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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Ein "Afterglied" war die Preisaufgabe der Entwickelung,
die der ganzen Sachlage nach zunächst nur gestellt und gelöst
werden konnte.

Bei Frosch und Kröte hast du, wie erzählt, noch rein
nichts. Die Eier fallen aus dem After und der Samen fällt
aus dem After. Aber sie treffen sich äußerlich. Hingegen
beim eng verwandten Molch, also auf der geschwänzten Seite
des Amphibiums, fangen mit besagtem After schon gewisse be¬
lehrende Experimente an, als wollte da etwas werden. Zuerst
hast du da Molchweiblein, die mit ihrem After eine Art Saug¬
bewegung vollführen. Sie haben ihre Eier noch drinnen im
Leibe. Aber der Molcher hat außen dicht vor dem Thore
schon seinen Samen ausgelassen und das Wasser damit erfüllt.
Jetzt also pumpt die Molchin solches samengeschwängerte Wasser
in ihr Afterloch saugend ein und befruchtet so ihre Eier noch
vor dem Austritt innerlich.

Der nächste Akt darüber hinaus gestaltet sich toll genug.
Sperrte das Weiblein schon so saugend ihr nehmendes After¬
loch weit auf, wie ein fressendes Maul, so sperren nun ihrer¬
seits gewisse Molchmännlein auch ihren gebenden After noch
gewaltiger auseinander, bis er den Weibesafter geradezu um¬
faßt
. Die Geschichte scheint hier auf dem Wege, schnur¬
stracks das Gegenteil von dem zu erreichen, was du heute in
deiner menschlichen Veranlagung für selbstverständlich hältst.
Anstatt nämlich, daß das Glied in die Scheide eintritt und
von dieser umfaßt wird, stülpt sich hier der Mannesteil um
die vorgeschobene weibliche Öffnung wie eine Kaffeetasse herum.
Aber es ist nur ein Seitensprung ohne Belang im Feuer des
Experimentierens.

Da hast du eine kleine Gesellschaft dritter amphibienähn¬
licher Tiere, die weder Frosch noch Molch sind. Sie leben
unscheinbar in den Tropenländern, wühlen sich ins feuchte
Erdreich ein wie die Regenwürmer und haben bei solcher
Lebensart im schwarzen Grunde ihre Augen so verkümmern

Ein „Afterglied“ war die Preisaufgabe der Entwickelung,
die der ganzen Sachlage nach zunächſt nur geſtellt und gelöſt
werden konnte.

Bei Froſch und Kröte haſt du, wie erzählt, noch rein
nichts. Die Eier fallen aus dem After und der Samen fällt
aus dem After. Aber ſie treffen ſich äußerlich. Hingegen
beim eng verwandten Molch, alſo auf der geſchwänzten Seite
des Amphibiums, fangen mit beſagtem After ſchon gewiſſe be¬
lehrende Experimente an, als wollte da etwas werden. Zuerſt
haſt du da Molchweiblein, die mit ihrem After eine Art Saug¬
bewegung vollführen. Sie haben ihre Eier noch drinnen im
Leibe. Aber der Molcher hat außen dicht vor dem Thore
ſchon ſeinen Samen ausgelaſſen und das Waſſer damit erfüllt.
Jetzt alſo pumpt die Molchin ſolches ſamengeſchwängerte Waſſer
in ihr Afterloch ſaugend ein und befruchtet ſo ihre Eier noch
vor dem Austritt innerlich.

Der nächſte Akt darüber hinaus geſtaltet ſich toll genug.
Sperrte das Weiblein ſchon ſo ſaugend ihr nehmendes After¬
loch weit auf, wie ein freſſendes Maul, ſo ſperren nun ihrer¬
ſeits gewiſſe Molchmännlein auch ihren gebenden After noch
gewaltiger auseinander, bis er den Weibesafter geradezu um¬
faßt
. Die Geſchichte ſcheint hier auf dem Wege, ſchnur¬
ſtracks das Gegenteil von dem zu erreichen, was du heute in
deiner menſchlichen Veranlagung für ſelbſtverſtändlich hältſt.
Anſtatt nämlich, daß das Glied in die Scheide eintritt und
von dieſer umfaßt wird, ſtülpt ſich hier der Mannesteil um
die vorgeſchobene weibliche Öffnung wie eine Kaffeetaſſe herum.
Aber es iſt nur ein Seitenſprung ohne Belang im Feuer des
Experimentierens.

Da haſt du eine kleine Geſellſchaft dritter amphibienähn¬
licher Tiere, die weder Froſch noch Molch ſind. Sie leben
unſcheinbar in den Tropenländern, wühlen ſich ins feuchte
Erdreich ein wie die Regenwürmer und haben bei ſolcher
Lebensart im ſchwarzen Grunde ihre Augen ſo verkümmern

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[278/0294] Ein „Afterglied“ war die Preisaufgabe der Entwickelung, die der ganzen Sachlage nach zunächſt nur geſtellt und gelöſt werden konnte. Bei Froſch und Kröte haſt du, wie erzählt, noch rein nichts. Die Eier fallen aus dem After und der Samen fällt aus dem After. Aber ſie treffen ſich äußerlich. Hingegen beim eng verwandten Molch, alſo auf der geſchwänzten Seite des Amphibiums, fangen mit beſagtem After ſchon gewiſſe be¬ lehrende Experimente an, als wollte da etwas werden. Zuerſt haſt du da Molchweiblein, die mit ihrem After eine Art Saug¬ bewegung vollführen. Sie haben ihre Eier noch drinnen im Leibe. Aber der Molcher hat außen dicht vor dem Thore ſchon ſeinen Samen ausgelaſſen und das Waſſer damit erfüllt. Jetzt alſo pumpt die Molchin ſolches ſamengeſchwängerte Waſſer in ihr Afterloch ſaugend ein und befruchtet ſo ihre Eier noch vor dem Austritt innerlich. Der nächſte Akt darüber hinaus geſtaltet ſich toll genug. Sperrte das Weiblein ſchon ſo ſaugend ihr nehmendes After¬ loch weit auf, wie ein freſſendes Maul, ſo ſperren nun ihrer¬ ſeits gewiſſe Molchmännlein auch ihren gebenden After noch gewaltiger auseinander, bis er den Weibesafter geradezu um¬ faßt. Die Geſchichte ſcheint hier auf dem Wege, ſchnur¬ ſtracks das Gegenteil von dem zu erreichen, was du heute in deiner menſchlichen Veranlagung für ſelbſtverſtändlich hältſt. Anſtatt nämlich, daß das Glied in die Scheide eintritt und von dieſer umfaßt wird, ſtülpt ſich hier der Mannesteil um die vorgeſchobene weibliche Öffnung wie eine Kaffeetaſſe herum. Aber es iſt nur ein Seitenſprung ohne Belang im Feuer des Experimentierens. Da haſt du eine kleine Geſellſchaft dritter amphibienähn¬ licher Tiere, die weder Froſch noch Molch ſind. Sie leben unſcheinbar in den Tropenländern, wühlen ſich ins feuchte Erdreich ein wie die Regenwürmer und haben bei ſolcher Lebensart im ſchwarzen Grunde ihre Augen ſo verkümmern

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/294>, abgerufen am 22.11.2024.