darin erwachsen als -- neue Königinnen. Mindestens eine, eventuell sogar mehrere.
Bald sind die schönen Königszellen, -- echte Königs- Kinderstuben, -- fertig. Jetzt ist bloß die Frage: woher Königinneneier? Nun -- die alte Königin hat bisher so treu alles hier gezeugt und gelegt, was zu zeugen und zu legen war: so wird sie wohl auch dieses letzte Kunststück verstehen. Unwillkürlich überdenkst du das Wie? Eine solche neue Königin der Zukunft soll doch auch wieder ein Weibchen werden, nicht wahr? Also giebt's hier keinenfalls ein unbefruchtetes Ei, denn das gäbe ja einen Mann: eine Drohne. Aber auch das be¬ fruchtete Ei, -- -- wird es reichen? Bisher gab ja jedes befruchtete Ei -- viele tausende haben dir's bewiesen -- zwar ein "Weib", aber stets ein gleichsam nur defektes, eines mit verkümmertem Eierstock und unbrauchbaren Begattungsteilen: eine Vestalin. Sollte die Königin doch noch eine Extrasorte von Eiern in sich führen, die auch noch diese Klippe um¬ schifften?
Umsonst. Sie selbst hat kein "drittes Fach" mehr, aus dem sie schöpfen kann. Aber ein neues, äußerlich doch noch "Drittes" tritt von unerwarteter Seite hinzu.
In die Königinzelle kommt ein simples Ei, genau als sollte es eine Vestalin geben. Es bekommt seinen Guß Mannes¬ samen aus Fortunats unsterblichem Säckel, und damit hat die Königin als Mutter ihr Werk gethan. Aber jetzt treten die pflegenden Vestalinnen des Stockes auf einmal wieder vor. Ihr Werk war ja schon die andersartige Wiege für dieses vor¬ nehme Kind. Und dieses ihr Werk setzen sie jetzt planmäßig fort, indem sie unser bevorzugtes Kindlein, nachdem es einmal da ist, von Beginn an anders und reichlicher füttern.
Das Ergebnis dieser Fütterung ist die Entwickelung eines echten geschlechtsfähigen Weibes .....
Statt einer Vestalin entsteht in der Königinzelle eine echte neue Königin, -- das heißt: ein Bienenweib mit unverküm¬
darin erwachſen als — neue Königinnen. Mindeſtens eine, eventuell ſogar mehrere.
Bald ſind die ſchönen Königszellen, — echte Königs- Kinderſtuben, — fertig. Jetzt iſt bloß die Frage: woher Königinneneier? Nun — die alte Königin hat bisher ſo treu alles hier gezeugt und gelegt, was zu zeugen und zu legen war: ſo wird ſie wohl auch dieſes letzte Kunſtſtück verſtehen. Unwillkürlich überdenkſt du das Wie? Eine ſolche neue Königin der Zukunft ſoll doch auch wieder ein Weibchen werden, nicht wahr? Alſo giebt's hier keinenfalls ein unbefruchtetes Ei, denn das gäbe ja einen Mann: eine Drohne. Aber auch das be¬ fruchtete Ei, — — wird es reichen? Bisher gab ja jedes befruchtete Ei — viele tauſende haben dir's bewieſen — zwar ein „Weib“, aber ſtets ein gleichſam nur defektes, eines mit verkümmertem Eierſtock und unbrauchbaren Begattungsteilen: eine Veſtalin. Sollte die Königin doch noch eine Extraſorte von Eiern in ſich führen, die auch noch dieſe Klippe um¬ ſchifften?
Umſonſt. Sie ſelbſt hat kein „drittes Fach“ mehr, aus dem ſie ſchöpfen kann. Aber ein neues, äußerlich doch noch „Drittes“ tritt von unerwarteter Seite hinzu.
In die Königinzelle kommt ein ſimples Ei, genau als ſollte es eine Veſtalin geben. Es bekommt ſeinen Guß Mannes¬ ſamen aus Fortunats unſterblichem Säckel, und damit hat die Königin als Mutter ihr Werk gethan. Aber jetzt treten die pflegenden Veſtalinnen des Stockes auf einmal wieder vor. Ihr Werk war ja ſchon die andersartige Wiege für dieſes vor¬ nehme Kind. Und dieſes ihr Werk ſetzen ſie jetzt planmäßig fort, indem ſie unſer bevorzugtes Kindlein, nachdem es einmal da iſt, von Beginn an anders und reichlicher füttern.
Das Ergebnis dieſer Fütterung iſt die Entwickelung eines echten geſchlechtsfähigen Weibes .....
Statt einer Veſtalin entſteht in der Königinzelle eine echte neue Königin, — das heißt: ein Bienenweib mit unverküm¬
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darin erwachſen als — neue Königinnen. Mindeſtens eine,
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Bald ſind die ſchönen Königszellen, — echte Königs-
Kinderſtuben, — fertig. Jetzt iſt bloß die Frage: woher
Königinneneier? Nun — die alte Königin hat bisher ſo treu
alles hier gezeugt und gelegt, was zu zeugen und zu legen
war: ſo wird ſie wohl auch dieſes letzte Kunſtſtück verſtehen.
Unwillkürlich überdenkſt du das Wie? Eine ſolche neue Königin
der Zukunft ſoll doch auch wieder ein Weibchen werden, nicht
wahr? Alſo giebt's hier keinenfalls ein unbefruchtetes Ei, denn
das gäbe ja einen Mann: eine Drohne. Aber auch das be¬
fruchtete Ei, — — wird es reichen? Bisher gab ja jedes
befruchtete Ei — viele tauſende haben dir's bewieſen — zwar
ein „Weib“, aber ſtets ein gleichſam nur defektes, eines mit
verkümmertem Eierſtock und unbrauchbaren Begattungsteilen:
eine Veſtalin. Sollte die Königin doch noch eine Extraſorte
von Eiern in ſich führen, die auch noch dieſe Klippe um¬
ſchifften?
Umſonſt. Sie ſelbſt hat kein „drittes Fach“ mehr, aus
dem ſie ſchöpfen kann. Aber ein neues, äußerlich doch noch
„Drittes“ tritt von unerwarteter Seite hinzu.
In die Königinzelle kommt ein ſimples Ei, genau als
ſollte es eine Veſtalin geben. Es bekommt ſeinen Guß Mannes¬
ſamen aus Fortunats unſterblichem Säckel, und damit hat die
Königin als Mutter ihr Werk gethan. Aber jetzt treten die
pflegenden Veſtalinnen des Stockes auf einmal wieder vor.
Ihr Werk war ja ſchon die andersartige Wiege für dieſes vor¬
nehme Kind. Und dieſes ihr Werk ſetzen ſie jetzt planmäßig
fort, indem ſie unſer bevorzugtes Kindlein, nachdem es einmal
da iſt, von Beginn an anders und reichlicher füttern.
Das Ergebnis dieſer Fütterung iſt die Entwickelung eines
echten geſchlechtsfähigen Weibes .....
Statt einer Veſtalin entſteht in der Königinzelle eine echte
neue Königin, — das heißt: ein Bienenweib mit unverküm¬
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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