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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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bekömmt, war nie etwas werth; man muß sie steh¬
len oder rauben.

Es ist doch gar zu traurig mit Briefen, die
so weit aus eiander stehen, wie die Unsrigen; man
wünscht einem viel Vergnügen zum bevorstehenden
Schmause, und wenn man den guten Wunsch liest,
hat man schon den Katzenjammer. Sie wissen in
Ihrem Briefe noch den Ausgang des Prozesses nicht,
und was ist seitdem nicht Alles vorgegangen! Paris
hat jetzt wirklich den Katzenjammer vom Schmause
im Juli, und bei mir thut der Ekel vom Zuschauen
dieselbe Wirkung, wie bei den Andern das Trinken.
Die Regierung ist jetzt ganz in den Händen von
Mechanikern, die den Staat als eine Uhr betrachten,
wozu sie den Schlüssel haben, und die gar nichts
wissen von einem Leben, das sich selbst aufzieht.
Das Herz soll schlagen zur bestimmten Minute,
und das nennen sie Ordnung! Es ist alles wie bei
uns, nur daß bei uns Werk und Zifferblatt bedeckt
sind, hier aber sich in einem gläsernen Gehäuse be¬
finden, das alle Bewegungen sehen läßt; der Gang
ist der nehmliche.

Mit dem hiesigen Casino bin ich sehr getäuscht
worden. Das sind meistens alte, reiche und vor¬
nehme Leute, die mit einander flüstern und sehr ari¬
stokratisch aussehen. Der Fluch geschlossener Gesell¬
schaften ist sehr deutlich ausgedrückt in diesen ver¬

bekömmt, war nie etwas werth; man muß ſie ſteh¬
len oder rauben.

Es iſt doch gar zu traurig mit Briefen, die
ſo weit aus eiander ſtehen, wie die Unſrigen; man
wünſcht einem viel Vergnügen zum bevorſtehenden
Schmauſe, und wenn man den guten Wunſch lieſt,
hat man ſchon den Katzenjammer. Sie wiſſen in
Ihrem Briefe noch den Ausgang des Prozeſſes nicht,
und was iſt ſeitdem nicht Alles vorgegangen! Paris
hat jetzt wirklich den Katzenjammer vom Schmauſe
im Juli, und bei mir thut der Ekel vom Zuſchauen
dieſelbe Wirkung, wie bei den Andern das Trinken.
Die Regierung iſt jetzt ganz in den Händen von
Mechanikern, die den Staat als eine Uhr betrachten,
wozu ſie den Schlüſſel haben, und die gar nichts
wiſſen von einem Leben, das ſich ſelbſt aufzieht.
Das Herz ſoll ſchlagen zur beſtimmten Minute,
und das nennen ſie Ordnung! Es iſt alles wie bei
uns, nur daß bei uns Werk und Zifferblatt bedeckt
ſind, hier aber ſich in einem gläſernen Gehäuſe be¬
finden, das alle Bewegungen ſehen läßt; der Gang
iſt der nehmliche.

Mit dem hieſigen Caſino bin ich ſehr getäuſcht
worden. Das ſind meiſtens alte, reiche und vor¬
nehme Leute, die mit einander flüſtern und ſehr ari¬
ſtokratiſch ausſehen. Der Fluch geſchloſſener Geſell¬
ſchaften iſt ſehr deutlich ausgedrückt in dieſen ver¬

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[160/0174] bekömmt, war nie etwas werth; man muß ſie ſteh¬ len oder rauben. Es iſt doch gar zu traurig mit Briefen, die ſo weit aus eiander ſtehen, wie die Unſrigen; man wünſcht einem viel Vergnügen zum bevorſtehenden Schmauſe, und wenn man den guten Wunſch lieſt, hat man ſchon den Katzenjammer. Sie wiſſen in Ihrem Briefe noch den Ausgang des Prozeſſes nicht, und was iſt ſeitdem nicht Alles vorgegangen! Paris hat jetzt wirklich den Katzenjammer vom Schmauſe im Juli, und bei mir thut der Ekel vom Zuſchauen dieſelbe Wirkung, wie bei den Andern das Trinken. Die Regierung iſt jetzt ganz in den Händen von Mechanikern, die den Staat als eine Uhr betrachten, wozu ſie den Schlüſſel haben, und die gar nichts wiſſen von einem Leben, das ſich ſelbſt aufzieht. Das Herz ſoll ſchlagen zur beſtimmten Minute, und das nennen ſie Ordnung! Es iſt alles wie bei uns, nur daß bei uns Werk und Zifferblatt bedeckt ſind, hier aber ſich in einem gläſernen Gehäuſe be¬ finden, das alle Bewegungen ſehen läßt; der Gang iſt der nehmliche. Mit dem hieſigen Caſino bin ich ſehr getäuſcht worden. Das ſind meiſtens alte, reiche und vor¬ nehme Leute, die mit einander flüſtern und ſehr ari¬ ſtokratiſch ausſehen. Der Fluch geſchloſſener Geſell¬ ſchaften iſt ſehr deutlich ausgedrückt in dieſen ver¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/174>, abgerufen am 22.12.2024.