Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Freitag, den 25. Februar. Ich empfehle Ihnen das Buch: Theatre de Gestern habe ich Comte's Kindertheater be¬ Freitag, den 25. Februar. Ich empfehle Ihnen das Buch: Théâtre de Geſtern habe ich Comte's Kindertheater be¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0115" n="101"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Freitag, den 25. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich empfehle Ihnen das Buch: <hi rendition="#aq #g">Théâtre de<lb/> Clara Gazul,</hi> <hi rendition="#aq">Comédienne Espagnole</hi>, von <hi rendition="#aq #g">Mé¬<lb/> rimée</hi>. Der Verfaſſer hat ſich nicht genannt. Er<lb/> nimmt den Schein an, als wären die Komödien aus<lb/> dem Spaniſchen überſetzt. Es ſind eigentlich nur<lb/> Skizzen und Scenen: aber mit großer Kunſt werden<lb/> durch wenige Striche ganze Charaktere gezeichnet, und<lb/> mit ein wenig Roth und Gelb, die glühendſten ſpa¬<lb/> niſchen Naturen treu gemalt. Man kann ſich nichts<lb/> Liebenswürdigeres denken. Der Verfaſſer hat eine<lb/> unbeſchreibliche Grazie, eine Phantaſie gleich einer<lb/> Lerche, wenn ſie in der Abenddämmerung um grüne<lb/> Kornfelder fröhliche Kreiſe zieht. Es ſind Komödien,<lb/> wild wie junge Mädchen; aber wie wohlgezogne; ſie<lb/> ſind ſittſam dabei und erröthen leicht. Der Dichter<lb/> hat, was die Deutſchen Ironie nennen, und was ich<lb/> noch bei keinem Franzoſen gefunden. Seine Ironie<lb/> iſt wie die unſere, nur geflügelter. Und was in den<lb/> Dichtungen fehlt, macht ſie ſo ſchön, als das, was<lb/> ſie beſitzen; es ſind reizende Nachläſſigkeiten.</p><lb/> <p>Geſtern habe ich <hi rendition="#g">Comte's</hi> Kindertheater be¬<lb/> ſucht, oder wie es jetzt eigentlich heißt: <hi rendition="#aq">Théâtre des<lb/> jeunes Acteurs</hi>. Es iſt lange nicht mehr ſo artig,<lb/> als es vor mehreren Jahren war, da wir es geſehen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
Freitag, den 25. Februar.
Ich empfehle Ihnen das Buch: Théâtre de
Clara Gazul, Comédienne Espagnole, von Mé¬
rimée. Der Verfaſſer hat ſich nicht genannt. Er
nimmt den Schein an, als wären die Komödien aus
dem Spaniſchen überſetzt. Es ſind eigentlich nur
Skizzen und Scenen: aber mit großer Kunſt werden
durch wenige Striche ganze Charaktere gezeichnet, und
mit ein wenig Roth und Gelb, die glühendſten ſpa¬
niſchen Naturen treu gemalt. Man kann ſich nichts
Liebenswürdigeres denken. Der Verfaſſer hat eine
unbeſchreibliche Grazie, eine Phantaſie gleich einer
Lerche, wenn ſie in der Abenddämmerung um grüne
Kornfelder fröhliche Kreiſe zieht. Es ſind Komödien,
wild wie junge Mädchen; aber wie wohlgezogne; ſie
ſind ſittſam dabei und erröthen leicht. Der Dichter
hat, was die Deutſchen Ironie nennen, und was ich
noch bei keinem Franzoſen gefunden. Seine Ironie
iſt wie die unſere, nur geflügelter. Und was in den
Dichtungen fehlt, macht ſie ſo ſchön, als das, was
ſie beſitzen; es ſind reizende Nachläſſigkeiten.
Geſtern habe ich Comte's Kindertheater be¬
ſucht, oder wie es jetzt eigentlich heißt: Théâtre des
jeunes Acteurs. Es iſt lange nicht mehr ſo artig,
als es vor mehreren Jahren war, da wir es geſehen.
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