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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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sie wieder aus. Etwas tiefer in deinem Leibe bilden die Zellen
einen anderen Sack mit einer Anzahl wurstartiger Dependenzen
nach ganz unten und ganz hinten: Magen und Darm. Hier
stopfst du täglich so und so viel pflanzliche oder anderstierische
Bestandteile hinein und verarbeitest sie ähnlich, dieses Teil be¬
haltend, jene wieder abscheidend. Das alles aber ist nun aus¬
gesprochen tierische Art. Die Pflanzen atmen mit den grünen
Lungen ihrer Blätter im Lichte wenigstens gerade das aus,
was die Tiere atmend bei sich behalten: den Sauerstoff. Die
Pflanzen ernähren sich wenigstens in der Regel durchaus nicht
von anderspflanzlichen und tierischen Stoffen, sondern von
unmittelbar anorganischem, mineralischem Stoff, den du absolut
nicht gebrauchen könntest. Also du bist Tier, kein Zweifel.
Dein Leib ist "auf Tier" angelernt im Haushalt seiner Zellen,
und "auf Pflanze" verstehts er's einfach nicht. Seine Weisheit
ist Tier-Weisheit, er hat also gar keine Wahl weiter in jener
Frage, sobald du ihn überhaupt hören willst.

[Abbildung]

Schon wieder bist du wie der Groschen in einer Zähl¬
maschine eine Rubrik enger durchgesiebt. Jetzt aber: was für
eine Sorte Tier bist du? Wir hatten ja im Beispiel schon
Muschel, Schildkröte, Vogel. Es giebt rund dreihunderttausend
bekannte (lebende und ausgestorbene) Arten von Tieren. Die
Arche Noäh. Wo gehört Noah selber hin? Dein Leib ist
nicht ein loser Klumpen, eine erste lose Genossenschaft bloß von
Zellen, die sich auf tierische Art ernähren. In sinnvollster
Weise sind diese Zellen zu einander geordnet schon nach dem
großen Prinzip der Arbeitsteilung. Sie bilden Organe, von
denen jedes sein besonderes Ressort im allgemeinen Leibes-
Haushalt vertritt. Gleichsam kleine Leiblein sind diese Organe,

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ſie wieder aus. Etwas tiefer in deinem Leibe bilden die Zellen
einen anderen Sack mit einer Anzahl wurſtartiger Dependenzen
nach ganz unten und ganz hinten: Magen und Darm. Hier
ſtopfſt du täglich ſo und ſo viel pflanzliche oder anderstieriſche
Beſtandteile hinein und verarbeiteſt ſie ähnlich, dieſes Teil be¬
haltend, jene wieder abſcheidend. Das alles aber iſt nun aus¬
geſprochen tieriſche Art. Die Pflanzen atmen mit den grünen
Lungen ihrer Blätter im Lichte wenigſtens gerade das aus,
was die Tiere atmend bei ſich behalten: den Sauerſtoff. Die
Pflanzen ernähren ſich wenigſtens in der Regel durchaus nicht
von anderspflanzlichen und tieriſchen Stoffen, ſondern von
unmittelbar anorganiſchem, mineraliſchem Stoff, den du abſolut
nicht gebrauchen könnteſt. Alſo du biſt Tier, kein Zweifel.
Dein Leib iſt „auf Tier“ angelernt im Haushalt ſeiner Zellen,
und „auf Pflanze“ verſtehts er's einfach nicht. Seine Weisheit
iſt Tier-Weisheit, er hat alſo gar keine Wahl weiter in jener
Frage, ſobald du ihn überhaupt hören willſt.

[Abbildung]

Schon wieder biſt du wie der Groſchen in einer Zähl¬
maſchine eine Rubrik enger durchgeſiebt. Jetzt aber: was für
eine Sorte Tier biſt du? Wir hatten ja im Beiſpiel ſchon
Muſchel, Schildkröte, Vogel. Es giebt rund dreihunderttauſend
bekannte (lebende und ausgeſtorbene) Arten von Tieren. Die
Arche Noäh. Wo gehört Noah ſelber hin? Dein Leib iſt
nicht ein loſer Klumpen, eine erſte loſe Genoſſenſchaft bloß von
Zellen, die ſich auf tieriſche Art ernähren. In ſinnvollſter
Weiſe ſind dieſe Zellen zu einander geordnet ſchon nach dem
großen Prinzip der Arbeitsteilung. Sie bilden Organe, von
denen jedes ſein beſonderes Reſſort im allgemeinen Leibes-
Haushalt vertritt. Gleichſam kleine Leiblein ſind dieſe Organe,

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[67/0083] ſie wieder aus. Etwas tiefer in deinem Leibe bilden die Zellen einen anderen Sack mit einer Anzahl wurſtartiger Dependenzen nach ganz unten und ganz hinten: Magen und Darm. Hier ſtopfſt du täglich ſo und ſo viel pflanzliche oder anderstieriſche Beſtandteile hinein und verarbeiteſt ſie ähnlich, dieſes Teil be¬ haltend, jene wieder abſcheidend. Das alles aber iſt nun aus¬ geſprochen tieriſche Art. Die Pflanzen atmen mit den grünen Lungen ihrer Blätter im Lichte wenigſtens gerade das aus, was die Tiere atmend bei ſich behalten: den Sauerſtoff. Die Pflanzen ernähren ſich wenigſtens in der Regel durchaus nicht von anderspflanzlichen und tieriſchen Stoffen, ſondern von unmittelbar anorganiſchem, mineraliſchem Stoff, den du abſolut nicht gebrauchen könnteſt. Alſo du biſt Tier, kein Zweifel. Dein Leib iſt „auf Tier“ angelernt im Haushalt ſeiner Zellen, und „auf Pflanze“ verſtehts er's einfach nicht. Seine Weisheit iſt Tier-Weisheit, er hat alſo gar keine Wahl weiter in jener Frage, ſobald du ihn überhaupt hören willſt. [Abbildung] Schon wieder biſt du wie der Groſchen in einer Zähl¬ maſchine eine Rubrik enger durchgeſiebt. Jetzt aber: was für eine Sorte Tier biſt du? Wir hatten ja im Beiſpiel ſchon Muſchel, Schildkröte, Vogel. Es giebt rund dreihunderttauſend bekannte (lebende und ausgeſtorbene) Arten von Tieren. Die Arche Noäh. Wo gehört Noah ſelber hin? Dein Leib iſt nicht ein loſer Klumpen, eine erſte loſe Genoſſenſchaft bloß von Zellen, die ſich auf tieriſche Art ernähren. In ſinnvollſter Weiſe ſind dieſe Zellen zu einander geordnet ſchon nach dem großen Prinzip der Arbeitsteilung. Sie bilden Organe, von denen jedes ſein beſonderes Reſſort im allgemeinen Leibes- Haushalt vertritt. Gleichſam kleine Leiblein ſind dieſe Organe, 5*

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/83>, abgerufen am 24.11.2024.