Bedenke genau: die jungen Drohnen entstehen ja keines¬ wegs durch Knospung irgendwo in oder an der Bienenkönigin. Sie entstehen vielmehr aus regelrechten "Eiern", die am echten Eierstock erzeugt und äußerlich abgelegt werden, -- also gleich¬ sam auf dem halben Wege schon der echten geschlechtlichen Fortpflanzung. Bloß daß sie dieser geschlechtlichen Fortpflanzung dann im halben Wege doch noch eine Nase drehen, indem sie sich ohne die andere Weghälfte, nämlich ohne Mannessamen, zu fertigen Tieren entwickeln. Gleichwohl, wenn auch die Sache sicher nicht identisch ist, kannst du auch hier vielleicht einmal wieder an der Analogie lernen.
Bei dem Hydrapolypen hattest du die geschlechtliche und die Knospenfortpflanzung nebeneinander am gleichen Tier. Beim Bandwurm hattest du dann dieses Nebeneinander gleich¬ sam ausgereckt in ein zeitliches Nacheinander. Es folgten regelmäßig beim gleichen Tier nacheinander geschlechtlich und knosplich gezeugte Individuen. Nun laß mal den Unterschied zwischen Geschlechtlich und Knospe für uns beiseite und halte bloß das Nebeneinander und Nacheinander im Auge.
Hier steht ein beliebiges Insekt. Es pflanzt sich zunächst ganz regelrecht im Sinne der großen Errungenschaft unserer alten Zwergengeschichte fort: nämlich rein geschlechtlich. Mann sucht Weib, beide bringen eine Samenzelle zu einer Eizelle, und aus dem Verschmelzungsprodukt, in dem Samen und Ei sich gleichsam "gefressen" haben, erwächst ein neues, junges Insekt. Dieses neue Insekt ist (erinnere dich der Zwergen¬ geschichte!) entweder wieder ein Mann -- oder ein Weib. Das alte Insektenpaar bringt eben geschlechtlich Junge hervor -- und bei diesen Jungen finden sich nebeneinander Männlein und Weiblein.
Nun stelle dir aber mal vor, dieses "Nebeneinander" ver¬ wandelte sich auch in diesem geschlechtlichen Falle durch irgend welche wunderliche Verwickelung der Umstände in ein "Nach¬ einander". Ich meine so. Die zwei Elterninsekten, Männlein
Bedenke genau: die jungen Drohnen entſtehen ja keines¬ wegs durch Knoſpung irgendwo in oder an der Bienenkönigin. Sie entſtehen vielmehr aus regelrechten „Eiern“, die am echten Eierſtock erzeugt und äußerlich abgelegt werden, — alſo gleich¬ ſam auf dem halben Wege ſchon der echten geſchlechtlichen Fortpflanzung. Bloß daß ſie dieſer geſchlechtlichen Fortpflanzung dann im halben Wege doch noch eine Naſe drehen, indem ſie ſich ohne die andere Weghälfte, nämlich ohne Mannesſamen, zu fertigen Tieren entwickeln. Gleichwohl, wenn auch die Sache ſicher nicht identiſch iſt, kannſt du auch hier vielleicht einmal wieder an der Analogie lernen.
Bei dem Hydrapolypen hatteſt du die geſchlechtliche und die Knoſpenfortpflanzung nebeneinander am gleichen Tier. Beim Bandwurm hatteſt du dann dieſes Nebeneinander gleich¬ ſam ausgereckt in ein zeitliches Nacheinander. Es folgten regelmäßig beim gleichen Tier nacheinander geſchlechtlich und knoſplich gezeugte Individuen. Nun laß mal den Unterſchied zwiſchen Geſchlechtlich und Knoſpe für uns beiſeite und halte bloß das Nebeneinander und Nacheinander im Auge.
Hier ſteht ein beliebiges Inſekt. Es pflanzt ſich zunächſt ganz regelrecht im Sinne der großen Errungenſchaft unſerer alten Zwergengeſchichte fort: nämlich rein geſchlechtlich. Mann ſucht Weib, beide bringen eine Samenzelle zu einer Eizelle, und aus dem Verſchmelzungsprodukt, in dem Samen und Ei ſich gleichſam „gefreſſen“ haben, erwächſt ein neues, junges Inſekt. Dieſes neue Inſekt iſt (erinnere dich der Zwergen¬ geſchichte!) entweder wieder ein Mann — oder ein Weib. Das alte Inſektenpaar bringt eben geſchlechtlich Junge hervor — und bei dieſen Jungen finden ſich nebeneinander Männlein und Weiblein.
Nun ſtelle dir aber mal vor, dieſes „Nebeneinander“ ver¬ wandelte ſich auch in dieſem geſchlechtlichen Falle durch irgend welche wunderliche Verwickelung der Umſtände in ein „Nach¬ einander“. Ich meine ſo. Die zwei Elterninſekten, Männlein
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Bedenke genau: die jungen Drohnen entſtehen ja keines¬
wegs durch Knoſpung irgendwo in oder an der Bienenkönigin.
Sie entſtehen vielmehr aus regelrechten „Eiern“, die am echten
Eierſtock erzeugt und äußerlich abgelegt werden, — alſo gleich¬
ſam auf dem halben Wege ſchon der echten geſchlechtlichen
Fortpflanzung. Bloß daß ſie dieſer geſchlechtlichen Fortpflanzung
dann im halben Wege doch noch eine Naſe drehen, indem ſie
ſich ohne die andere Weghälfte, nämlich ohne Mannesſamen,
zu fertigen Tieren entwickeln. Gleichwohl, wenn auch die
Sache ſicher nicht identiſch iſt, kannſt du auch hier vielleicht
einmal wieder an der Analogie lernen.
Bei dem Hydrapolypen hatteſt du die geſchlechtliche und
die Knoſpenfortpflanzung nebeneinander am gleichen Tier.
Beim Bandwurm hatteſt du dann dieſes Nebeneinander gleich¬
ſam ausgereckt in ein zeitliches Nacheinander. Es folgten
regelmäßig beim gleichen Tier nacheinander geſchlechtlich und
knoſplich gezeugte Individuen. Nun laß mal den Unterſchied
zwiſchen Geſchlechtlich und Knoſpe für uns beiſeite und halte
bloß das Nebeneinander und Nacheinander im Auge.
Hier ſteht ein beliebiges Inſekt. Es pflanzt ſich zunächſt
ganz regelrecht im Sinne der großen Errungenſchaft unſerer
alten Zwergengeſchichte fort: nämlich rein geſchlechtlich. Mann
ſucht Weib, beide bringen eine Samenzelle zu einer Eizelle,
und aus dem Verſchmelzungsprodukt, in dem Samen und Ei
ſich gleichſam „gefreſſen“ haben, erwächſt ein neues, junges
Inſekt. Dieſes neue Inſekt iſt (erinnere dich der Zwergen¬
geſchichte!) entweder wieder ein Mann — oder ein Weib. Das
alte Inſektenpaar bringt eben geſchlechtlich Junge hervor —
und bei dieſen Jungen finden ſich nebeneinander Männlein
und Weiblein.
Nun ſtelle dir aber mal vor, dieſes „Nebeneinander“ ver¬
wandelte ſich auch in dieſem geſchlechtlichen Falle durch irgend
welche wunderliche Verwickelung der Umſtände in ein „Nach¬
einander“. Ich meine ſo. Die zwei Elterninſekten, Männlein
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/395>, abgerufen am 21.11.2024.
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