Weibchen in der Reihe von hinten her fest umfaßt. Doch alles gemütlich, ein Idyll der Kleinen, denen diese Spanne Tümpelwasser genau so gut ist wie den Vögeln der ganze blaue See. Bachstelzen wippen wie Elfchen um den Tümpel, natürlich auch verliebt. Im Walde jubelt ein liebesfroher Grünspecht.
Und die Sonne glüht und glüht herab, glüht in all diese Liebe hinein.
Ein Strom von Licht und Wärme aus fernen Welten, einen Strom von Liebe lösend auf dem alten Erdplaneten. Jeder dieser Lichtstrahlen, die auf dem kleinen Krötentümpel blitzen, ist zwanzig Millionen Meilen gewandert durch den eisigen Raum. Und löst nun hier die Liebe dieser Vögel und Kröten aus wie ein glühendes, berauschendes Weltallsbad. Tausend und tausend junger Vögelein und Krötlein steigen neu gezeugt aus dem Lichtbad solchen Sonnentages wie heute, auf jede Meile Lichtbahn ein Seelchen, das dieses Lichtes sich selber wieder freuen wird .....
Der Schilfkranz öffnet sich zu einer verschwiegen lieb¬ lichen Badestelle. Im Sommer, wenn das grüne Schilf wie eine Mauer steht, hat mancher Kahn, im Schilflabyrinth ge¬ schickt gesteuert, hier schon in warmer Dämmerstunde angelegt und auch menschlichen Liebespärchen einen Strand der Seligen gewiesen, den vom See her kein profanes Auge gewahren kann. Nach dem Lande deckt wie eine zweite Schutzwand der rote Säulentempel des Kiefernwaldes, dessen Wurzeln wie Guirlanden aus dem gelben Sandsturz drängen. Jetzt ist die Schilfseite noch offen. Aber das Wasser schmiegt sich schon so weich an den Sand, glimmernd im eigenen Sonnenbad. In der Seetiefe ist es wohl noch von herber Frühlingskälte. Aber die Oberfläche ist schon warm. Es liegt Verjüngungskraft in solchem Frühlingswasser, -- auch für dich. Wirf deine Kleider von dir und tauche hinein. Nun bist du selbst mit deinem weißen Leibe eine Silberblüte im blauen Walpurgissee wie
Weibchen in der Reihe von hinten her feſt umfaßt. Doch alles gemütlich, ein Idyll der Kleinen, denen dieſe Spanne Tümpelwaſſer genau ſo gut iſt wie den Vögeln der ganze blaue See. Bachſtelzen wippen wie Elfchen um den Tümpel, natürlich auch verliebt. Im Walde jubelt ein liebesfroher Grünſpecht.
Und die Sonne glüht und glüht herab, glüht in all dieſe Liebe hinein.
Ein Strom von Licht und Wärme aus fernen Welten, einen Strom von Liebe löſend auf dem alten Erdplaneten. Jeder dieſer Lichtſtrahlen, die auf dem kleinen Krötentümpel blitzen, iſt zwanzig Millionen Meilen gewandert durch den eiſigen Raum. Und löſt nun hier die Liebe dieſer Vögel und Kröten aus wie ein glühendes, berauſchendes Weltallsbad. Tauſend und tauſend junger Vögelein und Krötlein ſteigen neu gezeugt aus dem Lichtbad ſolchen Sonnentages wie heute, auf jede Meile Lichtbahn ein Seelchen, das dieſes Lichtes ſich ſelber wieder freuen wird .....
Der Schilfkranz öffnet ſich zu einer verſchwiegen lieb¬ lichen Badeſtelle. Im Sommer, wenn das grüne Schilf wie eine Mauer ſteht, hat mancher Kahn, im Schilflabyrinth ge¬ ſchickt geſteuert, hier ſchon in warmer Dämmerſtunde angelegt und auch menſchlichen Liebespärchen einen Strand der Seligen gewieſen, den vom See her kein profanes Auge gewahren kann. Nach dem Lande deckt wie eine zweite Schutzwand der rote Säulentempel des Kiefernwaldes, deſſen Wurzeln wie Guirlanden aus dem gelben Sandſturz drängen. Jetzt iſt die Schilfſeite noch offen. Aber das Waſſer ſchmiegt ſich ſchon ſo weich an den Sand, glimmernd im eigenen Sonnenbad. In der Seetiefe iſt es wohl noch von herber Frühlingskälte. Aber die Oberfläche iſt ſchon warm. Es liegt Verjüngungskraft in ſolchem Frühlingswaſſer, — auch für dich. Wirf deine Kleider von dir und tauche hinein. Nun biſt du ſelbſt mit deinem weißen Leibe eine Silberblüte im blauen Walpurgisſee wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0058"n="42"/>
Weibchen in der Reihe von hinten her feſt umfaßt. Doch<lb/>
alles gemütlich, ein Idyll der Kleinen, denen dieſe Spanne<lb/>
Tümpelwaſſer genau ſo gut iſt wie den Vögeln der ganze<lb/>
blaue See. Bachſtelzen wippen wie Elfchen um den Tümpel,<lb/>
natürlich auch verliebt. Im Walde jubelt ein liebesfroher<lb/>
Grünſpecht.</p><lb/><p>Und die Sonne glüht und glüht herab, glüht in all dieſe<lb/>
Liebe hinein.</p><lb/><p>Ein Strom von Licht und Wärme aus fernen Welten,<lb/>
einen Strom von Liebe löſend auf dem alten Erdplaneten.<lb/>
Jeder dieſer Lichtſtrahlen, die auf dem kleinen Krötentümpel<lb/>
blitzen, iſt zwanzig Millionen Meilen gewandert durch den<lb/>
eiſigen Raum. Und löſt nun hier die Liebe dieſer Vögel und<lb/>
Kröten aus wie ein glühendes, berauſchendes Weltallsbad.<lb/>
Tauſend und tauſend junger Vögelein und Krötlein ſteigen<lb/>
neu gezeugt aus dem Lichtbad ſolchen Sonnentages wie heute,<lb/>
auf jede Meile Lichtbahn ein Seelchen, das dieſes Lichtes ſich<lb/>ſelber wieder freuen wird .....</p><lb/><p>Der Schilfkranz öffnet ſich zu einer verſchwiegen lieb¬<lb/>
lichen Badeſtelle. Im Sommer, wenn das grüne Schilf wie<lb/>
eine Mauer ſteht, hat mancher Kahn, im Schilflabyrinth ge¬<lb/>ſchickt geſteuert, hier ſchon in warmer Dämmerſtunde angelegt<lb/>
und auch menſchlichen Liebespärchen einen Strand der Seligen<lb/>
gewieſen, den vom See her kein profanes Auge gewahren<lb/>
kann. Nach dem Lande deckt wie eine zweite Schutzwand der<lb/>
rote Säulentempel des Kiefernwaldes, deſſen Wurzeln wie<lb/>
Guirlanden aus dem gelben Sandſturz drängen. Jetzt iſt die<lb/>
Schilfſeite noch offen. Aber das Waſſer ſchmiegt ſich ſchon ſo<lb/>
weich an den Sand, glimmernd im eigenen Sonnenbad. In<lb/>
der Seetiefe iſt es wohl noch von herber Frühlingskälte. Aber<lb/>
die Oberfläche iſt ſchon warm. Es liegt Verjüngungskraft in<lb/>ſolchem Frühlingswaſſer, — auch für dich. Wirf deine Kleider<lb/>
von dir und tauche hinein. Nun biſt du ſelbſt mit deinem<lb/>
weißen Leibe eine Silberblüte im blauen Walpurgisſee wie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0058]
Weibchen in der Reihe von hinten her feſt umfaßt. Doch
alles gemütlich, ein Idyll der Kleinen, denen dieſe Spanne
Tümpelwaſſer genau ſo gut iſt wie den Vögeln der ganze
blaue See. Bachſtelzen wippen wie Elfchen um den Tümpel,
natürlich auch verliebt. Im Walde jubelt ein liebesfroher
Grünſpecht.
Und die Sonne glüht und glüht herab, glüht in all dieſe
Liebe hinein.
Ein Strom von Licht und Wärme aus fernen Welten,
einen Strom von Liebe löſend auf dem alten Erdplaneten.
Jeder dieſer Lichtſtrahlen, die auf dem kleinen Krötentümpel
blitzen, iſt zwanzig Millionen Meilen gewandert durch den
eiſigen Raum. Und löſt nun hier die Liebe dieſer Vögel und
Kröten aus wie ein glühendes, berauſchendes Weltallsbad.
Tauſend und tauſend junger Vögelein und Krötlein ſteigen
neu gezeugt aus dem Lichtbad ſolchen Sonnentages wie heute,
auf jede Meile Lichtbahn ein Seelchen, das dieſes Lichtes ſich
ſelber wieder freuen wird .....
Der Schilfkranz öffnet ſich zu einer verſchwiegen lieb¬
lichen Badeſtelle. Im Sommer, wenn das grüne Schilf wie
eine Mauer ſteht, hat mancher Kahn, im Schilflabyrinth ge¬
ſchickt geſteuert, hier ſchon in warmer Dämmerſtunde angelegt
und auch menſchlichen Liebespärchen einen Strand der Seligen
gewieſen, den vom See her kein profanes Auge gewahren
kann. Nach dem Lande deckt wie eine zweite Schutzwand der
rote Säulentempel des Kiefernwaldes, deſſen Wurzeln wie
Guirlanden aus dem gelben Sandſturz drängen. Jetzt iſt die
Schilfſeite noch offen. Aber das Waſſer ſchmiegt ſich ſchon ſo
weich an den Sand, glimmernd im eigenen Sonnenbad. In
der Seetiefe iſt es wohl noch von herber Frühlingskälte. Aber
die Oberfläche iſt ſchon warm. Es liegt Verjüngungskraft in
ſolchem Frühlingswaſſer, — auch für dich. Wirf deine Kleider
von dir und tauche hinein. Nun biſt du ſelbſt mit deinem
weißen Leibe eine Silberblüte im blauen Walpurgisſee wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/58>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.