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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Du brauchst bloß jenes Beispiel vom Verleger und Re¬
porter auf eine Liebesvereinigung hin durchzudenken und der
springende Punkt drängt augenblicklich heraus. Ein Liebes¬
paar, von dem der eine Teil in Amerika und der andere in
Europa sitzt, ist nur gerade bis zu einem gewissen Punkte
möglich, dann weicht es aber augenscheinlich vom Exempel ab. Es
äußert sich auch hier ja zunächst ganz deutlich, daß die Liebenden
Kulturmenschen mit allen Mitteln der Kultur sind. Sie sind
jedes für sich vollständig auf eigenen Füßen stehendes Lebens¬
individuum. Kein Gedanke an irgend welchen zeitlebens ver¬
knüpfenden Siphonophorenstiel. Der eine Partner kann ganz
ruhig bis dahin in Amerika aufgewachsen sein und gewohnt
haben und der andere in Europa. Ja es mögen die ganzen
Prämissen der Liebe selbst sich noch genau auf dem Wege voll¬
ziehen, wie zwischen unserm Verleger und Reporter. Durch
Schallwellen, Lichtwellen und elektrische Wellen. Durch über¬
sandte Photographien, durch Gespräche in Form von Briefen,
durch letzte Entscheidungen in Telegrammen. Du mußt diese
Prämissen, da es sich um Menschen von höchster Kultur handelt,
nicht unterschätzen. Du mußt dich erinnern, wie sehr wir es
heute schon in der Hand haben, unsere tiefste Seele in ge¬
schriebenes Wort zu ergießen. Denke dir unsere photographische
Technik noch etwas erweitert -- und unser Bild könnte weithin
verschickt, vielleicht gar telegraphiert werden in einer Form,
die dem unmittelbaren Anblick mindestens eine sehr ernste
Konkurrenz machen, ja ihn durch eine Reihenfolge bewegter


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Du brauchſt bloß jenes Beiſpiel vom Verleger und Re¬
porter auf eine Liebesvereinigung hin durchzudenken und der
ſpringende Punkt drängt augenblicklich heraus. Ein Liebes¬
paar, von dem der eine Teil in Amerika und der andere in
Europa ſitzt, iſt nur gerade bis zu einem gewiſſen Punkte
möglich, dann weicht es aber augenſcheinlich vom Exempel ab. Es
äußert ſich auch hier ja zunächſt ganz deutlich, daß die Liebenden
Kulturmenſchen mit allen Mitteln der Kultur ſind. Sie ſind
jedes für ſich vollſtändig auf eigenen Füßen ſtehendes Lebens¬
individuum. Kein Gedanke an irgend welchen zeitlebens ver¬
knüpfenden Siphonophorenſtiel. Der eine Partner kann ganz
ruhig bis dahin in Amerika aufgewachſen ſein und gewohnt
haben und der andere in Europa. Ja es mögen die ganzen
Prämiſſen der Liebe ſelbſt ſich noch genau auf dem Wege voll¬
ziehen, wie zwiſchen unſerm Verleger und Reporter. Durch
Schallwellen, Lichtwellen und elektriſche Wellen. Durch über¬
ſandte Photographien, durch Geſpräche in Form von Briefen,
durch letzte Entſcheidungen in Telegrammen. Du mußt dieſe
Prämiſſen, da es ſich um Menſchen von höchſter Kultur handelt,
nicht unterſchätzen. Du mußt dich erinnern, wie ſehr wir es
heute ſchon in der Hand haben, unſere tiefſte Seele in ge¬
ſchriebenes Wort zu ergießen. Denke dir unſere photographiſche
Technik noch etwas erweitert — und unſer Bild könnte weithin
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die dem unmittelbaren Anblick mindeſtens eine ſehr ernſte
Konkurrenz machen, ja ihn durch eine Reihenfolge bewegter

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[141/0157] [Abbildung] Du brauchſt bloß jenes Beiſpiel vom Verleger und Re¬ porter auf eine Liebesvereinigung hin durchzudenken und der ſpringende Punkt drängt augenblicklich heraus. Ein Liebes¬ paar, von dem der eine Teil in Amerika und der andere in Europa ſitzt, iſt nur gerade bis zu einem gewiſſen Punkte möglich, dann weicht es aber augenſcheinlich vom Exempel ab. Es äußert ſich auch hier ja zunächſt ganz deutlich, daß die Liebenden Kulturmenſchen mit allen Mitteln der Kultur ſind. Sie ſind jedes für ſich vollſtändig auf eigenen Füßen ſtehendes Lebens¬ individuum. Kein Gedanke an irgend welchen zeitlebens ver¬ knüpfenden Siphonophorenſtiel. Der eine Partner kann ganz ruhig bis dahin in Amerika aufgewachſen ſein und gewohnt haben und der andere in Europa. Ja es mögen die ganzen Prämiſſen der Liebe ſelbſt ſich noch genau auf dem Wege voll¬ ziehen, wie zwiſchen unſerm Verleger und Reporter. Durch Schallwellen, Lichtwellen und elektriſche Wellen. Durch über¬ ſandte Photographien, durch Geſpräche in Form von Briefen, durch letzte Entſcheidungen in Telegrammen. Du mußt dieſe Prämiſſen, da es ſich um Menſchen von höchſter Kultur handelt, nicht unterſchätzen. Du mußt dich erinnern, wie ſehr wir es heute ſchon in der Hand haben, unſere tiefſte Seele in ge¬ ſchriebenes Wort zu ergießen. Denke dir unſere photographiſche Technik noch etwas erweitert — und unſer Bild könnte weithin verſchickt, vielleicht gar telegraphiert werden in einer Form, die dem unmittelbaren Anblick mindeſtens eine ſehr ernſte Konkurrenz machen, ja ihn durch eine Reihenfolge bewegter

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/157>, abgerufen am 25.11.2024.