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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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nicht nahezu in Permanenz erklärt war, sondern nur für eine
kleine Zeitspanne als Intermezzo im großen Nichtbrunst-Jahr
auftrat. Den größten Teil des Jahres konnte hier auch beim
geschlechtsreifen Weibe ein möglichst guter Verschluß nur er¬
wünscht sein. Kam dann die Brunstzeit, so wurde das Ver¬
schlußhäutlein allerdings beim ersten Akt zurückgedrängt und
die Geschlechtspforte blieb wohl für die kurze Dauer der
Brunstperiode offen. Nachher aber mag sich der Verschluß
wieder zusammengezogen haben, um erst beim Geburtsakt aber¬
mals sich vorübergehend zu lösen oder wenigstens zu weiten.
Immer wird ja auch hier die Geschlechtsreife einen wichtigen
Einschnitt gebildet haben, -- bis zu ihr war der Verschluß
ganz und dauernd intakt. Aber alles mochte sich geregelter,
glatter abspielen. Erst beim Menschen, denke ich mir, ist im
Gefolge des Verzichts auf eine einmalige Brunstperiode im
Jahr zu Gunsten einer mindestens zwölfmaligen oder noch
viel öfteren der ganz grelle Riß zwischen einer intakt ver¬
schlossenen Jungfrauenzeit und einem dauernd unverschlossenen
Frauenstand eingetreten. An die Stelle einer beschränkten
Zahl von Ausweitungen hat sich zu Gunsten einer beständig
freien Passage ein einmaliges grobes Zerreißen beim ersten
Mal gesetzt, das denn allerdings seine kleinen Mißlichkeiten
hat wie jeder blutige Gewaltakt.

Ganz ähnlich mag's aber beim Manne mit der Vorhaut
hergegangen sein. Hier ist ja von gewaltsamem Riß beim
ersten Akt wenigstens in der Regel keine Rede, -- vorkommen
thut's schon einmal, aber keinenfalls ist es in der Mehrzahl
der Fälle nötig. Gewisse Unbequemlichkeiten des halben Ver¬
schlußes und der Neigung zu noch stärkerem machen sich in¬
dessen auch da vielfältig geltend. Die Schutzklappe wird im
Gegensatz zu ihrer Bestimmung oft der Sitz lästiger Krank¬
heiten. Und für einen gewissen immerhin nicht unbeträchtlichen
Prozentsatz sonst völlig liebesreifer Männer bleibt sie gar ein
Dauerhemmnis, eben weil sie nicht so leicht zerreißlich ist wie

nicht nahezu in Permanenz erklärt war, ſondern nur für eine
kleine Zeitſpanne als Intermezzo im großen Nichtbrunſt-Jahr
auftrat. Den größten Teil des Jahres konnte hier auch beim
geſchlechtsreifen Weibe ein möglichſt guter Verſchluß nur er¬
wünſcht ſein. Kam dann die Brunſtzeit, ſo wurde das Ver¬
ſchlußhäutlein allerdings beim erſten Akt zurückgedrängt und
die Geſchlechtspforte blieb wohl für die kurze Dauer der
Brunſtperiode offen. Nachher aber mag ſich der Verſchluß
wieder zuſammengezogen haben, um erſt beim Geburtsakt aber¬
mals ſich vorübergehend zu löſen oder wenigſtens zu weiten.
Immer wird ja auch hier die Geſchlechtsreife einen wichtigen
Einſchnitt gebildet haben, — bis zu ihr war der Verſchluß
ganz und dauernd intakt. Aber alles mochte ſich geregelter,
glatter abſpielen. Erſt beim Menſchen, denke ich mir, iſt im
Gefolge des Verzichts auf eine einmalige Brunſtperiode im
Jahr zu Gunſten einer mindeſtens zwölfmaligen oder noch
viel öfteren der ganz grelle Riß zwiſchen einer intakt ver¬
ſchloſſenen Jungfrauenzeit und einem dauernd unverſchloſſenen
Frauenſtand eingetreten. An die Stelle einer beſchränkten
Zahl von Ausweitungen hat ſich zu Gunſten einer beſtändig
freien Paſſage ein einmaliges grobes Zerreißen beim erſten
Mal geſetzt, das denn allerdings ſeine kleinen Mißlichkeiten
hat wie jeder blutige Gewaltakt.

Ganz ähnlich mag's aber beim Manne mit der Vorhaut
hergegangen ſein. Hier iſt ja von gewaltſamem Riß beim
erſten Akt wenigſtens in der Regel keine Rede, — vorkommen
thut's ſchon einmal, aber keinenfalls iſt es in der Mehrzahl
der Fälle nötig. Gewiſſe Unbequemlichkeiten des halben Ver¬
ſchlußes und der Neigung zu noch ſtärkerem machen ſich in¬
deſſen auch da vielfältig geltend. Die Schutzklappe wird im
Gegenſatz zu ihrer Beſtimmung oft der Sitz läſtiger Krank¬
heiten. Und für einen gewiſſen immerhin nicht unbeträchtlichen
Prozentſatz ſonſt völlig liebesreifer Männer bleibt ſie gar ein
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[116/0130] nicht nahezu in Permanenz erklärt war, ſondern nur für eine kleine Zeitſpanne als Intermezzo im großen Nichtbrunſt-Jahr auftrat. Den größten Teil des Jahres konnte hier auch beim geſchlechtsreifen Weibe ein möglichſt guter Verſchluß nur er¬ wünſcht ſein. Kam dann die Brunſtzeit, ſo wurde das Ver¬ ſchlußhäutlein allerdings beim erſten Akt zurückgedrängt und die Geſchlechtspforte blieb wohl für die kurze Dauer der Brunſtperiode offen. Nachher aber mag ſich der Verſchluß wieder zuſammengezogen haben, um erſt beim Geburtsakt aber¬ mals ſich vorübergehend zu löſen oder wenigſtens zu weiten. Immer wird ja auch hier die Geſchlechtsreife einen wichtigen Einſchnitt gebildet haben, — bis zu ihr war der Verſchluß ganz und dauernd intakt. Aber alles mochte ſich geregelter, glatter abſpielen. Erſt beim Menſchen, denke ich mir, iſt im Gefolge des Verzichts auf eine einmalige Brunſtperiode im Jahr zu Gunſten einer mindeſtens zwölfmaligen oder noch viel öfteren der ganz grelle Riß zwiſchen einer intakt ver¬ ſchloſſenen Jungfrauenzeit und einem dauernd unverſchloſſenen Frauenſtand eingetreten. An die Stelle einer beſchränkten Zahl von Ausweitungen hat ſich zu Gunſten einer beſtändig freien Paſſage ein einmaliges grobes Zerreißen beim erſten Mal geſetzt, das denn allerdings ſeine kleinen Mißlichkeiten hat wie jeder blutige Gewaltakt. Ganz ähnlich mag's aber beim Manne mit der Vorhaut hergegangen ſein. Hier iſt ja von gewaltſamem Riß beim erſten Akt wenigſtens in der Regel keine Rede, — vorkommen thut's ſchon einmal, aber keinenfalls iſt es in der Mehrzahl der Fälle nötig. Gewiſſe Unbequemlichkeiten des halben Ver¬ ſchlußes und der Neigung zu noch ſtärkerem machen ſich in¬ deſſen auch da vielfältig geltend. Die Schutzklappe wird im Gegenſatz zu ihrer Beſtimmung oft der Sitz läſtiger Krank¬ heiten. Und für einen gewiſſen immerhin nicht unbeträchtlichen Prozentſatz ſonſt völlig liebesreifer Männer bleibt ſie gar ein Dauerhemmnis, eben weil ſie nicht ſo leicht zerreißlich iſt wie

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/130>, abgerufen am 21.11.2024.