"..... So daß Natur in Haß und Lieben Als ihre Blüte Gott getrieben."
(Aus Lenaus "Faust".)
Ein Märchen.
Es war einmal ein lieber dicker Stern im Weltall. Die Astronomen einer benachbarten Weltengegend beobachteten ihn schon seit langen, langen Zeiten. Sie rechneten ihn nicht als Einzel¬ stern, sondern als Planeten in einem größeren Bunde. In ganz alten Urkunden spukte bei ihnen noch die Behauptung, der Stern sei einmal blut¬ rot gewesen, und man habe mit Hilfe der Spektral¬ analyse eigenes Licht bei ihm nachweisen können. Aber das mußte lange her sein. Sicherlich war das ganz schwache Licht, das er jetzt überhaupt nur noch ausstrahlte, bloß der Wiederschein eines nahen, viel größeren und helleren Sternes, um den der kleine Dicke sich in Jahresfrist gerade einmal herumkugelte.
Auf diesem Stern nun erwuchs ein Geschlecht lustiger kleiner Zwerge.
Keiner wußte, woher sie stammten. Waren sie eines Tages vom blauen Himmel gepurzelt, als hartgefrorene Dauermumien, in denen das
„..... So daß Natur in Haß und Lieben Als ihre Blüte Gott getrieben.“
(Aus Lenaus „Fauſt“.)
Ein Märchen.
Es war einmal ein lieber dicker Stern im Weltall. Die Aſtronomen einer benachbarten Weltengegend beobachteten ihn ſchon ſeit langen, langen Zeiten. Sie rechneten ihn nicht als Einzel¬ ſtern, ſondern als Planeten in einem größeren Bunde. In ganz alten Urkunden ſpukte bei ihnen noch die Behauptung, der Stern ſei einmal blut¬ rot geweſen, und man habe mit Hilfe der Spektral¬ analyſe eigenes Licht bei ihm nachweiſen können. Aber das mußte lange her ſein. Sicherlich war das ganz ſchwache Licht, das er jetzt überhaupt nur noch ausſtrahlte, bloß der Wiederſchein eines nahen, viel größeren und helleren Sternes, um den der kleine Dicke ſich in Jahresfriſt gerade einmal herumkugelte.
Auf dieſem Stern nun erwuchs ein Geſchlecht luſtiger kleiner Zwerge.
Keiner wußte, woher ſie ſtammten. Waren ſie eines Tages vom blauen Himmel gepurzelt, als hartgefrorene Dauermumien, in denen das
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„..... So daß Natur in Haß und
Lieben
Als ihre Blüte Gott getrieben.“
(Aus Lenaus „Fauſt“.)
Ein Märchen.
Es war einmal ein lieber dicker Stern im
Weltall. Die Aſtronomen einer benachbarten
Weltengegend beobachteten ihn ſchon ſeit langen,
langen Zeiten. Sie rechneten ihn nicht als Einzel¬
ſtern, ſondern als Planeten in einem größeren
Bunde. In ganz alten Urkunden ſpukte bei ihnen
noch die Behauptung, der Stern ſei einmal blut¬
rot geweſen, und man habe mit Hilfe der Spektral¬
analyſe eigenes Licht bei ihm nachweiſen können.
Aber das mußte lange her ſein. Sicherlich war
das ganz ſchwache Licht, das er jetzt überhaupt
nur noch ausſtrahlte, bloß der Wiederſchein eines
nahen, viel größeren und helleren Sternes, um
den der kleine Dicke ſich in Jahresfriſt gerade
einmal herumkugelte.
Auf dieſem Stern nun erwuchs ein Geſchlecht
luſtiger kleiner Zwerge.
Keiner wußte, woher ſie ſtammten. Waren
ſie eines Tages vom blauen Himmel gepurzelt,
als hartgefrorene Dauermumien, in denen das
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/146>, abgerufen am 22.11.2024.
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