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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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oder des Hinterleibes. Du weißt, wie die prachtvollen Farb¬
muster eines Schmetterlingsflügels zu stande kommen. Wie
ein feiner aufgelagerter Staub hüllt bei all diesen farbigen
Arten den Flügel eine dichte Schicht dachziegelartig gelagerter
winziger Schuppen. Streifst du sie gewaltsam herunter, so
erscheint der eigentliche Flügelboden darunter nackt und glas¬
hell wie der Flügel der Libelle oder Fliege. Jedes dieser
Schüppchen ist gewissermaßen ein kleines Hautfederchen. Ver¬
schieden gefärbt, ergeben sie als geordnetes Ganzes das herr¬
liche Bild des bunten Schmetterlingsflügels. Nun denn: solche
Schuppen arbeiten, an gewissen Stellen besonders darauf ein¬
gestellt, nicht bloß als Maler, sondern auch als Parfumeure
des Herrn Schmetterlings. "Duftschuppen" hat man sie geradezu
getauft. Vielfältig ist ihre Gestalt, wenn man sie unters Ver¬
größerungsglas bringt. Bald schauen sie aus wie ein kleiner
rundlicher Palmfächer, bald sind sie dünn wie ein wirkliches
Haar. Stets jedoch strömt die flüchtige aromatische Essenz von
der eigentlichen lebendigen Haut her in diesen Fächer oder
dieses Haar ein, um dann aus kleinsten Poren der Schuppen¬
fläche oder aus gespreizten Pinselfranzen des Spitzenrandes
abzudunsten.

Fritz Müller in Brasilien war der erste, der solche Duft¬
schuppen und Dufthaare entdeckte. Nun er es entdeckt, kann's
ihm jeder in der Probe leicht nachmachen.

"Man kann sich", erzählt der treffliche August Weis¬
mann, der diese Dinge aufs genaueste weiter durchforscht hat,
"auch an einzelnen unserer Schmetterlinge von der Richtigkeit
seiner Beobachtungen überzeugen, wenn man mit dem Finger
über den Flügel eines frisch gefangenen männlichen Weißlings
(Pieris Napi) hinwischt. Der Finger ist dann von feinem,
weißem Staub bedeckt, den abgestreiften Flügelschuppen, und
riecht sehr fein nach Zitronen- oder Melissenäther, ein Beweis
zugleich, daß der Riechstoff an den Schuppen haftet." Dieser
Weißling hat nämlich, ebenso wie unsere niedlichen allbekannten

oder des Hinterleibes. Du weißt, wie die prachtvollen Farb¬
muſter eines Schmetterlingsflügels zu ſtande kommen. Wie
ein feiner aufgelagerter Staub hüllt bei all dieſen farbigen
Arten den Flügel eine dichte Schicht dachziegelartig gelagerter
winziger Schuppen. Streifſt du ſie gewaltſam herunter, ſo
erſcheint der eigentliche Flügelboden darunter nackt und glas¬
hell wie der Flügel der Libelle oder Fliege. Jedes dieſer
Schüppchen iſt gewiſſermaßen ein kleines Hautfederchen. Ver¬
ſchieden gefärbt, ergeben ſie als geordnetes Ganzes das herr¬
liche Bild des bunten Schmetterlingsflügels. Nun denn: ſolche
Schuppen arbeiten, an gewiſſen Stellen beſonders darauf ein¬
geſtellt, nicht bloß als Maler, ſondern auch als Parfumeure
des Herrn Schmetterlings. „Duftſchuppen“ hat man ſie geradezu
getauft. Vielfältig iſt ihre Geſtalt, wenn man ſie unters Ver¬
größerungsglas bringt. Bald ſchauen ſie aus wie ein kleiner
rundlicher Palmfächer, bald ſind ſie dünn wie ein wirkliches
Haar. Stets jedoch ſtrömt die flüchtige aromatiſche Eſſenz von
der eigentlichen lebendigen Haut her in dieſen Fächer oder
dieſes Haar ein, um dann aus kleinſten Poren der Schuppen¬
fläche oder aus geſpreizten Pinſelfranzen des Spitzenrandes
abzudunſten.

Fritz Müller in Braſilien war der erſte, der ſolche Duft¬
ſchuppen und Dufthaare entdeckte. Nun er es entdeckt, kann's
ihm jeder in der Probe leicht nachmachen.

„Man kann ſich“, erzählt der treffliche Auguſt Weis¬
mann, der dieſe Dinge aufs genaueſte weiter durchforſcht hat,
„auch an einzelnen unſerer Schmetterlinge von der Richtigkeit
ſeiner Beobachtungen überzeugen, wenn man mit dem Finger
über den Flügel eines friſch gefangenen männlichen Weißlings
(Pieris Napi) hinwiſcht. Der Finger iſt dann von feinem,
weißem Staub bedeckt, den abgeſtreiften Flügelſchuppen, und
riecht ſehr fein nach Zitronen- oder Meliſſenäther, ein Beweis
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Weißling hat nämlich, ebenſo wie unſere niedlichen allbekannten

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[71/0085] oder des Hinterleibes. Du weißt, wie die prachtvollen Farb¬ muſter eines Schmetterlingsflügels zu ſtande kommen. Wie ein feiner aufgelagerter Staub hüllt bei all dieſen farbigen Arten den Flügel eine dichte Schicht dachziegelartig gelagerter winziger Schuppen. Streifſt du ſie gewaltſam herunter, ſo erſcheint der eigentliche Flügelboden darunter nackt und glas¬ hell wie der Flügel der Libelle oder Fliege. Jedes dieſer Schüppchen iſt gewiſſermaßen ein kleines Hautfederchen. Ver¬ ſchieden gefärbt, ergeben ſie als geordnetes Ganzes das herr¬ liche Bild des bunten Schmetterlingsflügels. Nun denn: ſolche Schuppen arbeiten, an gewiſſen Stellen beſonders darauf ein¬ geſtellt, nicht bloß als Maler, ſondern auch als Parfumeure des Herrn Schmetterlings. „Duftſchuppen“ hat man ſie geradezu getauft. Vielfältig iſt ihre Geſtalt, wenn man ſie unters Ver¬ größerungsglas bringt. Bald ſchauen ſie aus wie ein kleiner rundlicher Palmfächer, bald ſind ſie dünn wie ein wirkliches Haar. Stets jedoch ſtrömt die flüchtige aromatiſche Eſſenz von der eigentlichen lebendigen Haut her in dieſen Fächer oder dieſes Haar ein, um dann aus kleinſten Poren der Schuppen¬ fläche oder aus geſpreizten Pinſelfranzen des Spitzenrandes abzudunſten. Fritz Müller in Braſilien war der erſte, der ſolche Duft¬ ſchuppen und Dufthaare entdeckte. Nun er es entdeckt, kann's ihm jeder in der Probe leicht nachmachen. „Man kann ſich“, erzählt der treffliche Auguſt Weis¬ mann, der dieſe Dinge aufs genaueſte weiter durchforſcht hat, „auch an einzelnen unſerer Schmetterlinge von der Richtigkeit ſeiner Beobachtungen überzeugen, wenn man mit dem Finger über den Flügel eines friſch gefangenen männlichen Weißlings (Pieris Napi) hinwiſcht. Der Finger iſt dann von feinem, weißem Staub bedeckt, den abgeſtreiften Flügelſchuppen, und riecht ſehr fein nach Zitronen- oder Meliſſenäther, ein Beweis zugleich, daß der Riechſtoff an den Schuppen haftet.“ Dieſer Weißling hat nämlich, ebenſo wie unſere niedlichen allbekannten

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/85>, abgerufen am 24.11.2024.