Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

und die kleinste Ausgabe eines Einzelnen, wird für
die Menge ein hohes Budget. 7000 Billets wurden
verkauft zu 20 Fr. Außerdem gab die königliche
Familie 8000 Fr. für ihren Eintritt, und mehrere
Privatleute haben ihre Billets mit 1000 Fr. bezahlt.
7000 Paar Handschuhe zu 50 Sous im Durchschnitt,
machen 17,500 Fr., 2500 Weiber (so viele waren
auf dem Balle) zu frisiren, der Kopf im Durchschnitt
zu 4 Fr. 10,000 Fr., 2500 Paar Schuhe zu 4 Fr.
macht 10,000 Fr., Miethkutschen hin und her we¬
nigstens 16,000 Fr., das bisherige allein macht
schon über 200,000 Fr., und jetzt dazu gerechnet,
was Damen und Herren an andern Putzsachen und
Kleidern verwendet haben! Auf dem Balle habe ich
auch zum Erstenmale alle Figuren des Frankfurter
Mode-Journals (nur mit schönern Gesichtern) lebend
gesehen. Ach, was für schöne Kleider! Ich wollte,
ich wäre eine Putzmacherin, um Ihnen das alles be¬
schreiben zu können. Besonders habe ich ein Kleid
bemerkt, gemacht ich weiß nicht wie, von einer Farbe
die ich vergessen und darüber einen Kopfputz den ich
nicht verstanden -- Sie werden mich schon verstehen
-- aber das war einzig! Doch habe ich auch Putz¬
werke gesehen, sinn- und geschmacklos und so klein¬
städtisch, als kämen sie aus Friedberg. Das mögen
wohl Bürgersweiber und Bürgerstöchter aus dem

und die kleinſte Ausgabe eines Einzelnen, wird für
die Menge ein hohes Budget. 7000 Billets wurden
verkauft zu 20 Fr. Außerdem gab die königliche
Familie 8000 Fr. für ihren Eintritt, und mehrere
Privatleute haben ihre Billets mit 1000 Fr. bezahlt.
7000 Paar Handſchuhe zu 50 Sous im Durchſchnitt,
machen 17,500 Fr., 2500 Weiber (ſo viele waren
auf dem Balle) zu friſiren, der Kopf im Durchſchnitt
zu 4 Fr. 10,000 Fr., 2500 Paar Schuhe zu 4 Fr.
macht 10,000 Fr., Miethkutſchen hin und her we¬
nigſtens 16,000 Fr., das bisherige allein macht
ſchon über 200,000 Fr., und jetzt dazu gerechnet,
was Damen und Herren an andern Putzſachen und
Kleidern verwendet haben! Auf dem Balle habe ich
auch zum Erſtenmale alle Figuren des Frankfurter
Mode-Journals (nur mit ſchönern Geſichtern) lebend
geſehen. Ach, was für ſchöne Kleider! Ich wollte,
ich wäre eine Putzmacherin, um Ihnen das alles be¬
ſchreiben zu können. Beſonders habe ich ein Kleid
bemerkt, gemacht ich weiß nicht wie, von einer Farbe
die ich vergeſſen und darüber einen Kopfputz den ich
nicht verſtanden — Sie werden mich ſchon verſtehen
— aber das war einzig! Doch habe ich auch Putz¬
werke geſehen, ſinn- und geſchmacklos und ſo klein¬
ſtädtiſch, als kämen ſie aus Friedberg. Das mögen
wohl Bürgersweiber und Bürgerstöchter aus dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="229"/>
und die klein&#x017F;te Ausgabe eines Einzelnen, wird für<lb/>
die Menge ein hohes Budget. 7000 Billets wurden<lb/>
verkauft zu 20 Fr. Außerdem gab die königliche<lb/>
Familie 8000 Fr. für ihren Eintritt, und mehrere<lb/>
Privatleute haben ihre Billets mit 1000 Fr. bezahlt.<lb/>
7000 Paar Hand&#x017F;chuhe zu 50 Sous im Durch&#x017F;chnitt,<lb/>
machen 17,500 Fr., 2500 Weiber (&#x017F;o viele waren<lb/>
auf dem Balle) zu fri&#x017F;iren, der Kopf im Durch&#x017F;chnitt<lb/>
zu 4 Fr. 10,000 Fr., 2500 Paar Schuhe zu 4 Fr.<lb/>
macht 10,000 Fr., Miethkut&#x017F;chen hin und her we¬<lb/>
nig&#x017F;tens 16,000 Fr., das bisherige allein macht<lb/>
&#x017F;chon über 200,000 Fr., und jetzt dazu gerechnet,<lb/>
was Damen und Herren an andern Putz&#x017F;achen und<lb/>
Kleidern verwendet haben! Auf dem Balle habe ich<lb/>
auch zum Er&#x017F;tenmale alle Figuren des Frankfurter<lb/>
Mode-Journals (nur mit &#x017F;chönern Ge&#x017F;ichtern) lebend<lb/>
ge&#x017F;ehen. Ach, was für &#x017F;chöne Kleider! Ich wollte,<lb/>
ich wäre eine Putzmacherin, um Ihnen das alles be¬<lb/>
&#x017F;chreiben zu können. Be&#x017F;onders habe ich ein Kleid<lb/>
bemerkt, gemacht ich weiß nicht wie, von einer Farbe<lb/>
die ich verge&#x017F;&#x017F;en und darüber einen Kopfputz den ich<lb/>
nicht ver&#x017F;tanden &#x2014; Sie werden mich &#x017F;chon ver&#x017F;tehen<lb/>
&#x2014; aber das war einzig! Doch habe ich auch Putz¬<lb/>
werke ge&#x017F;ehen, &#x017F;inn- und ge&#x017F;chmacklos und &#x017F;o klein¬<lb/>
&#x017F;tädti&#x017F;ch, als kämen &#x017F;ie aus Friedberg. Das mögen<lb/>
wohl Bürgersweiber und Bürgerstöchter aus dem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0243] und die kleinſte Ausgabe eines Einzelnen, wird für die Menge ein hohes Budget. 7000 Billets wurden verkauft zu 20 Fr. Außerdem gab die königliche Familie 8000 Fr. für ihren Eintritt, und mehrere Privatleute haben ihre Billets mit 1000 Fr. bezahlt. 7000 Paar Handſchuhe zu 50 Sous im Durchſchnitt, machen 17,500 Fr., 2500 Weiber (ſo viele waren auf dem Balle) zu friſiren, der Kopf im Durchſchnitt zu 4 Fr. 10,000 Fr., 2500 Paar Schuhe zu 4 Fr. macht 10,000 Fr., Miethkutſchen hin und her we¬ nigſtens 16,000 Fr., das bisherige allein macht ſchon über 200,000 Fr., und jetzt dazu gerechnet, was Damen und Herren an andern Putzſachen und Kleidern verwendet haben! Auf dem Balle habe ich auch zum Erſtenmale alle Figuren des Frankfurter Mode-Journals (nur mit ſchönern Geſichtern) lebend geſehen. Ach, was für ſchöne Kleider! Ich wollte, ich wäre eine Putzmacherin, um Ihnen das alles be¬ ſchreiben zu können. Beſonders habe ich ein Kleid bemerkt, gemacht ich weiß nicht wie, von einer Farbe die ich vergeſſen und darüber einen Kopfputz den ich nicht verſtanden — Sie werden mich ſchon verſtehen — aber das war einzig! Doch habe ich auch Putz¬ werke geſehen, ſinn- und geſchmacklos und ſo klein¬ ſtädtiſch, als kämen ſie aus Friedberg. Das mögen wohl Bürgersweiber und Bürgerstöchter aus dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/243
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/243>, abgerufen am 22.12.2024.