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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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wesen: daß zum Zwecke der Arterhaltung jedes Weib bloß
just gespart zwei Eier und jeder Mann zwei Samentierchen
auf die Walze zu schicken brauchte. Vorausgesetzt, daß diese
beiden Samenzellen zwei fremde Eizellen wirklich abfaßten und
diese beiden Eizellen dito zwei fremde Samenzellen. Diese
Voraussetzung aber unterlag hier ebenso offenbar einer hart¬
näckigen Schwierigkeit, maßen dessen nämlich Samenzellen wie
Eizellen einfach auf gut Glück ins Blaue geworfen wurden
mit der allgemeinen Parole "Suchet und habt Erfolg -- oder
auch nicht". Von einer "Begattung" zwischen männlichem und
weiblichem Tier war noch schlechterdings keine Rede. Die
Eier traten bei der einen Partei einfach automatisch aus wie,
na sagen wir wenigstens ungefähr so, wie ein Ei heute bei
einer unberührten Jungfrau. Auch ohne jede Begattung löst
sich da zu bestimmter Zeit ja ein Ei vom Eierstock und wandert
im Leibesinneren ein Stück weit, bei welcher Gelegenheit die
Menstruation erfolgt. Du brauchst dir bloß auszumalen, daß
das Ei dieses Mädchens vollkommen lebensfähig nicht bloß
den Eileiter und die Gebärmutter passierte, wie es wirklich
der Fall ist, sondern auch noch die Scheide und die äußere
Scheidenpforte, und daß es schließlich ganz für sich in seiner
fast unsichtbaren Punktgestalt in die offene Welt hinaus¬
spazierte, -- so hast du den völlig ähnlichen Hergang. Bei der
anderen Partei aber traten ebenso die Samen aus wie sie
einen einsamen, vom Weibe fernen Mann heute verlassen, sagen
wir, bei einem onanistischen Akt oder auch etwas naturgemäßer
durch eine jener vorhin besprochenen Pollutionen infolge eines
erregten nächtlichen Traumes.

Nun male dir mit diesen Bildern klar aus. Jene
älteren Vorfahren, in denen damals der Mensch von heute
noch steckte, lebten im Wasser. Du erinnerst dich: erst in der
Gegend des Molchfisches und Amphibiums sind deine Ahnen
zum erstenmal ans Land gestiegen. Alles frühere atmete und
durchschwamm oder durchkroch Wasser, schönes helles grünes

weſen: daß zum Zwecke der Arterhaltung jedes Weib bloß
juſt geſpart zwei Eier und jeder Mann zwei Samentierchen
auf die Walze zu ſchicken brauchte. Vorausgeſetzt, daß dieſe
beiden Samenzellen zwei fremde Eizellen wirklich abfaßten und
dieſe beiden Eizellen dito zwei fremde Samenzellen. Dieſe
Vorausſetzung aber unterlag hier ebenſo offenbar einer hart¬
näckigen Schwierigkeit, maßen deſſen nämlich Samenzellen wie
Eizellen einfach auf gut Glück ins Blaue geworfen wurden
mit der allgemeinen Parole „Suchet und habt Erfolg — oder
auch nicht“. Von einer „Begattung“ zwiſchen männlichem und
weiblichem Tier war noch ſchlechterdings keine Rede. Die
Eier traten bei der einen Partei einfach automatiſch aus wie,
na ſagen wir wenigſtens ungefähr ſo, wie ein Ei heute bei
einer unberührten Jungfrau. Auch ohne jede Begattung löſt
ſich da zu beſtimmter Zeit ja ein Ei vom Eierſtock und wandert
im Leibesinneren ein Stück weit, bei welcher Gelegenheit die
Menſtruation erfolgt. Du brauchſt dir bloß auszumalen, daß
das Ei dieſes Mädchens vollkommen lebensfähig nicht bloß
den Eileiter und die Gebärmutter paſſierte, wie es wirklich
der Fall iſt, ſondern auch noch die Scheide und die äußere
Scheidenpforte, und daß es ſchließlich ganz für ſich in ſeiner
faſt unſichtbaren Punktgeſtalt in die offene Welt hinaus¬
ſpazierte, — ſo haſt du den völlig ähnlichen Hergang. Bei der
anderen Partei aber traten ebenſo die Samen aus wie ſie
einen einſamen, vom Weibe fernen Mann heute verlaſſen, ſagen
wir, bei einem onaniſtiſchen Akt oder auch etwas naturgemäßer
durch eine jener vorhin beſprochenen Pollutionen infolge eines
erregten nächtlichen Traumes.

Nun male dir mit dieſen Bildern klar aus. Jene
älteren Vorfahren, in denen damals der Menſch von heute
noch ſteckte, lebten im Waſſer. Du erinnerſt dich: erſt in der
Gegend des Molchfiſches und Amphibiums ſind deine Ahnen
zum erſtenmal ans Land geſtiegen. Alles frühere atmete und
durchſchwamm oder durchkroch Waſſer, ſchönes helles grünes

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[192/0208] weſen: daß zum Zwecke der Arterhaltung jedes Weib bloß juſt geſpart zwei Eier und jeder Mann zwei Samentierchen auf die Walze zu ſchicken brauchte. Vorausgeſetzt, daß dieſe beiden Samenzellen zwei fremde Eizellen wirklich abfaßten und dieſe beiden Eizellen dito zwei fremde Samenzellen. Dieſe Vorausſetzung aber unterlag hier ebenſo offenbar einer hart¬ näckigen Schwierigkeit, maßen deſſen nämlich Samenzellen wie Eizellen einfach auf gut Glück ins Blaue geworfen wurden mit der allgemeinen Parole „Suchet und habt Erfolg — oder auch nicht“. Von einer „Begattung“ zwiſchen männlichem und weiblichem Tier war noch ſchlechterdings keine Rede. Die Eier traten bei der einen Partei einfach automatiſch aus wie, na ſagen wir wenigſtens ungefähr ſo, wie ein Ei heute bei einer unberührten Jungfrau. Auch ohne jede Begattung löſt ſich da zu beſtimmter Zeit ja ein Ei vom Eierſtock und wandert im Leibesinneren ein Stück weit, bei welcher Gelegenheit die Menſtruation erfolgt. Du brauchſt dir bloß auszumalen, daß das Ei dieſes Mädchens vollkommen lebensfähig nicht bloß den Eileiter und die Gebärmutter paſſierte, wie es wirklich der Fall iſt, ſondern auch noch die Scheide und die äußere Scheidenpforte, und daß es ſchließlich ganz für ſich in ſeiner faſt unſichtbaren Punktgeſtalt in die offene Welt hinaus¬ ſpazierte, — ſo haſt du den völlig ähnlichen Hergang. Bei der anderen Partei aber traten ebenſo die Samen aus wie ſie einen einſamen, vom Weibe fernen Mann heute verlaſſen, ſagen wir, bei einem onaniſtiſchen Akt oder auch etwas naturgemäßer durch eine jener vorhin beſprochenen Pollutionen infolge eines erregten nächtlichen Traumes. Nun male dir mit dieſen Bildern klar aus. Jene älteren Vorfahren, in denen damals der Menſch von heute noch ſteckte, lebten im Waſſer. Du erinnerſt dich: erſt in der Gegend des Molchfiſches und Amphibiums ſind deine Ahnen zum erſtenmal ans Land geſtiegen. Alles frühere atmete und durchſchwamm oder durchkroch Waſſer, ſchönes helles grünes

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/208>, abgerufen am 24.11.2024.