Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.In Toulon waren auch Kommissaire des National- In Toulon waren auch Kommiſſaire des National- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="186"/> In Toulon waren auch Kommiſſaire des National-<lb/> Convents, die damals bei allen Kriegen den Gene¬<lb/> ralen als Aufpaſſer zur Seite ſtanden. Merkwür¬<lb/> dig dieſe Mord-Phyſionomien, und wie die Kerls<lb/> gekleidet waren; ſie ſahen ganz aus wie Räuber¬<lb/> hauptleute. Dieſer erſte Akt war mir der ſchönſte:<lb/> was nachher folgte, war für Ohr, Auge und Geiſt,<lb/> aber nichts mehr für das Herz. Der Kaiſer, der<lb/> Ruhm, goldgeſtickte Kleider, Bücklinge bis auf die<lb/> Erde, und die uns wohlbekannten Märſche der kai¬<lb/> ſerlichen Garde, und der lange Hanswurſt von<lb/> Tambour-Major, den wir ſo oft geſehen. Aber ge¬<lb/> wiß, das iſt die beſte Art, Geſchichte zu lernen, und<lb/> vergangene Zeiten und Menſchen und entfernte Län¬<lb/> der uns ſo friſch und nahe vor die Augen zu brin¬<lb/> gen als hätten wir ſie gekannt, darin gelebt. Keine<lb/> Erzählung, kein Gemälde, ſelbſt kein Drama in ſei¬<lb/> ner eigenthümlichen Beſtimmung erſetzt das. Es iſt<lb/> alles vereinigt. Jedes Schlachtfeld, jeder Pallaſt,<lb/> jede Stadt; Lager Soldaten, Waffen und Kleidung,<lb/> alles wie es wirklich geweſen. Napoleon wie er<lb/> ausſah, wie er gekleidet war, wie er ſtand, ſaß,<lb/> ſprach, in den Tuilerien, und in ſeinem Zelte, vor,<lb/> in, nach der Schlacht; welche Geſichter er machte,<lb/> wie er ſchnupfte wie er bei guter Laune ſeinen Leu¬<lb/> ten das Ohr kneipte, ſeine Marſchälle, Ruſtan, Alles.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0200]
In Toulon waren auch Kommiſſaire des National-
Convents, die damals bei allen Kriegen den Gene¬
ralen als Aufpaſſer zur Seite ſtanden. Merkwür¬
dig dieſe Mord-Phyſionomien, und wie die Kerls
gekleidet waren; ſie ſahen ganz aus wie Räuber¬
hauptleute. Dieſer erſte Akt war mir der ſchönſte:
was nachher folgte, war für Ohr, Auge und Geiſt,
aber nichts mehr für das Herz. Der Kaiſer, der
Ruhm, goldgeſtickte Kleider, Bücklinge bis auf die
Erde, und die uns wohlbekannten Märſche der kai¬
ſerlichen Garde, und der lange Hanswurſt von
Tambour-Major, den wir ſo oft geſehen. Aber ge¬
wiß, das iſt die beſte Art, Geſchichte zu lernen, und
vergangene Zeiten und Menſchen und entfernte Län¬
der uns ſo friſch und nahe vor die Augen zu brin¬
gen als hätten wir ſie gekannt, darin gelebt. Keine
Erzählung, kein Gemälde, ſelbſt kein Drama in ſei¬
ner eigenthümlichen Beſtimmung erſetzt das. Es iſt
alles vereinigt. Jedes Schlachtfeld, jeder Pallaſt,
jede Stadt; Lager Soldaten, Waffen und Kleidung,
alles wie es wirklich geweſen. Napoleon wie er
ausſah, wie er gekleidet war, wie er ſtand, ſaß,
ſprach, in den Tuilerien, und in ſeinem Zelte, vor,
in, nach der Schlacht; welche Geſichter er machte,
wie er ſchnupfte wie er bei guter Laune ſeinen Leu¬
ten das Ohr kneipte, ſeine Marſchälle, Ruſtan, Alles.
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