Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.zaubervolle Lächeln, das man trinkt und trinkt und zaubervolle Lächeln, das man trinkt und trinkt und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="200"/> zaubervolle Lächeln, das man trinkt und trinkt und<lb/> nie berauſcht wird; und ſo ohne alle Tücke, man<lb/> ſiehet es, ſie will ihren alten Vormund einen Tag<lb/> betrügen, nur um ihn nicht Jahre lang betrügen zu<lb/> müſſen; ſo ohne alles Streben zu gefallen! Kein<lb/> Hauch von Koketterie an der Malibran. Wäre es<lb/> aber doch, käme ihr Zauberlächeln nicht aus der<lb/> Seele, — dann ſeid ihr Weiber fürchterliche Ge¬<lb/> ſchöpfe. Ihr Geſang! Er kam aus dem Herzen<lb/> des Herzens. Ich mußte mich daran <choice><sic>erinnnern</sic><corr>erinnern</corr></choice>, ge¬<lb/> recht zu ſeyn, um mich zu erinnern, daß die Sontag<lb/> eben ſo ſchön geſungen. Ich will Kenner fragen, die<lb/> Beide gehört. Aber das will ich verbürgen: die<lb/> Sontag ſingt ſchön, weil ſie gefallen will, und die<lb/> Malibran gefällt, weil ſie ſchön ſingt. ... Ich<lb/> werde ſparen, und reicht das nicht hin, werde ich<lb/> ſtehlen, und reicht das nicht hin, werde ich rauben,<lb/> und reicht das nicht hin, werde ich in die Didaskalia<lb/> ſchreiben; aber ich verſäume die Malibran nicht mehr,<lb/> ſo lange ich hier bin. Zwölf Franken koſtet mich<lb/> mein Platz, den vornächſten zu ihr, den man haben<lb/> kann. Ehe ich die Malibran gehört, ahndete ich<lb/> gar nicht, daß ein muſikaliſcher Vortrag auch genia¬<lb/> liſch ſeyn könne; ich dachte der Geſang ſtände im<lb/> Dienſte der Compoſition, und wie der Herr ſo der<lb/> Diener. Aber nein. Aus der Spielerei Roſſiniſcher<lb/> Muſik machte die Malibran etwas ſehr Ernſtes, ſehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0214]
zaubervolle Lächeln, das man trinkt und trinkt und
nie berauſcht wird; und ſo ohne alle Tücke, man
ſiehet es, ſie will ihren alten Vormund einen Tag
betrügen, nur um ihn nicht Jahre lang betrügen zu
müſſen; ſo ohne alles Streben zu gefallen! Kein
Hauch von Koketterie an der Malibran. Wäre es
aber doch, käme ihr Zauberlächeln nicht aus der
Seele, — dann ſeid ihr Weiber fürchterliche Ge¬
ſchöpfe. Ihr Geſang! Er kam aus dem Herzen
des Herzens. Ich mußte mich daran erinnern, ge¬
recht zu ſeyn, um mich zu erinnern, daß die Sontag
eben ſo ſchön geſungen. Ich will Kenner fragen, die
Beide gehört. Aber das will ich verbürgen: die
Sontag ſingt ſchön, weil ſie gefallen will, und die
Malibran gefällt, weil ſie ſchön ſingt. ... Ich
werde ſparen, und reicht das nicht hin, werde ich
ſtehlen, und reicht das nicht hin, werde ich rauben,
und reicht das nicht hin, werde ich in die Didaskalia
ſchreiben; aber ich verſäume die Malibran nicht mehr,
ſo lange ich hier bin. Zwölf Franken koſtet mich
mein Platz, den vornächſten zu ihr, den man haben
kann. Ehe ich die Malibran gehört, ahndete ich
gar nicht, daß ein muſikaliſcher Vortrag auch genia¬
liſch ſeyn könne; ich dachte der Geſang ſtände im
Dienſte der Compoſition, und wie der Herr ſo der
Diener. Aber nein. Aus der Spielerei Roſſiniſcher
Muſik machte die Malibran etwas ſehr Ernſtes, ſehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |