Fragte sich jetzt nur in der großen aufsteigenden Linie der Tiere noch, wo diese Gipfelstelle überall war. Und hier ergiebt die wechselreiche Arabeske dessen, was ich dir vorher erzählt habe, wahrscheinlich die nötigen Fortschrittsstufen von selbst.
[Abbildung]
Der äußerste körperliche Liebesakt der vielzelligen Wesen, dieser großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬ schild erst die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte Arbeit vollziehen, ist kein Mischakt, sondern im günstigsten Falle ein Berührungs-Akt.
Wir haben aber gesehen, wie lange selbst das in deiner werten Ahnenschaft schwankte. Die liebenden Vielzell-Wesen suchten sich, näherten sich, sahen sich, empfanden sich in weitester Distance irgendwie, -- dann spritzten Samen wie Eier ins Blaue los auf Gutfinden. Erst allmählich kommt die echte körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fische, die sich Leib zu Leib drücken. Die sich aneinander saugen, mit den Flossen halten. Endlich ein festes Pressen Liebespforte zu Liebespforte. Es ist lange Zeit die Afterpforte. Allmählich wächst in dieser beiderseits das Scharnier. Es wird, einseitig sich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede. Mit ihm vernageln sich die Geschlechter schließlich im Akt. Bis zu dir, wo's noch genau so ist.
Dieser klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen Distancenahme zwischen den großen Deck-Individuum Mann und Weib ist nun offenbar mit allen seinen Stationen auch der Weg der Wollust-Projektion dieser Individuen gewesen.
Die Wollust soll als höchster Lustmoment die gegebene Liebeskette krönen. Es verschiebt sich nur eben von Stufe zu
Fragte ſich jetzt nur in der großen aufſteigenden Linie der Tiere noch, wo dieſe Gipfelſtelle überall war. Und hier ergiebt die wechſelreiche Arabeske deſſen, was ich dir vorher erzählt habe, wahrſcheinlich die nötigen Fortſchrittsſtufen von ſelbſt.
[Abbildung]
Der äußerſte körperliche Liebesakt der vielzelligen Weſen, dieſer großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬ ſchild erſt die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte Arbeit vollziehen, iſt kein Miſchakt, ſondern im günſtigſten Falle ein Berührungs-Akt.
Wir haben aber geſehen, wie lange ſelbſt das in deiner werten Ahnenſchaft ſchwankte. Die liebenden Vielzell-Weſen ſuchten ſich, näherten ſich, ſahen ſich, empfanden ſich in weiteſter Diſtance irgendwie, — dann ſpritzten Samen wie Eier ins Blaue los auf Gutfinden. Erſt allmählich kommt die echte körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fiſche, die ſich Leib zu Leib drücken. Die ſich aneinander ſaugen, mit den Floſſen halten. Endlich ein feſtes Preſſen Liebespforte zu Liebespforte. Es iſt lange Zeit die Afterpforte. Allmählich wächſt in dieſer beiderſeits das Scharnier. Es wird, einſeitig ſich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede. Mit ihm vernageln ſich die Geſchlechter ſchließlich im Akt. Bis zu dir, wo's noch genau ſo iſt.
Dieſer klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen Diſtancenahme zwiſchen den großen Deck-Individuum Mann und Weib iſt nun offenbar mit allen ſeinen Stationen auch der Weg der Wolluſt-Projektion dieſer Individuen geweſen.
Die Wolluſt ſoll als höchſter Luſtmoment die gegebene Liebeskette krönen. Es verſchiebt ſich nur eben von Stufe zu
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0324"n="308"/><p>Fragte ſich jetzt nur in der großen aufſteigenden Linie<lb/>
der Tiere noch, wo dieſe Gipfelſtelle überall war. Und hier<lb/>
ergiebt die wechſelreiche Arabeske deſſen, was ich dir vorher<lb/>
erzählt habe, wahrſcheinlich die nötigen Fortſchrittsſtufen<lb/>
von ſelbſt.</p><lb/><figure/><p>Der äußerſte körperliche Liebesakt der vielzelligen Weſen,<lb/>
dieſer großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬<lb/>ſchild erſt die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte<lb/>
Arbeit vollziehen, iſt kein Miſchakt, ſondern im günſtigſten<lb/>
Falle ein <hirendition="#g">Berührungs-Akt</hi>.</p><lb/><p>Wir haben aber geſehen, wie lange ſelbſt das in deiner<lb/>
werten Ahnenſchaft ſchwankte. Die liebenden Vielzell-Weſen<lb/>ſuchten ſich, näherten ſich, ſahen ſich, empfanden ſich in weiteſter<lb/>
Diſtance irgendwie, — dann ſpritzten Samen wie Eier ins<lb/>
Blaue los auf Gutfinden. Erſt allmählich kommt die echte<lb/>
körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fiſche, die<lb/>ſich Leib zu Leib drücken. Die ſich aneinander ſaugen, mit den<lb/>
Floſſen halten. Endlich ein feſtes Preſſen Liebespforte zu<lb/>
Liebespforte. Es iſt lange Zeit die Afterpforte. Allmählich<lb/>
wächſt in dieſer beiderſeits das Scharnier. Es wird, einſeitig<lb/>ſich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede.<lb/>
Mit ihm vernageln ſich die Geſchlechter ſchließlich im Akt.<lb/>
Bis zu dir, wo's noch genau ſo iſt.</p><lb/><p>Dieſer klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen<lb/>
Diſtancenahme zwiſchen den großen Deck-Individuum Mann<lb/>
und Weib iſt nun offenbar mit allen ſeinen Stationen auch<lb/>
der Weg der Wolluſt-Projektion dieſer Individuen geweſen.</p><lb/><p>Die Wolluſt ſoll als höchſter Luſtmoment die gegebene<lb/>
Liebeskette krönen. Es verſchiebt ſich nur eben von Stufe zu<lb/></p></div></body></text></TEI>
[308/0324]
Fragte ſich jetzt nur in der großen aufſteigenden Linie
der Tiere noch, wo dieſe Gipfelſtelle überall war. Und hier
ergiebt die wechſelreiche Arabeske deſſen, was ich dir vorher
erzählt habe, wahrſcheinlich die nötigen Fortſchrittsſtufen
von ſelbſt.
[Abbildung]
Der äußerſte körperliche Liebesakt der vielzelligen Weſen,
dieſer großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬
ſchild erſt die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte
Arbeit vollziehen, iſt kein Miſchakt, ſondern im günſtigſten
Falle ein Berührungs-Akt.
Wir haben aber geſehen, wie lange ſelbſt das in deiner
werten Ahnenſchaft ſchwankte. Die liebenden Vielzell-Weſen
ſuchten ſich, näherten ſich, ſahen ſich, empfanden ſich in weiteſter
Diſtance irgendwie, — dann ſpritzten Samen wie Eier ins
Blaue los auf Gutfinden. Erſt allmählich kommt die echte
körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fiſche, die
ſich Leib zu Leib drücken. Die ſich aneinander ſaugen, mit den
Floſſen halten. Endlich ein feſtes Preſſen Liebespforte zu
Liebespforte. Es iſt lange Zeit die Afterpforte. Allmählich
wächſt in dieſer beiderſeits das Scharnier. Es wird, einſeitig
ſich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede.
Mit ihm vernageln ſich die Geſchlechter ſchließlich im Akt.
Bis zu dir, wo's noch genau ſo iſt.
Dieſer klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen
Diſtancenahme zwiſchen den großen Deck-Individuum Mann
und Weib iſt nun offenbar mit allen ſeinen Stationen auch
der Weg der Wolluſt-Projektion dieſer Individuen geweſen.
Die Wolluſt ſoll als höchſter Luſtmoment die gegebene
Liebeskette krönen. Es verſchiebt ſich nur eben von Stufe zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/324>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.