Schwertern und
Schilden, das Grubenemail an Sätteln und an Pferdezeugen, ebenso
das durchsichtige Reliefemail, das später auch für Schwert- und
Degengefässe als Scheidenbeschläge vielfach in Anwendung gelangt,
und namentlich in Frankreich (Limoges) und in Italien (Florenz) geübt
wird. Das Maleremail kommt vorzüglich im 17. Jahrhundert an
Schäften von Prunkgewehren, Pulverhörnern u. dgl. zur Anwendung.

Elfenbein, geschnitzt oder graviert, wird in älterer Zeit vor-
wiegend zu Sattelbelegen, Schwert- und Dolchgefässen, in späterer
auch zu Gewehrschäften, Pulverhörnern verwendet. Die Schnitz-
arbeit
besorgten die Bildschnitzer, deren viele für den Schmuck von
Waffen thätig waren. Ein eigenes Kunstfach betrieben die Elfen-
beingraveure
, deren Technik eine besondere Gewandtheit erforderte,
da ein reines Durchtrennen der Fasern quer auf die Richtung der-
selben nicht geringe Schwierigkeiten bietet. Darum wurden auch
kleinere Arbeiten auf der Hirnfläche des Elfenbeines ausgeführt.
Nach vollendeter Gravierung wurde dieselbe mit schwarzer oder an-

V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
hat, ist der Eisenschnitt. Besteht erstere in der künstlerischen
Bearbeitung des Eisenbleches, so ist es hier ein massives Stück, dessen
künstlerische Form durch dieselben Werkzeuge, mit Zuhilfenahme von
Grabsticheln und Schneideeisen hervorgebracht wird. Bei anderem
Metalle wird die gleiche Technik ebenfalls als Schneidearbeit bezeichnet.
Auch hier steht im 16. Jahrhundert wieder Italien allen übrigen
Ländern weit voran. Im 17. Jahrhundert finden sich aber schon
französische und deutsche Meister, welche die Italiener in der Schön-
heit der Arbeit übertreffen. Der Natur des bearbeiteten Gegenstandes
nach tritt die Treibarbeit hauptsächlich bei Schutzwaffen auf, welche
aus Schlagblech gefertigt sind, während der Eisen- oder Metallschnitt
bei Schwert-, Degen- und Dolchgriffen, Gewehrschlössern, Läufen,
Steigbügeln, Gebissen u. dgl. in Anwendung kommt. Sowohl die
Treibarbeit, wie der Eisenschnitt erscheinen namentlich in Mailand,
Florenz, Venedig, später auch in Augsburg und München sehr häufig
in Verbindung mit Tausia und Vergoldung. Dieser Zusammenwirkung
verdanken wir die herrlichen Harnische, Schilde und Helme, welche
wir noch heute in den reicheren Waffensammlungen bewundern.

In Spanien finden wir an Harnischen, Schilden u. dgl. am An-
fange des 17. Jahrhunderts eine Punzenarbeit im Verein mit Ver-
goldung, wobei die Ornamente wenig motiviert erscheinen, so daſs
das Ganze einer Inkrustation vergleichbar ist; diese Technik bezeichnet
bereits deutlich den Verfall kunsttechnischer Darstellungskraft.

In der Dekoration des Metalles tritt das Email schon im frühen
Mittelalter auf und wird, wie im Arbeitsgebiete des Goldschmiedes,
auch in jenem der Waffen vielfach angewendet. Auch hier verfolgen
wir dasselbe in allen seinen Entwickelungsstadien vom Email cloi-
sonné bis zum malerisch durchgebildeten Emailgemälde. So in den
frühesten Epochen das Zellenemail, vorzüglich an Schwertern und
Schilden, das Grubenemail an Sätteln und an Pferdezeugen, ebenso
das durchsichtige Reliefemail, das später auch für Schwert- und
Degengefäſse als Scheidenbeschläge vielfach in Anwendung gelangt,
und namentlich in Frankreich (Limoges) und in Italien (Florenz) geübt
wird. Das Maleremail kommt vorzüglich im 17. Jahrhundert an
Schäften von Prunkgewehren, Pulverhörnern u. dgl. zur Anwendung.

Elfenbein, geschnitzt oder graviert, wird in älterer Zeit vor-
wiegend zu Sattelbelegen, Schwert- und Dolchgefäſsen, in späterer
auch zu Gewehrschäften, Pulverhörnern verwendet. Die Schnitz-
arbeit
besorgten die Bildschnitzer, deren viele für den Schmuck von
Waffen thätig waren. Ein eigenes Kunstfach betrieben die Elfen-
beingraveure
, deren Technik eine besondere Gewandtheit erforderte,
da ein reines Durchtrennen der Fasern quer auf die Richtung der-
selben nicht geringe Schwierigkeiten bietet. Darum wurden auch
kleinere Arbeiten auf der Hirnfläche des Elfenbeines ausgeführt.
Nach vollendeter Gravierung wurde dieselbe mit schwarzer oder an-

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[600/0618] V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen. hat, ist der Eisenschnitt. Besteht erstere in der künstlerischen Bearbeitung des Eisenbleches, so ist es hier ein massives Stück, dessen künstlerische Form durch dieselben Werkzeuge, mit Zuhilfenahme von Grabsticheln und Schneideeisen hervorgebracht wird. Bei anderem Metalle wird die gleiche Technik ebenfalls als Schneidearbeit bezeichnet. Auch hier steht im 16. Jahrhundert wieder Italien allen übrigen Ländern weit voran. Im 17. Jahrhundert finden sich aber schon französische und deutsche Meister, welche die Italiener in der Schön- heit der Arbeit übertreffen. Der Natur des bearbeiteten Gegenstandes nach tritt die Treibarbeit hauptsächlich bei Schutzwaffen auf, welche aus Schlagblech gefertigt sind, während der Eisen- oder Metallschnitt bei Schwert-, Degen- und Dolchgriffen, Gewehrschlössern, Läufen, Steigbügeln, Gebissen u. dgl. in Anwendung kommt. Sowohl die Treibarbeit, wie der Eisenschnitt erscheinen namentlich in Mailand, Florenz, Venedig, später auch in Augsburg und München sehr häufig in Verbindung mit Tausia und Vergoldung. Dieser Zusammenwirkung verdanken wir die herrlichen Harnische, Schilde und Helme, welche wir noch heute in den reicheren Waffensammlungen bewundern. In Spanien finden wir an Harnischen, Schilden u. dgl. am An- fange des 17. Jahrhunderts eine Punzenarbeit im Verein mit Ver- goldung, wobei die Ornamente wenig motiviert erscheinen, so daſs das Ganze einer Inkrustation vergleichbar ist; diese Technik bezeichnet bereits deutlich den Verfall kunsttechnischer Darstellungskraft. In der Dekoration des Metalles tritt das Email schon im frühen Mittelalter auf und wird, wie im Arbeitsgebiete des Goldschmiedes, auch in jenem der Waffen vielfach angewendet. Auch hier verfolgen wir dasselbe in allen seinen Entwickelungsstadien vom Email cloi- sonné bis zum malerisch durchgebildeten Emailgemälde. So in den frühesten Epochen das Zellenemail, vorzüglich an Schwertern und Schilden, das Grubenemail an Sätteln und an Pferdezeugen, ebenso das durchsichtige Reliefemail, das später auch für Schwert- und Degengefäſse als Scheidenbeschläge vielfach in Anwendung gelangt, und namentlich in Frankreich (Limoges) und in Italien (Florenz) geübt wird. Das Maleremail kommt vorzüglich im 17. Jahrhundert an Schäften von Prunkgewehren, Pulverhörnern u. dgl. zur Anwendung. Elfenbein, geschnitzt oder graviert, wird in älterer Zeit vor- wiegend zu Sattelbelegen, Schwert- und Dolchgefäſsen, in späterer auch zu Gewehrschäften, Pulverhörnern verwendet. Die Schnitz- arbeit besorgten die Bildschnitzer, deren viele für den Schmuck von Waffen thätig waren. Ein eigenes Kunstfach betrieben die Elfen- beingraveure, deren Technik eine besondere Gewandtheit erforderte, da ein reines Durchtrennen der Fasern quer auf die Richtung der- selben nicht geringe Schwierigkeiten bietet. Darum wurden auch kleinere Arbeiten auf der Hirnfläche des Elfenbeines ausgeführt. Nach vollendeter Gravierung wurde dieselbe mit schwarzer oder an-

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/618>, abgerufen am 22.11.2024.