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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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eine Blase und schließlich in ein Loch. Und dieses Nierenloch
fiel auch noch beim Manne zusammen mit der Öffnung des
Gliedes, beim Weibe mit der Mundhöhle gleichsam des großen
Gebärloches. Aber warum ist da nicht noch eine letzte Ver¬
einfachung eingetreten?

Eine winzige Spanne an deinem nackten Menschenleibe
nur fort von dem Urin-Geschlechtsloch -- und du bist an der
anderen Pforte des unteren Rumpfendes: dem Afterloch.

Beim Weibe zumal engen sich die Verhältnisse so ein,
daß die Öffnungen bei einander sitzen wie die Gläser einer
Brille. Warum ist das nicht auch noch überwunden worden?
Zusammengeschmolzen.

Du merkst, wir sind jetzt recht in einer anderen Art des
Fragens. Welche Deklamationen, wenn's bei uns Menschen so
wäre, nach jener anderen Methode! Der heilige Graal der
Zeugung nicht bloß mit dem Nachttopf in Kollision, sonder
auch noch mit dem Stuhl. Zeugen, Gebären, Urinlassen und
nun gar noch Kotentleeren in derselben Thür! Gemach, es
ist 'ja nicht so. Wir haben uns nur jetzt von einer Seite
in die Dinge eingebohrt, daß uns geradezu die Frage auf¬
kommt: warum ist's denn nicht so? Das Prinzip der Ver¬
einfachung giebt uns zur Frage das Recht.

Und hier ist denn zu sagen: es ist einfach bloß deßwegen
nicht so, weil wir Menschen es diesmal schon in unsern
Ahnenformen ausgeprobt und wieder verworfen haben.
Da war's wirklich herzhaft genug.

Du erinnerst dich, wie uns oben die Möglichkeit einer
Afterliebe, einer echten Liebe durchs Afterloch, flüchtig auftauchte.

Wo die Geschlechtsstoffe sich noch von der Magenwand
abspalteten -- und wo dann dieser Magen zum Schlauch mit
einer vorderen und einer hinteren Öffnung geworden war, --
da konnte der After natürlich an und für sich genau so gut
zur Samen- und Eientleerung benutzt werden wie der Mund.
Du weißt aber: diese Magenliebe spielt in deinem Stamm¬

eine Blaſe und ſchließlich in ein Loch. Und dieſes Nierenloch
fiel auch noch beim Manne zuſammen mit der Öffnung des
Gliedes, beim Weibe mit der Mundhöhle gleichſam des großen
Gebärloches. Aber warum iſt da nicht noch eine letzte Ver¬
einfachung eingetreten?

Eine winzige Spanne an deinem nackten Menſchenleibe
nur fort von dem Urin-Geſchlechtsloch — und du biſt an der
anderen Pforte des unteren Rumpfendes: dem Afterloch.

Beim Weibe zumal engen ſich die Verhältniſſe ſo ein,
daß die Öffnungen bei einander ſitzen wie die Gläſer einer
Brille. Warum iſt das nicht auch noch überwunden worden?
Zuſammengeſchmolzen.

Du merkſt, wir ſind jetzt recht in einer anderen Art des
Fragens. Welche Deklamationen, wenn's bei uns Menſchen ſo
wäre, nach jener anderen Methode! Der heilige Graal der
Zeugung nicht bloß mit dem Nachttopf in Kolliſion, ſonder
auch noch mit dem Stuhl. Zeugen, Gebären, Urinlaſſen und
nun gar noch Kotentleeren in derſelben Thür! Gemach, es
iſt 'ja nicht ſo. Wir haben uns nur jetzt von einer Seite
in die Dinge eingebohrt, daß uns geradezu die Frage auf¬
kommt: warum iſt's denn nicht ſo? Das Prinzip der Ver¬
einfachung giebt uns zur Frage das Recht.

Und hier iſt denn zu ſagen: es iſt einfach bloß deßwegen
nicht ſo, weil wir Menſchen es diesmal ſchon in unſern
Ahnenformen ausgeprobt und wieder verworfen haben.
Da war's wirklich herzhaft genug.

Du erinnerſt dich, wie uns oben die Möglichkeit einer
Afterliebe, einer echten Liebe durchs Afterloch, flüchtig auftauchte.

Wo die Geſchlechtsſtoffe ſich noch von der Magenwand
abſpalteten — und wo dann dieſer Magen zum Schlauch mit
einer vorderen und einer hinteren Öffnung geworden war, —
da konnte der After natürlich an und für ſich genau ſo gut
zur Samen- und Eientleerung benutzt werden wie der Mund.
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[256/0272] eine Blaſe und ſchließlich in ein Loch. Und dieſes Nierenloch fiel auch noch beim Manne zuſammen mit der Öffnung des Gliedes, beim Weibe mit der Mundhöhle gleichſam des großen Gebärloches. Aber warum iſt da nicht noch eine letzte Ver¬ einfachung eingetreten? Eine winzige Spanne an deinem nackten Menſchenleibe nur fort von dem Urin-Geſchlechtsloch — und du biſt an der anderen Pforte des unteren Rumpfendes: dem Afterloch. Beim Weibe zumal engen ſich die Verhältniſſe ſo ein, daß die Öffnungen bei einander ſitzen wie die Gläſer einer Brille. Warum iſt das nicht auch noch überwunden worden? Zuſammengeſchmolzen. Du merkſt, wir ſind jetzt recht in einer anderen Art des Fragens. Welche Deklamationen, wenn's bei uns Menſchen ſo wäre, nach jener anderen Methode! Der heilige Graal der Zeugung nicht bloß mit dem Nachttopf in Kolliſion, ſonder auch noch mit dem Stuhl. Zeugen, Gebären, Urinlaſſen und nun gar noch Kotentleeren in derſelben Thür! Gemach, es iſt 'ja nicht ſo. Wir haben uns nur jetzt von einer Seite in die Dinge eingebohrt, daß uns geradezu die Frage auf¬ kommt: warum iſt's denn nicht ſo? Das Prinzip der Ver¬ einfachung giebt uns zur Frage das Recht. Und hier iſt denn zu ſagen: es iſt einfach bloß deßwegen nicht ſo, weil wir Menſchen es diesmal ſchon in unſern Ahnenformen ausgeprobt und wieder verworfen haben. Da war's wirklich herzhaft genug. Du erinnerſt dich, wie uns oben die Möglichkeit einer Afterliebe, einer echten Liebe durchs Afterloch, flüchtig auftauchte. Wo die Geſchlechtsſtoffe ſich noch von der Magenwand abſpalteten — und wo dann dieſer Magen zum Schlauch mit einer vorderen und einer hinteren Öffnung geworden war, — da konnte der After natürlich an und für ſich genau ſo gut zur Samen- und Eientleerung benutzt werden wie der Mund. Du weißt aber: dieſe Magenliebe ſpielt in deinem Stamm¬

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/272>, abgerufen am 22.11.2024.