Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Himmel so weich, nachsichtig oder mitleidig seyn, Wenn Sie lesen: Odillon-Barrot, Mauguin, II. 10
Himmel ſo weich, nachſichtig oder mitleidig ſeyn, Wenn Sie leſen: Odillon-Barrot, Mauguin, II. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0159" n="145"/> Himmel ſo weich, nachſichtig oder mitleidig ſeyn,<lb/> über die betrogenen Thoren zu weinen. Lachen wird<lb/> der ganze Himmel, und Gott ſelbſt wird lachen und<lb/> wird in der beſten Laune franzöſiſch zu ſprechen anfangen<lb/> und ſagen: <hi rendition="#aq">quelle grosse bête que ce peuple alle¬<lb/> mand</hi>! und wird in die Oper gehen und ſich gar nicht<lb/> darum bekümmern, wenn die undankbaren Fürſten ihre<lb/> Erretter zum Zweitenmal nach Amerika verbannen,<lb/> oder in Köpenik und Magdeburg einſperren. Aber<lb/> beim Himmel! Wenn es zum Kriege kömmt, und<lb/> Görres, Arndt und die übrigen deutſchen Kapuziner<lb/> fangen ihre alten Litaneien zu plärren an, dann will<lb/> ich doch ein Wort mitſprechen, und wir wollen ſehen,<lb/> welcher Stahl beſſere Funken giebt. Jetzt gilts! Wird<lb/> Deutſchland diesmal nicht frei, gehet ihm wieder ein<lb/> ganzes Jahrhundert verloren.</p><lb/> <p>Wenn Sie leſen: Odillon-Barrot, Mauguin,<lb/> Lamarque ſind Miniſter geworden — das ſind die<lb/> Männer, welche der Revolution vom Juli treu ge¬<lb/> blieben und ſie begleiten wollen bis zum Ziele —<lb/> dann packen Sie gleich ein und reiſen nach Paris,<lb/> ehe die Grenzen geſperrt werden; denn alsdann iſt<lb/> der Krieg gewiß und nahe. Aber wahrſcheinlich wer¬<lb/> den Sie nichts davon leſen, ſondern Caſimir Perrier<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 10<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0159]
Himmel ſo weich, nachſichtig oder mitleidig ſeyn,
über die betrogenen Thoren zu weinen. Lachen wird
der ganze Himmel, und Gott ſelbſt wird lachen und
wird in der beſten Laune franzöſiſch zu ſprechen anfangen
und ſagen: quelle grosse bête que ce peuple alle¬
mand! und wird in die Oper gehen und ſich gar nicht
darum bekümmern, wenn die undankbaren Fürſten ihre
Erretter zum Zweitenmal nach Amerika verbannen,
oder in Köpenik und Magdeburg einſperren. Aber
beim Himmel! Wenn es zum Kriege kömmt, und
Görres, Arndt und die übrigen deutſchen Kapuziner
fangen ihre alten Litaneien zu plärren an, dann will
ich doch ein Wort mitſprechen, und wir wollen ſehen,
welcher Stahl beſſere Funken giebt. Jetzt gilts! Wird
Deutſchland diesmal nicht frei, gehet ihm wieder ein
ganzes Jahrhundert verloren.
Wenn Sie leſen: Odillon-Barrot, Mauguin,
Lamarque ſind Miniſter geworden — das ſind die
Männer, welche der Revolution vom Juli treu ge¬
blieben und ſie begleiten wollen bis zum Ziele —
dann packen Sie gleich ein und reiſen nach Paris,
ehe die Grenzen geſperrt werden; denn alsdann iſt
der Krieg gewiß und nahe. Aber wahrſcheinlich wer¬
den Sie nichts davon leſen, ſondern Caſimir Perrier
II. 10
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |