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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Noch immer, auch in all diesen wechselnden Arabesken
des menschlichen Liebeslebens, hast du dich kaum entfernt von
der großen Linie, wie sie im Tierreich schon vorgezeichnet war.

Es bleibt dir eine Stufe noch übrig, die auch dort schon
war: die zersetzende Wirkung des Sozialen gegenüber der Ehe
überhaupt. Und auch dieser Zug ist fühlbar im Liebesroman
der Menschheit, wenn auch nirgendwo eigentlich ausgebaut.

Man merkt, daß er, bisher wenigstens in der geschichtlich
gegebenen Kapitelreihe, nicht ankonnte gegen die immer wachsende
Wucht der Ehe. Aber als Unterströmung gewühlt hat er doch
und es ist wichtig, gerade ihn scharf ins Auge zu fassen, da
er leicht ein Quell wunderlichster Mißverständnisse werden kann.
Was wäre freilich auf diesem Gebiete nicht mißverständlich, so¬
bald wir den einfachen Kompaß tierischer Verhältnisse über
Bord werfen! Es hilft nichts, das Schifflein der Menschheit
direkt auf die Sonne lossteuern zu wollen. Es kann nur zur
Sonne, weil es an der Erde hängt. Auf den Pol dieser Erde
gilt es wieder zunächst die Fahrt einstellen, -- im großen
Zusammenhang ist's ja doch Sonnenfahrt.

Bei den Bakairi-Indianern hattest du den Fall, daß junge
Mädchen nicht nur Beziehungen zum Junggesellenhause unter¬
hielten, der Liebeswahl zur Ehe wegen, sondern daß eine gewisse
Zahl dauernd ihr Liebesleben diesem Junggesellenhause anpaßte.


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Noch immer, auch in all dieſen wechſelnden Arabesken
des menſchlichen Liebeslebens, haſt du dich kaum entfernt von
der großen Linie, wie ſie im Tierreich ſchon vorgezeichnet war.

Es bleibt dir eine Stufe noch übrig, die auch dort ſchon
war: die zerſetzende Wirkung des Sozialen gegenüber der Ehe
überhaupt. Und auch dieſer Zug iſt fühlbar im Liebesroman
der Menſchheit, wenn auch nirgendwo eigentlich ausgebaut.

Man merkt, daß er, bisher wenigſtens in der geſchichtlich
gegebenen Kapitelreihe, nicht ankonnte gegen die immer wachſende
Wucht der Ehe. Aber als Unterſtrömung gewühlt hat er doch
und es iſt wichtig, gerade ihn ſcharf ins Auge zu faſſen, da
er leicht ein Quell wunderlichſter Mißverſtändniſſe werden kann.
Was wäre freilich auf dieſem Gebiete nicht mißverſtändlich, ſo¬
bald wir den einfachen Kompaß tieriſcher Verhältniſſe über
Bord werfen! Es hilft nichts, das Schifflein der Menſchheit
direkt auf die Sonne losſteuern zu wollen. Es kann nur zur
Sonne, weil es an der Erde hängt. Auf den Pol dieſer Erde
gilt es wieder zunächſt die Fahrt einſtellen, — im großen
Zuſammenhang iſt's ja doch Sonnenfahrt.

Bei den Bakaïri-Indianern hatteſt du den Fall, daß junge
Mädchen nicht nur Beziehungen zum Junggeſellenhauſe unter¬
hielten, der Liebeswahl zur Ehe wegen, ſondern daß eine gewiſſe
Zahl dauernd ihr Liebesleben dieſem Junggeſellenhauſe anpaßte.

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[253/0267] [Abbildung] Noch immer, auch in all dieſen wechſelnden Arabesken des menſchlichen Liebeslebens, haſt du dich kaum entfernt von der großen Linie, wie ſie im Tierreich ſchon vorgezeichnet war. Es bleibt dir eine Stufe noch übrig, die auch dort ſchon war: die zerſetzende Wirkung des Sozialen gegenüber der Ehe überhaupt. Und auch dieſer Zug iſt fühlbar im Liebesroman der Menſchheit, wenn auch nirgendwo eigentlich ausgebaut. Man merkt, daß er, bisher wenigſtens in der geſchichtlich gegebenen Kapitelreihe, nicht ankonnte gegen die immer wachſende Wucht der Ehe. Aber als Unterſtrömung gewühlt hat er doch und es iſt wichtig, gerade ihn ſcharf ins Auge zu faſſen, da er leicht ein Quell wunderlichſter Mißverſtändniſſe werden kann. Was wäre freilich auf dieſem Gebiete nicht mißverſtändlich, ſo¬ bald wir den einfachen Kompaß tieriſcher Verhältniſſe über Bord werfen! Es hilft nichts, das Schifflein der Menſchheit direkt auf die Sonne losſteuern zu wollen. Es kann nur zur Sonne, weil es an der Erde hängt. Auf den Pol dieſer Erde gilt es wieder zunächſt die Fahrt einſtellen, — im großen Zuſammenhang iſt's ja doch Sonnenfahrt. Bei den Bakaïri-Indianern hatteſt du den Fall, daß junge Mädchen nicht nur Beziehungen zum Junggeſellenhauſe unter¬ hielten, der Liebeswahl zur Ehe wegen, ſondern daß eine gewiſſe Zahl dauernd ihr Liebesleben dieſem Junggeſellenhauſe anpaßte.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/267>, abgerufen am 21.11.2024.