Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Die Schutzwaffen.
heit der Betrachtung der Harnischbrust ersehen, dass der Kragen
nicht immer als selbständiger Bestandteil, sondern auch in Verbin-
dung mit der Brust und dem Rücken erscheint.

Schon um 1550 wurde es unter den Kavalieren in Italien Sitte,
im gewöhnlichen Verkehre in den Städten, um doch etwas vom Har-
nische an sich zu haben, und vielleicht, um bei einem unvermuteten
Angriffe wenigstens die Schlagadern geschützt zu haben, nur den Kragen
allein zu tragen. Das führte nicht nur zur besonderen Verzierung
desselben, sondern auch dahin, Farbe und Zier des Wamses in Ein-
klang mit der Dekoration des Kragens zu bringen. Derlei Krägen
sind um 1620 schon ohne Geschübe, reichen auch etwas weiter über
die Brust herab und erscheinen dort, weil nun sichtbar, mit geschmack-
vollerem Schnitte (Fig. 61, 62.) Diese Sitte erhielt sich in den italienischen

[Abbildung] Fig. 63.

Kragen von einer ungarischen Feldrüstung des Erz-
herzogs Ferdinand Karl von Tirol. Geätzt und versilbert. 1650.

[Abbildung] Fig. 64.

Dienstkragen eines preussischen Oberoffiziers.
Um 1740.

Heeren unter den Offizieren, wurde später zum Dienstabzeichen und
verbreitete sich in fast alle Armeen Europas. Im niederländischen
Befreiungskriege, unter Moriz von Oranien, im 30jährigen Kriege
wird der Harnischkragen von den Offizieren fast ausnahmslos über
dem Lederkoller getragen. (Fig. 63.) In der Zeit des Rokoko, in
welcher alles zugeschnitten und zugestutzt wurde, verlor der Dienst-
kragen den allerdings minder bequemen Halsteil und schrumpfte zum
Ringkragen zusammen, als welchen wir ihn noch zur Stunde in
vielen Armeen sehen können. (Fig. 64.)

In seinem Zusammenhange mit den übrigen Teilen des Har-
nisches werden wir ihn später erblicken.



I. Die Schutzwaffen.
heit der Betrachtung der Harnischbrust ersehen, daſs der Kragen
nicht immer als selbständiger Bestandteil, sondern auch in Verbin-
dung mit der Brust und dem Rücken erscheint.

Schon um 1550 wurde es unter den Kavalieren in Italien Sitte,
im gewöhnlichen Verkehre in den Städten, um doch etwas vom Har-
nische an sich zu haben, und vielleicht, um bei einem unvermuteten
Angriffe wenigstens die Schlagadern geschützt zu haben, nur den Kragen
allein zu tragen. Das führte nicht nur zur besonderen Verzierung
desselben, sondern auch dahin, Farbe und Zier des Wamses in Ein-
klang mit der Dekoration des Kragens zu bringen. Derlei Krägen
sind um 1620 schon ohne Geschübe, reichen auch etwas weiter über
die Brust herab und erscheinen dort, weil nun sichtbar, mit geschmack-
vollerem Schnitte (Fig. 61, 62.) Diese Sitte erhielt sich in den italienischen

[Abbildung] Fig. 63.

Kragen von einer ungarischen Feldrüstung des Erz-
herzogs Ferdinand Karl von Tirol. Geätzt und versilbert. 1650.

[Abbildung] Fig. 64.

Dienstkragen eines preussischen Oberoffiziers.
Um 1740.

Heeren unter den Offizieren, wurde später zum Dienstabzeichen und
verbreitete sich in fast alle Armeen Europas. Im niederländischen
Befreiungskriege, unter Moriz von Oranien, im 30jährigen Kriege
wird der Harnischkragen von den Offizieren fast ausnahmslos über
dem Lederkoller getragen. (Fig. 63.) In der Zeit des Rokoko, in
welcher alles zugeschnitten und zugestutzt wurde, verlor der Dienst-
kragen den allerdings minder bequemen Halsteil und schrumpfte zum
Ringkragen zusammen, als welchen wir ihn noch zur Stunde in
vielen Armeen sehen können. (Fig. 64.)

In seinem Zusammenhange mit den übrigen Teilen des Har-
nisches werden wir ihn später erblicken.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0084" n="66"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/>
heit der Betrachtung der Harnischbrust ersehen, da&#x017F;s der Kragen<lb/>
nicht immer als selbständiger Bestandteil, sondern auch in Verbin-<lb/>
dung mit der Brust und dem Rücken erscheint.</p><lb/>
          <p>Schon um 1550 wurde es unter den Kavalieren in Italien Sitte,<lb/>
im gewöhnlichen Verkehre in den Städten, um doch etwas vom Har-<lb/>
nische an sich zu haben, und vielleicht, um bei einem unvermuteten<lb/>
Angriffe wenigstens die Schlagadern geschützt zu haben, nur den Kragen<lb/>
allein zu tragen. Das führte nicht nur zur besonderen Verzierung<lb/>
desselben, sondern auch dahin, Farbe und Zier des Wamses in Ein-<lb/>
klang mit der Dekoration des Kragens zu bringen. Derlei Krägen<lb/>
sind um 1620 schon ohne Geschübe, reichen auch etwas weiter über<lb/>
die Brust herab und erscheinen dort, weil nun sichtbar, mit geschmack-<lb/>
vollerem Schnitte (Fig. 61, 62.) Diese Sitte erhielt sich in den italienischen<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 63.</head><p><hi rendition="#g">Kragen</hi> von einer ungarischen Feldrüstung des Erz-<lb/>
herzogs <hi rendition="#g">Ferdinand Karl von Tirol</hi>. Geätzt und versilbert. 1650.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 64.</head><p><hi rendition="#g">Dienstkragen</hi> eines preussischen Oberoffiziers.<lb/>
Um 1740.</p></figure><lb/>
Heeren unter den Offizieren, wurde später zum Dienstabzeichen und<lb/>
verbreitete sich in fast alle Armeen Europas. Im niederländischen<lb/>
Befreiungskriege, unter Moriz von Oranien, im 30jährigen Kriege<lb/>
wird der Harnischkragen von den Offizieren fast ausnahmslos über<lb/>
dem Lederkoller getragen. (Fig. 63.) In der Zeit des Rokoko, in<lb/>
welcher alles zugeschnitten und zugestutzt wurde, verlor der Dienst-<lb/>
kragen den allerdings minder bequemen Halsteil und schrumpfte zum<lb/><hi rendition="#g">Ringkragen</hi> zusammen, als welchen wir ihn noch zur Stunde in<lb/>
vielen Armeen sehen können. (Fig. 64.)</p><lb/>
          <p>In seinem Zusammenhange mit den übrigen Teilen des Har-<lb/>
nisches werden wir ihn später erblicken.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0084] I. Die Schutzwaffen. heit der Betrachtung der Harnischbrust ersehen, daſs der Kragen nicht immer als selbständiger Bestandteil, sondern auch in Verbin- dung mit der Brust und dem Rücken erscheint. Schon um 1550 wurde es unter den Kavalieren in Italien Sitte, im gewöhnlichen Verkehre in den Städten, um doch etwas vom Har- nische an sich zu haben, und vielleicht, um bei einem unvermuteten Angriffe wenigstens die Schlagadern geschützt zu haben, nur den Kragen allein zu tragen. Das führte nicht nur zur besonderen Verzierung desselben, sondern auch dahin, Farbe und Zier des Wamses in Ein- klang mit der Dekoration des Kragens zu bringen. Derlei Krägen sind um 1620 schon ohne Geschübe, reichen auch etwas weiter über die Brust herab und erscheinen dort, weil nun sichtbar, mit geschmack- vollerem Schnitte (Fig. 61, 62.) Diese Sitte erhielt sich in den italienischen [Abbildung Fig. 63. Kragen von einer ungarischen Feldrüstung des Erz- herzogs Ferdinand Karl von Tirol. Geätzt und versilbert. 1650.] [Abbildung Fig. 64. Dienstkragen eines preussischen Oberoffiziers. Um 1740.] Heeren unter den Offizieren, wurde später zum Dienstabzeichen und verbreitete sich in fast alle Armeen Europas. Im niederländischen Befreiungskriege, unter Moriz von Oranien, im 30jährigen Kriege wird der Harnischkragen von den Offizieren fast ausnahmslos über dem Lederkoller getragen. (Fig. 63.) In der Zeit des Rokoko, in welcher alles zugeschnitten und zugestutzt wurde, verlor der Dienst- kragen den allerdings minder bequemen Halsteil und schrumpfte zum Ringkragen zusammen, als welchen wir ihn noch zur Stunde in vielen Armeen sehen können. (Fig. 64.) In seinem Zusammenhange mit den übrigen Teilen des Har- nisches werden wir ihn später erblicken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/84
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/84>, abgerufen am 21.11.2024.