vom Donner des Geschützes aufgeschreckt. Es war ein Tag zu lieben und nicht zu morden. Es muß weit seyn vom Himmel bis zur Erde; denn könnte die Sonne die Gräuel der Menschen sehen, sie flöhe entsetzt davon und kehrte nie zurück! Eine Schlacht auf dem Lande ist ein Liebesspiel gegen eine Schlacht auf der See. Dort stirbt der Mensch nur einmal und findet dann Ruhe in seiner mütterlichen Erde; hier stirbt er alle Elemente durch und keine Blume blühet auf seinem Grabe. Dort trinkt die Erde warm das verschüttete Blut; hier auf dem dürren Boden der Schiffe stehet es hoch, dick, kalt. Die Menschen werden zerquetscht, zerrissen; nicht Kälber die man schlachtet, werden so grausam zugerichtet. Das französische Linienschiff, der Scipion, auf dem ich mich befand, war in einer schrecklichen Lage; wir waren von Feuer und Rauch umgeben. Ein feindli¬ cher Brander hatte sich angehängt und jede Minute brachte uns dem Untergange näher. Wir erwarteten in die Luft gesprengt zu werden. Die ganze Man¬ schaft eilte nach dem Verdecke und bemühte sich durch Beile das Schiff vom Brander los zu machen. Drei Böte stachen in die See und suchten durch Seile den Brander ab- und ins Weite zu ziehen. Auf dem Schiffe und in den Böten standen Offiziere, hoch aufrecht, als fürchteten sie eine Kanonenkugel zu ver¬
vom Donner des Geſchützes aufgeſchreckt. Es war ein Tag zu lieben und nicht zu morden. Es muß weit ſeyn vom Himmel bis zur Erde; denn könnte die Sonne die Gräuel der Menſchen ſehen, ſie flöhe entſetzt davon und kehrte nie zurück! Eine Schlacht auf dem Lande iſt ein Liebesſpiel gegen eine Schlacht auf der See. Dort ſtirbt der Menſch nur einmal und findet dann Ruhe in ſeiner mütterlichen Erde; hier ſtirbt er alle Elemente durch und keine Blume blühet auf ſeinem Grabe. Dort trinkt die Erde warm das verſchüttete Blut; hier auf dem dürren Boden der Schiffe ſtehet es hoch, dick, kalt. Die Menſchen werden zerquetſcht, zerriſſen; nicht Kälber die man ſchlachtet, werden ſo grauſam zugerichtet. Das franzöſiſche Linienſchiff, der Scipion, auf dem ich mich befand, war in einer ſchrecklichen Lage; wir waren von Feuer und Rauch umgeben. Ein feindli¬ cher Brander hatte ſich angehängt und jede Minute brachte uns dem Untergange näher. Wir erwarteten in die Luft geſprengt zu werden. Die ganze Man¬ ſchaft eilte nach dem Verdecke und bemühte ſich durch Beile das Schiff vom Brander los zu machen. Drei Böte ſtachen in die See und ſuchten durch Seile den Brander ab- und ins Weite zu ziehen. Auf dem Schiffe und in den Böten ſtanden Offiziere, hoch aufrecht, als fürchteten ſie eine Kanonenkugel zu ver¬
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vom Donner des Geſchützes aufgeſchreckt. Es war
ein Tag zu lieben und nicht zu morden. Es muß
weit ſeyn vom Himmel bis zur Erde; denn könnte
die Sonne die Gräuel der Menſchen ſehen, ſie flöhe
entſetzt davon und kehrte nie zurück! Eine Schlacht
auf dem Lande iſt ein Liebesſpiel gegen eine Schlacht
auf der See. Dort ſtirbt der Menſch nur einmal
und findet dann Ruhe in ſeiner mütterlichen Erde;
hier ſtirbt er alle Elemente durch und keine Blume
blühet auf ſeinem Grabe. Dort trinkt die Erde
warm das verſchüttete Blut; hier auf dem dürren
Boden der Schiffe ſtehet es hoch, dick, kalt. Die
Menſchen werden zerquetſcht, zerriſſen; nicht Kälber
die man ſchlachtet, werden ſo grauſam zugerichtet.
Das franzöſiſche Linienſchiff, der Scipion, auf dem
ich mich befand, war in einer ſchrecklichen Lage; wir
waren von Feuer und Rauch umgeben. Ein feindli¬
cher Brander hatte ſich angehängt und jede Minute
brachte uns dem Untergange näher. Wir erwarteten
in die Luft geſprengt zu werden. Die ganze Man¬
ſchaft eilte nach dem Verdecke und bemühte ſich durch
Beile das Schiff vom Brander los zu machen. Drei
Böte ſtachen in die See und ſuchten durch Seile den
Brander ab- und ins Weite zu ziehen. Auf dem
Schiffe und in den Böten ſtanden Offiziere, hoch
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/98>, abgerufen am 18.06.2024.
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