Lächerliche hinein. Da kommt die Mena: die schützt die Menstruation. Lucina schützt die Schwangere, die in ihrem esquilinischen Haine Blumen opfert, vor falscher Niederkunft. Noch wenn das Kind da ist, setzt man ihr eine Woche lang täglich eine Versöhnungsmahlzeit hin. Bei der Geburt selbst helfen außer Lucina noch eine ganze Musterkarte anderer Göttinnen und Götter. Die Prorsa hilft bei normaler Lage des Kindes als Göttin der Vorwärtslage, die Postverta, die "Verlagerte", bei verkehrter Stellung. Pilumnus, Intercidona und Deverra schirmen Mutter und Kind vor dem Spukgott Silvanus, Carna und Cunia hegen speziell das Wiegenkind, Rumina ist die Heilige des Säugens, Ossipaga die des Knochen¬ wachstums, Vatikanus und Fabulinus des Lallens und Schreiens, Vitumnus weckt das Leben, Sentinus und Sentina das Gefühl, Vagitanus das Atmen und Schreien. Hier wird das Göttliche zum absolut reflektierenden Spiegel des Irdischen. Jeder Akt erhält sein Gottesspiegelbild, der Blick zum Himmel wie die erdwärts sinkende Notdurft.
Doch der Schatten wallt und wallt. Da schreitet ein schönes Mädchen, eine Inderin, hold wie Sakontala. Sie kommt aus dem alten Bibelbuch der indischen Veden. Sie liebt, aber sie hat eine böse Nebenbuhlerin. Ihre eigenen Menschenreize reichen noch nicht. So muß ein Mysterium hinzu. Eine Zauberpflanze trägt sie in der Hand. Als sie sie ausgrub, hat sie dazu gesprochen: "Diese Pflanze grabe ich aus, das kräftige Kraut, mit dem man die Rivalin verdrängt. Du mit den ausgebreiteten Blättern, heilbringende, kraftreiche, von den Göttern gespendete, blase weit weg meine Nebenbuhlerin, verschaffe mir einen eigenen Gatten. Herrlicher bin ich, o herrliches Gewächs, herrlicher als die Herrlichen, aber meine Rivalin, die soll niedriger sein als die Niedrigen. Dir legte ich die siegreiche zur Seite, dich belegte ich mit der siegreichen; mir laufe dein Streben nach wie die Kuh dem Kalb, wie Wasser dem Wege entlang."
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Lächerliche hinein. Da kommt die Mena: die ſchützt die Menſtruation. Lucina ſchützt die Schwangere, die in ihrem esquiliniſchen Haine Blumen opfert, vor falſcher Niederkunft. Noch wenn das Kind da iſt, ſetzt man ihr eine Woche lang täglich eine Verſöhnungsmahlzeit hin. Bei der Geburt ſelbſt helfen außer Lucina noch eine ganze Muſterkarte anderer Göttinnen und Götter. Die Prorſa hilft bei normaler Lage des Kindes als Göttin der Vorwärtslage, die Poſtverta, die „Verlagerte“, bei verkehrter Stellung. Pilumnus, Intercidona und Deverra ſchirmen Mutter und Kind vor dem Spukgott Silvanus, Carna und Cunia hegen ſpeziell das Wiegenkind, Rumina iſt die Heilige des Säugens, Oſſipaga die des Knochen¬ wachstums, Vatikanus und Fabulinus des Lallens und Schreiens, Vitumnus weckt das Leben, Sentinus und Sentina das Gefühl, Vagitanus das Atmen und Schreien. Hier wird das Göttliche zum abſolut reflektierenden Spiegel des Irdiſchen. Jeder Akt erhält ſein Gottesſpiegelbild, der Blick zum Himmel wie die erdwärts ſinkende Notdurft.
Doch der Schatten wallt und wallt. Da ſchreitet ein ſchönes Mädchen, eine Inderin, hold wie Sakontala. Sie kommt aus dem alten Bibelbuch der indiſchen Veden. Sie liebt, aber ſie hat eine böſe Nebenbuhlerin. Ihre eigenen Menſchenreize reichen noch nicht. So muß ein Myſterium hinzu. Eine Zauberpflanze trägt ſie in der Hand. Als ſie ſie ausgrub, hat ſie dazu geſprochen: „Dieſe Pflanze grabe ich aus, das kräftige Kraut, mit dem man die Rivalin verdrängt. Du mit den ausgebreiteten Blättern, heilbringende, kraftreiche, von den Göttern geſpendete, blaſe weit weg meine Nebenbuhlerin, verſchaffe mir einen eigenen Gatten. Herrlicher bin ich, o herrliches Gewächs, herrlicher als die Herrlichen, aber meine Rivalin, die ſoll niedriger ſein als die Niedrigen. Dir legte ich die ſiegreiche zur Seite, dich belegte ich mit der ſiegreichen; mir laufe dein Streben nach wie die Kuh dem Kalb, wie Waſſer dem Wege entlang.“
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Lächerliche hinein. Da kommt die Mena: die ſchützt die
Menſtruation. Lucina ſchützt die Schwangere, die in ihrem
esquiliniſchen Haine Blumen opfert, vor falſcher Niederkunft.
Noch wenn das Kind da iſt, ſetzt man ihr eine Woche lang
täglich eine Verſöhnungsmahlzeit hin. Bei der Geburt ſelbſt
helfen außer Lucina noch eine ganze Muſterkarte anderer
Göttinnen und Götter. Die Prorſa hilft bei normaler Lage
des Kindes als Göttin der Vorwärtslage, die Poſtverta, die
„Verlagerte“, bei verkehrter Stellung. Pilumnus, Intercidona
und Deverra ſchirmen Mutter und Kind vor dem Spukgott
Silvanus, Carna und Cunia hegen ſpeziell das Wiegenkind,
Rumina iſt die Heilige des Säugens, Oſſipaga die des Knochen¬
wachstums, Vatikanus und Fabulinus des Lallens und Schreiens,
Vitumnus weckt das Leben, Sentinus und Sentina das Gefühl,
Vagitanus das Atmen und Schreien. Hier wird das Göttliche
zum abſolut reflektierenden Spiegel des Irdiſchen. Jeder Akt
erhält ſein Gottesſpiegelbild, der Blick zum Himmel wie die
erdwärts ſinkende Notdurft.
Doch der Schatten wallt und wallt. Da ſchreitet ein
ſchönes Mädchen, eine Inderin, hold wie Sakontala. Sie
kommt aus dem alten Bibelbuch der indiſchen Veden. Sie
liebt, aber ſie hat eine böſe Nebenbuhlerin. Ihre eigenen
Menſchenreize reichen noch nicht. So muß ein Myſterium
hinzu. Eine Zauberpflanze trägt ſie in der Hand. Als ſie
ſie ausgrub, hat ſie dazu geſprochen: „Dieſe Pflanze grabe ich
aus, das kräftige Kraut, mit dem man die Rivalin verdrängt.
Du mit den ausgebreiteten Blättern, heilbringende, kraftreiche,
von den Göttern geſpendete, blaſe weit weg meine Nebenbuhlerin,
verſchaffe mir einen eigenen Gatten. Herrlicher bin ich, o
herrliches Gewächs, herrlicher als die Herrlichen, aber meine
Rivalin, die ſoll niedriger ſein als die Niedrigen. Dir legte
ich die ſiegreiche zur Seite, dich belegte ich mit der ſiegreichen;
mir laufe dein Streben nach wie die Kuh dem Kalb, wie
Waſſer dem Wege entlang.“
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/337>, abgerufen am 21.11.2024.
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