1. Das königliche Zeughaus in Berlin. 2. Das Musee d'Armures in Brüssel.
heime Regierungsrat Hitzig, in Bezug auf die Neubildung der Samm- lung aber der damalige Oberstleutnant von Ising und der Geheime Regierungsrat Weiss sich grosse Verdienste erworben.
Die ganze Sammlung ist auf das obere und untere Geschoss verteilt. Im oberen Geschoss befinden sich die Sammlungen 1. der morgenländischen und abendländischen Waffen, diese vom 15. bis zum 19. Jahrhundert laufend, 2. die Mustersammlung und 3. die ge- trennt aufgestellte Sammlung des Prinzen Karl von Preussen, welche käuflich erworben wurde. Im unteren Stockwerk sind die Geschütz- sammlung, die Sammlung des Ingenieurwesens und die der Nach- bildungen untergebracht.
Die Sammlung zählt rund 8000 Nummern, ohne die des Prinzen Karl, die an 1883 Stücke umfasst; sie enthält zum grossen Teile auch Uniform- und Ausrüstungsstücke, Pläne, Modelle, ferner Gedenk- stücke, welche nicht eigentlich in das Waffenfach gehören, aber, dem historischen Charakter der Sammlung entsprechend, hier nicht fehlen durften.
2. Das Musee d'Armures in Brüssel.
Der Hof der Herzoge von Burgund war im 15. Jahrhundert durch die Pracht seiner Erscheinung und speziell durch Schönheit, Zahl und Reichtum seiner Waffen weltberühmt. Anton von Burgund begann 1406 im Schlosse von Caudenberg zu Brüssel eine Sammlung alter Waffen, welche später, zur Zeit der Regierung Philipps des Guten und Karls des Kühnen, unter dem Namen "Königliches Arsenal", sich glänzend entfaltete, der grösste Teil dieser Schätze ging aber leider in den letzten Burgunderkriegen zu Grunde. Während der Regierung Maximilians I. und Karls V. erhielt das Arsenal royal wieder reichen Ersatz, so dass es zu den schönsten und reichhaltig- sten der Welt gezählt werden konnte. Auch unter der Regierungs- zeit Albrecht VII. und Isabellas, nicht minder unter Erzherzog Leo- pold Wilhelm erhielt es neue Bereicherungen. Unter letztgenanntem gelangte 1653 das berühmte Schwert Chilperichs in das Arsenal, das aber nach Frankreich gekommen ist und sich nun in Paris befindet.
Nach wiederholtem Ortswechsel gelangte die Sammlung 1773 in die Rue de la Paille, wo sie in den Wirren des Krieges 1794 bis auf einen kleinen Rest zu Grunde ging.
Die jetzige Sammlung entstand erst im Jahre 1835; sie enthält zwar noch Stücke der alten, doch besteht ihr heutiger Reichtum nur aus einer Reihe glücklicher Erwerbungen, wie u. a. der Sammlung des Grafen Hompesch, eines Teiles des Inhaltes des Arsenales der alten Sultane zu Konstantinopel etc. Im Jahre 1847 wurde das ge- samte Musealwesen neu organisiert, das Musee "Royal d'Antiquites et d'Armures" gegründet und in dem alten, 1381 erbauten Befesti-
1. Das königliche Zeughaus in Berlin. 2. Das Musée d’Armures in Brüssel.
heime Regierungsrat Hitzig, in Bezug auf die Neubildung der Samm- lung aber der damalige Oberstleutnant von Ising und der Geheime Regierungsrat Weiſs sich groſse Verdienste erworben.
Die ganze Sammlung ist auf das obere und untere Geschoſs verteilt. Im oberen Geschoſs befinden sich die Sammlungen 1. der morgenländischen und abendländischen Waffen, diese vom 15. bis zum 19. Jahrhundert laufend, 2. die Mustersammlung und 3. die ge- trennt aufgestellte Sammlung des Prinzen Karl von Preuſsen, welche käuflich erworben wurde. Im unteren Stockwerk sind die Geschütz- sammlung, die Sammlung des Ingenieurwesens und die der Nach- bildungen untergebracht.
Die Sammlung zählt rund 8000 Nummern, ohne die des Prinzen Karl, die an 1883 Stücke umfaſst; sie enthält zum groſsen Teile auch Uniform- und Ausrüstungsstücke, Pläne, Modelle, ferner Gedenk- stücke, welche nicht eigentlich in das Waffenfach gehören, aber, dem historischen Charakter der Sammlung entsprechend, hier nicht fehlen durften.
2. Das Musée d’Armures in Brüssel.
Der Hof der Herzoge von Burgund war im 15. Jahrhundert durch die Pracht seiner Erscheinung und speziell durch Schönheit, Zahl und Reichtum seiner Waffen weltberühmt. Anton von Burgund begann 1406 im Schlosse von Caudenberg zu Brüssel eine Sammlung alter Waffen, welche später, zur Zeit der Regierung Philipps des Guten und Karls des Kühnen, unter dem Namen „Königliches Arsenal“, sich glänzend entfaltete, der gröſste Teil dieser Schätze ging aber leider in den letzten Burgunderkriegen zu Grunde. Während der Regierung Maximilians I. und Karls V. erhielt das Arsenal royal wieder reichen Ersatz, so daſs es zu den schönsten und reichhaltig- sten der Welt gezählt werden konnte. Auch unter der Regierungs- zeit Albrecht VII. und Isabellas, nicht minder unter Erzherzog Leo- pold Wilhelm erhielt es neue Bereicherungen. Unter letztgenanntem gelangte 1653 das berühmte Schwert Chilperichs in das Arsenal, das aber nach Frankreich gekommen ist und sich nun in Paris befindet.
Nach wiederholtem Ortswechsel gelangte die Sammlung 1773 in die Rue de la Paille, wo sie in den Wirren des Krieges 1794 bis auf einen kleinen Rest zu Grunde ging.
Die jetzige Sammlung entstand erst im Jahre 1835; sie enthält zwar noch Stücke der alten, doch besteht ihr heutiger Reichtum nur aus einer Reihe glücklicher Erwerbungen, wie u. a. der Sammlung des Grafen Hompesch, eines Teiles des Inhaltes des Arsenales der alten Sultane zu Konstantinopel etc. Im Jahre 1847 wurde das ge- samte Musealwesen neu organisiert, das Musée „Royal d’Antiquités et d’Armures“ gegründet und in dem alten, 1381 erbauten Befesti-
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1. Das königliche Zeughaus in Berlin. 2. Das Musée d’Armures in Brüssel.
heime Regierungsrat Hitzig, in Bezug auf die Neubildung der Samm-
lung aber der damalige Oberstleutnant von Ising und der Geheime
Regierungsrat Weiſs sich groſse Verdienste erworben.
Die ganze Sammlung ist auf das obere und untere Geschoſs
verteilt. Im oberen Geschoſs befinden sich die Sammlungen 1. der
morgenländischen und abendländischen Waffen, diese vom 15. bis
zum 19. Jahrhundert laufend, 2. die Mustersammlung und 3. die ge-
trennt aufgestellte Sammlung des Prinzen Karl von Preuſsen, welche
käuflich erworben wurde. Im unteren Stockwerk sind die Geschütz-
sammlung, die Sammlung des Ingenieurwesens und die der Nach-
bildungen untergebracht.
Die Sammlung zählt rund 8000 Nummern, ohne die des Prinzen
Karl, die an 1883 Stücke umfaſst; sie enthält zum groſsen Teile
auch Uniform- und Ausrüstungsstücke, Pläne, Modelle, ferner Gedenk-
stücke, welche nicht eigentlich in das Waffenfach gehören, aber, dem
historischen Charakter der Sammlung entsprechend, hier nicht fehlen
durften.
2. Das Musée d’Armures in Brüssel.
Der Hof der Herzoge von Burgund war im 15. Jahrhundert
durch die Pracht seiner Erscheinung und speziell durch Schönheit,
Zahl und Reichtum seiner Waffen weltberühmt. Anton von Burgund
begann 1406 im Schlosse von Caudenberg zu Brüssel eine Sammlung
alter Waffen, welche später, zur Zeit der Regierung Philipps des Guten
und Karls des Kühnen, unter dem Namen „Königliches Arsenal“,
sich glänzend entfaltete, der gröſste Teil dieser Schätze ging aber
leider in den letzten Burgunderkriegen zu Grunde. Während der
Regierung Maximilians I. und Karls V. erhielt das Arsenal royal
wieder reichen Ersatz, so daſs es zu den schönsten und reichhaltig-
sten der Welt gezählt werden konnte. Auch unter der Regierungs-
zeit Albrecht VII. und Isabellas, nicht minder unter Erzherzog Leo-
pold Wilhelm erhielt es neue Bereicherungen. Unter letztgenanntem
gelangte 1653 das berühmte Schwert Chilperichs in das Arsenal, das
aber nach Frankreich gekommen ist und sich nun in Paris befindet.
Nach wiederholtem Ortswechsel gelangte die Sammlung 1773 in
die Rue de la Paille, wo sie in den Wirren des Krieges 1794 bis
auf einen kleinen Rest zu Grunde ging.
Die jetzige Sammlung entstand erst im Jahre 1835; sie enthält
zwar noch Stücke der alten, doch besteht ihr heutiger Reichtum nur
aus einer Reihe glücklicher Erwerbungen, wie u. a. der Sammlung
des Grafen Hompesch, eines Teiles des Inhaltes des Arsenales der
alten Sultane zu Konstantinopel etc. Im Jahre 1847 wurde das ge-
samte Musealwesen neu organisiert, das Musée „Royal d’Antiquités
et d’Armures“ gegründet und in dem alten, 1381 erbauten Befesti-
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/641>, abgerufen am 22.11.2024.
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