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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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still seine Eier weiter und wehrt gelegentlich dabei einem
anderen jungen Don Juan durchaus nicht, wenn er die Hitze
des Gefechts da drüben schlau zu benutzen und die gerade
herrenlose Eierschicht mit einem Hausfreundssegen zu bedenken
weiß. Ist es wirklich dahin gekommen, so schwänzelt vielmehr
die Friedliche auch über diese Fracht rasch ein paar schützende
Sandkörnlein und geht weiter im Text. Nur wenn ihr der
eigentliche treue Galan im Hochzeitsrock ganz verdrängt oder
irgendwie genommen wird, wird sie selber unwirsch, kümmert
sich nicht um die jungen Herrn und holt sich ein neues
älteres und erfahreneres Verhältnis. Die Eier geben später
Junge, ohne daß die Alten noch zu sorgen haben. Wie die
Alten selbst, kehren diese Jungen zur rechten Zeit ins Meer
zurück, fressen sich dort rund und beginnen das alte Spiel,
die alte Pilgerfahrt neu.

[Abbildung]

Unendliche Komik liegt über dieser Liebeskomödie der
Lachse, vor allem diesem Kampf -- noch nicht um des
Weibes Leib, sondern um die Grube im Sand, die einstweilen
die Scheide und Gebärmutter der Lächsin symbolisch-äußerlich
verkörpert. Wie altfränkische Ritter im Tournier bloß um ein
Kränzlein vom Haupt der Geliebten fechten, das mitten im
Plan liegt, während die Geliebte selber hoch auf dem Altan,
unnahbar für alle, sitzt!

Und doch: wie nahe liegt es gerade vor solcher Sachlage,
daß der Akt selber noch viel intimer wird!

Wie nahe lag es, daß dieser Lachsritter, Gymnastiker
ohne gleichen, wie er war, der Wasserfälle übersprungen hatte,
-- daß er sich nicht mehr begnügte, nach dem Weibe die Grube
einzunehmen, -- -- sondern daß er eine noch weit zärtlichere
Stellung suchte und Gewicht darauf legte, im Moment des

ſtill ſeine Eier weiter und wehrt gelegentlich dabei einem
anderen jungen Don Juan durchaus nicht, wenn er die Hitze
des Gefechts da drüben ſchlau zu benutzen und die gerade
herrenloſe Eierſchicht mit einem Hausfreundsſegen zu bedenken
weiß. Iſt es wirklich dahin gekommen, ſo ſchwänzelt vielmehr
die Friedliche auch über dieſe Fracht raſch ein paar ſchützende
Sandkörnlein und geht weiter im Text. Nur wenn ihr der
eigentliche treue Galan im Hochzeitsrock ganz verdrängt oder
irgendwie genommen wird, wird ſie ſelber unwirſch, kümmert
ſich nicht um die jungen Herrn und holt ſich ein neues
älteres und erfahreneres Verhältnis. Die Eier geben ſpäter
Junge, ohne daß die Alten noch zu ſorgen haben. Wie die
Alten ſelbſt, kehren dieſe Jungen zur rechten Zeit ins Meer
zurück, freſſen ſich dort rund und beginnen das alte Spiel,
die alte Pilgerfahrt neu.

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Unendliche Komik liegt über dieſer Liebeskomödie der
Lachſe, vor allem dieſem Kampf — noch nicht um des
Weibes Leib, ſondern um die Grube im Sand, die einſtweilen
die Scheide und Gebärmutter der Lächſin ſymboliſch-äußerlich
verkörpert. Wie altfränkiſche Ritter im Tournier bloß um ein
Kränzlein vom Haupt der Geliebten fechten, das mitten im
Plan liegt, während die Geliebte ſelber hoch auf dem Altan,
unnahbar für alle, ſitzt!

Und doch: wie nahe liegt es gerade vor ſolcher Sachlage,
daß der Akt ſelber noch viel intimer wird!

Wie nahe lag es, daß dieſer Lachsritter, Gymnaſtiker
ohne gleichen, wie er war, der Waſſerfälle überſprungen hatte,
— daß er ſich nicht mehr begnügte, nach dem Weibe die Grube
einzunehmen, — — ſondern daß er eine noch weit zärtlichere
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[223/0239] ſtill ſeine Eier weiter und wehrt gelegentlich dabei einem anderen jungen Don Juan durchaus nicht, wenn er die Hitze des Gefechts da drüben ſchlau zu benutzen und die gerade herrenloſe Eierſchicht mit einem Hausfreundsſegen zu bedenken weiß. Iſt es wirklich dahin gekommen, ſo ſchwänzelt vielmehr die Friedliche auch über dieſe Fracht raſch ein paar ſchützende Sandkörnlein und geht weiter im Text. Nur wenn ihr der eigentliche treue Galan im Hochzeitsrock ganz verdrängt oder irgendwie genommen wird, wird ſie ſelber unwirſch, kümmert ſich nicht um die jungen Herrn und holt ſich ein neues älteres und erfahreneres Verhältnis. Die Eier geben ſpäter Junge, ohne daß die Alten noch zu ſorgen haben. Wie die Alten ſelbſt, kehren dieſe Jungen zur rechten Zeit ins Meer zurück, freſſen ſich dort rund und beginnen das alte Spiel, die alte Pilgerfahrt neu. [Abbildung] Unendliche Komik liegt über dieſer Liebeskomödie der Lachſe, vor allem dieſem Kampf — noch nicht um des Weibes Leib, ſondern um die Grube im Sand, die einſtweilen die Scheide und Gebärmutter der Lächſin ſymboliſch-äußerlich verkörpert. Wie altfränkiſche Ritter im Tournier bloß um ein Kränzlein vom Haupt der Geliebten fechten, das mitten im Plan liegt, während die Geliebte ſelber hoch auf dem Altan, unnahbar für alle, ſitzt! Und doch: wie nahe liegt es gerade vor ſolcher Sachlage, daß der Akt ſelber noch viel intimer wird! Wie nahe lag es, daß dieſer Lachsritter, Gymnaſtiker ohne gleichen, wie er war, der Waſſerfälle überſprungen hatte, — daß er ſich nicht mehr begnügte, nach dem Weibe die Grube einzunehmen, — — ſondern daß er eine noch weit zärtlichere Stellung ſuchte und Gewicht darauf legte, im Moment des

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/239>, abgerufen am 24.11.2024.