Die Waffensammlung der Stadt Wien ging aus der schon seit dem 15. Jahrh. bestandenen städtischen Rüstkammer hervor, die sich um 1445 am alten Fleischmarkt bei St. Laurenz befand. Im Jahre 1562 erbaute die Stadt ein neues Zeughaus am Hof, das 1732 umgeändert und nach den Plänen Anton Ospels mit einer neuen Fassade versehen wurde. Im Jahre 1873 wurde die Sammlung anlässlich der Welt- ausstellung durch Kustos Leitner chronologisch geordnet. In den Jahren 1885 und 1886 veranlasste die Gemeinde deren Übertragung in das neuerbaute Rathaus und deren organische Einfügung in das historische Museum der Stadt, dessen IV. Abteilung sie bildet.
Die Sammlung besitzt ausser einer sehr bedeutenden Anzahl von Setztartschen nicht viele Waffen aus dem 15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Ungemein reichhaltig ist sie aber an Stücken aus der Zeit nach 1540, die zwar von gemeiner Art, aber doch kultur- geschichtlich äusserst interessant sind. Bemerkenswert ist der Bestand an türkischen Waffen, Trophäen von 1683, nicht minder die Abtei- lung, die die Bewaffnung der Bürgerwehr vom 18. Jahrhundert bis zum Jahre 1848 enthält. Die Sammlung umfasst etwa 1500 Num- mern.
Ausser den vorerwähnten bedeutenderen öffentlichen Waffensamm- lungen in Europa zählen wir eine geradezu ungeheuere Zahl von solchen, die sich im Privatbesitz befinden. In Frankreich sind die Sammlungen Arosa, Spitzer und W. H. Riggs zu den wertvollsten zu rechnen; sie geniessen wegen ihrer unschätzbaren Kunstwaffen einen Weltruf. In England zählte schon Leber*) um 1840 an 20 Privat- sammlungen von grösserer Bedeutung, so jene von Cristy zu Lon- don, jene im Schlosse Warwick und die Sammlung Neville in Andley-End u. v. a. Eine der bedeutendsten ist die Waffensamm- lung der Königin zu Windsor. In Belgien und den Niederlanden sind die Sammlungen M. Nuyt, Delpier und Van Zuylen in Brüssel und die Sammlung J. P. Six in Amsterdam hervorzuheben. In Italien bezeichnen wir das Museo Filangieri im Palazzo Como zu Neapel. Die Sammlung Poldi-Pezzoli und Carlo Bazzero in Mailand und die Sammlung Raoul Richards in Rom, welche leider vor kurzem unter den Hammer gekommen ist. In Spanien dürfte die Sammlung des Marquis von Villa-Secca in Madrid als die hervorragendste anzusehen sein.
Nicht minder ist Deutschland reich an bedeutenden Privatsamm- lungen. Wir nennen die des Fürsten Fugger-Babenhausen und von Soeter in Augsburg, des Franz Lipperheide in Berlin,
*) Leber, Fr. v., Wiens kais. Zeughaus, 1844.
21. Die Waffensammlung der Stadt Wien.
21. Die Waffensammlung der Stadt Wien.
Die Waffensammlung der Stadt Wien ging aus der schon seit dem 15. Jahrh. bestandenen städtischen Rüstkammer hervor, die sich um 1445 am alten Fleischmarkt bei St. Laurenz befand. Im Jahre 1562 erbaute die Stadt ein neues Zeughaus am Hof, das 1732 umgeändert und nach den Plänen Anton Ospels mit einer neuen Fassade versehen wurde. Im Jahre 1873 wurde die Sammlung anläſslich der Welt- ausstellung durch Kustos Leitner chronologisch geordnet. In den Jahren 1885 und 1886 veranlaſste die Gemeinde deren Übertragung in das neuerbaute Rathaus und deren organische Einfügung in das historische Museum der Stadt, dessen IV. Abteilung sie bildet.
Die Sammlung besitzt auſser einer sehr bedeutenden Anzahl von Setztartschen nicht viele Waffen aus dem 15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Ungemein reichhaltig ist sie aber an Stücken aus der Zeit nach 1540, die zwar von gemeiner Art, aber doch kultur- geschichtlich äuſserst interessant sind. Bemerkenswert ist der Bestand an türkischen Waffen, Trophäen von 1683, nicht minder die Abtei- lung, die die Bewaffnung der Bürgerwehr vom 18. Jahrhundert bis zum Jahre 1848 enthält. Die Sammlung umfaſst etwa 1500 Num- mern.
Auſser den vorerwähnten bedeutenderen öffentlichen Waffensamm- lungen in Europa zählen wir eine geradezu ungeheuere Zahl von solchen, die sich im Privatbesitz befinden. In Frankreich sind die Sammlungen Arosa, Spitzer und W. H. Riggs zu den wertvollsten zu rechnen; sie genieſsen wegen ihrer unschätzbaren Kunstwaffen einen Weltruf. In England zählte schon Leber*) um 1840 an 20 Privat- sammlungen von gröſserer Bedeutung, so jene von Cristy zu Lon- don, jene im Schlosse Warwick und die Sammlung Neville in Andley-End u. v. a. Eine der bedeutendsten ist die Waffensamm- lung der Königin zu Windsor. In Belgien und den Niederlanden sind die Sammlungen M. Nuyt, Delpier und Van Zuylen in Brüssel und die Sammlung J. P. Six in Amsterdam hervorzuheben. In Italien bezeichnen wir das Museo Filangieri im Palazzo Como zu Neapel. Die Sammlung Poldi-Pezzoli und Carlo Bazzero in Mailand und die Sammlung Raoul Richards in Rom, welche leider vor kurzem unter den Hammer gekommen ist. In Spanien dürfte die Sammlung des Marquis von Villa-Secca in Madrid als die hervorragendste anzusehen sein.
Nicht minder ist Deutschland reich an bedeutenden Privatsamm- lungen. Wir nennen die des Fürsten Fugger-Babenhausen und von Soeter in Augsburg, des Franz Lipperheide in Berlin,
*) Leber, Fr. v., Wiens kais. Zeughaus, 1844.
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21. Die Waffensammlung der Stadt Wien.
21. Die Waffensammlung der Stadt Wien.
Die Waffensammlung der Stadt Wien ging aus der schon seit
dem 15. Jahrh. bestandenen städtischen Rüstkammer hervor, die sich
um 1445 am alten Fleischmarkt bei St. Laurenz befand. Im Jahre 1562
erbaute die Stadt ein neues Zeughaus am Hof, das 1732 umgeändert
und nach den Plänen Anton Ospels mit einer neuen Fassade versehen
wurde. Im Jahre 1873 wurde die Sammlung anläſslich der Welt-
ausstellung durch Kustos Leitner chronologisch geordnet. In den Jahren
1885 und 1886 veranlaſste die Gemeinde deren Übertragung in das
neuerbaute Rathaus und deren organische Einfügung in das historische
Museum der Stadt, dessen IV. Abteilung sie bildet.
Die Sammlung besitzt auſser einer sehr bedeutenden Anzahl von
Setztartschen nicht viele Waffen aus dem 15. und dem Anfange des
16. Jahrhunderts. Ungemein reichhaltig ist sie aber an Stücken aus
der Zeit nach 1540, die zwar von gemeiner Art, aber doch kultur-
geschichtlich äuſserst interessant sind. Bemerkenswert ist der Bestand
an türkischen Waffen, Trophäen von 1683, nicht minder die Abtei-
lung, die die Bewaffnung der Bürgerwehr vom 18. Jahrhundert bis
zum Jahre 1848 enthält. Die Sammlung umfaſst etwa 1500 Num-
mern.
Auſser den vorerwähnten bedeutenderen öffentlichen Waffensamm-
lungen in Europa zählen wir eine geradezu ungeheuere Zahl von
solchen, die sich im Privatbesitz befinden. In Frankreich sind die
Sammlungen Arosa, Spitzer und W. H. Riggs zu den wertvollsten
zu rechnen; sie genieſsen wegen ihrer unschätzbaren Kunstwaffen einen
Weltruf. In England zählte schon Leber *) um 1840 an 20 Privat-
sammlungen von gröſserer Bedeutung, so jene von Cristy zu Lon-
don, jene im Schlosse Warwick und die Sammlung Neville in
Andley-End u. v. a. Eine der bedeutendsten ist die Waffensamm-
lung der Königin zu Windsor. In Belgien und den Niederlanden
sind die Sammlungen M. Nuyt, Delpier und Van Zuylen in
Brüssel und die Sammlung J. P. Six in Amsterdam hervorzuheben.
In Italien bezeichnen wir das Museo Filangieri im Palazzo Como
zu Neapel. Die Sammlung Poldi-Pezzoli und Carlo Bazzero
in Mailand und die Sammlung Raoul Richards in Rom, welche
leider vor kurzem unter den Hammer gekommen ist. In Spanien
dürfte die Sammlung des Marquis von Villa-Secca in Madrid als
die hervorragendste anzusehen sein.
Nicht minder ist Deutschland reich an bedeutenden Privatsamm-
lungen. Wir nennen die des Fürsten Fugger-Babenhausen und
von Soeter in Augsburg, des Franz Lipperheide in Berlin,
*) Leber, Fr. v., Wiens kais. Zeughaus, 1844.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/657>, abgerufen am 22.11.2024.
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