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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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Weisung bekommen, ja kein hartes Wörtchen gegen
die neuen Franzosen durchgehen zu lassen.

-- Merkwürdige Dinge sollen ja in Frankfurt
wegen der Juden vorgehen. Ist es wahr, daß die
Wittwer und Wittwen sollen heirathen dürfen, so oft
und sobald sie Lust haben? Ist es wahr, daß Ju¬
den und Christen sollen Ehen unter einander schließen
dürfen, ohne weitere Ceremonien? Ist es wahr,
daß der Senat dem gesetzgebenden Körper den Vor¬
schlag gemacht, die Juden den christlichen Bürgern
ganz gleich zu stellen, und daß von 90 Mitgliedern
nur 60 dagegen gestimmt? Das wäre ja für un¬
sere Zeit eine ganz unvergleichliche Staats-Corpora¬
tion, die unter 90 Mitgliedern nur 60 Dumme
zählte. Ein ganzes Drittheil des gesetzgebenden
Körpers hat dem Geiste der Zeit unterlegen; das ist
ja ärger als die Cholera morbus -- werden die
alten Staatsmänner jammern!

-- Haben Sie etwas davon gelesen oder ge¬
hört, daß Herr von Rotteck, Badischer Professor in
Freiburg, und Mitglied der Stände-Versammlung
arretirt worden sei, als in der hannövrischen Revolu¬
tion verwickelt? Das wäre sehr merkwürdig. Zwar
hat sich Rotteck immer als liberaler Schriftsteller

Weiſung bekommen, ja kein hartes Wörtchen gegen
die neuen Franzoſen durchgehen zu laſſen.

— Merkwürdige Dinge ſollen ja in Frankfurt
wegen der Juden vorgehen. Iſt es wahr, daß die
Wittwer und Wittwen ſollen heirathen dürfen, ſo oft
und ſobald ſie Luſt haben? Iſt es wahr, daß Ju¬
den und Chriſten ſollen Ehen unter einander ſchließen
dürfen, ohne weitere Ceremonien? Iſt es wahr,
daß der Senat dem geſetzgebenden Körper den Vor¬
ſchlag gemacht, die Juden den chriſtlichen Bürgern
ganz gleich zu ſtellen, und daß von 90 Mitgliedern
nur 60 dagegen geſtimmt? Das wäre ja für un¬
ſere Zeit eine ganz unvergleichliche Staats-Corpora¬
tion, die unter 90 Mitgliedern nur 60 Dumme
zählte. Ein ganzes Drittheil des geſetzgebenden
Körpers hat dem Geiſte der Zeit unterlegen; das iſt
ja ärger als die Cholera morbus — werden die
alten Staatsmänner jammern!

— Haben Sie etwas davon geleſen oder ge¬
hört, daß Herr von Rotteck, Badiſcher Profeſſor in
Freiburg, und Mitglied der Stände-Verſammlung
arretirt worden ſei, als in der hannövriſchen Revolu¬
tion verwickelt? Das wäre ſehr merkwürdig. Zwar
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[171/0185] Weiſung bekommen, ja kein hartes Wörtchen gegen die neuen Franzoſen durchgehen zu laſſen. — Merkwürdige Dinge ſollen ja in Frankfurt wegen der Juden vorgehen. Iſt es wahr, daß die Wittwer und Wittwen ſollen heirathen dürfen, ſo oft und ſobald ſie Luſt haben? Iſt es wahr, daß Ju¬ den und Chriſten ſollen Ehen unter einander ſchließen dürfen, ohne weitere Ceremonien? Iſt es wahr, daß der Senat dem geſetzgebenden Körper den Vor¬ ſchlag gemacht, die Juden den chriſtlichen Bürgern ganz gleich zu ſtellen, und daß von 90 Mitgliedern nur 60 dagegen geſtimmt? Das wäre ja für un¬ ſere Zeit eine ganz unvergleichliche Staats-Corpora¬ tion, die unter 90 Mitgliedern nur 60 Dumme zählte. Ein ganzes Drittheil des geſetzgebenden Körpers hat dem Geiſte der Zeit unterlegen; das iſt ja ärger als die Cholera morbus — werden die alten Staatsmänner jammern! — Haben Sie etwas davon geleſen oder ge¬ hört, daß Herr von Rotteck, Badiſcher Profeſſor in Freiburg, und Mitglied der Stände-Verſammlung arretirt worden ſei, als in der hannövriſchen Revolu¬ tion verwickelt? Das wäre ſehr merkwürdig. Zwar hat ſich Rotteck immer als liberaler Schriftſteller

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/185>, abgerufen am 23.11.2024.