Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

und Verhältnisse müßten daher individuelle
bleiben. Jetzt aber beobachten hundert und
sechszig Menschen, jeder von seinem Stand¬
punkte aus; das Gemählde muß daher treuer
werden. Und es sind Schriftsteller von den
verschiedensten Geistesrichtungen und bürgerli¬
chen Verhältnissen und Gesinnungen. Prosai¬
ker und Dichter, Philosophen und Dramatiker,
Staatsmänner, Deputirte, alte und junge,
Männer und Weiber, Classiker und Roman¬
tiker, Liberale, Ministerielle, Ultras, Royali¬
sten, Karlisten, Buonapartisten. Diese werden
sich selbst zeichnen, und das ist der Gewinn.
Selbst gemeine Schriftsteller, wie Pigault-Le¬
brün, Paul de Kock müssen dem Buche zum
Vortheile gereichen, denn solche Naturen be¬
merken vieles in der Welt, was bessern und
geistreichern Menschen entgeht.

Warum die Tribüne nicht im Frankfur¬
ter Casino gehalten wird, will ich Ihnen er¬

und Verhaͤltniſſe muͤßten daher individuelle
bleiben. Jetzt aber beobachten hundert und
ſechszig Menſchen, jeder von ſeinem Stand¬
punkte aus; das Gemaͤhlde muß daher treuer
werden. Und es ſind Schriftſteller von den
verſchiedenſten Geiſtesrichtungen und buͤrgerli¬
chen Verhaͤltniſſen und Geſinnungen. Proſai¬
ker und Dichter, Philoſophen und Dramatiker,
Staatsmaͤnner, Deputirte, alte und junge,
Maͤnner und Weiber, Claſſiker und Roman¬
tiker, Liberale, Miniſterielle, Ultras, Royali¬
ſten, Karliſten, Buonapartiſten. Dieſe werden
ſich ſelbſt zeichnen, und das iſt der Gewinn.
Selbſt gemeine Schriftſteller, wie Pigault-Le¬
bruͤn, Paul de Kock muͤſſen dem Buche zum
Vortheile gereichen, denn ſolche Naturen be¬
merken vieles in der Welt, was beſſern und
geiſtreichern Menſchen entgeht.

Warum die Tribuͤne nicht im Frankfur¬
ter Caſino gehalten wird, will ich Ihnen er¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="86"/>
und Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mu&#x0364;ßten daher individuelle<lb/>
bleiben. Jetzt aber beobachten hundert und<lb/>
&#x017F;echszig Men&#x017F;chen, jeder von &#x017F;einem Stand¬<lb/>
punkte aus; das Gema&#x0364;hlde muß daher treuer<lb/>
werden. Und es &#x017F;ind Schrift&#x017F;teller von den<lb/>
ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Gei&#x017F;tesrichtungen und bu&#x0364;rgerli¬<lb/>
chen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en und Ge&#x017F;innungen. Pro&#x017F;ai¬<lb/>
ker und Dichter, Philo&#x017F;ophen und Dramatiker,<lb/>
Staatsma&#x0364;nner, Deputirte, alte und junge,<lb/>
Ma&#x0364;nner und Weiber, Cla&#x017F;&#x017F;iker und Roman¬<lb/>
tiker, Liberale, Mini&#x017F;terielle, Ultras, Royali¬<lb/>
&#x017F;ten, Karli&#x017F;ten, Buonaparti&#x017F;ten. Die&#x017F;e werden<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zeichnen, und das i&#x017F;t der Gewinn.<lb/>
Selb&#x017F;t gemeine Schrift&#x017F;teller, wie Pigault-Le¬<lb/>
bru&#x0364;n, Paul de Kock mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dem Buche zum<lb/>
Vortheile gereichen, denn &#x017F;olche Naturen be¬<lb/>
merken vieles in der Welt, was be&#x017F;&#x017F;ern und<lb/>
gei&#x017F;treichern Men&#x017F;chen entgeht.</p><lb/>
          <p>Warum die <hi rendition="#g">Tribu&#x0364;ne</hi> nicht im Frankfur¬<lb/>
ter Ca&#x017F;ino gehalten wird, will ich Ihnen er¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0100] und Verhaͤltniſſe muͤßten daher individuelle bleiben. Jetzt aber beobachten hundert und ſechszig Menſchen, jeder von ſeinem Stand¬ punkte aus; das Gemaͤhlde muß daher treuer werden. Und es ſind Schriftſteller von den verſchiedenſten Geiſtesrichtungen und buͤrgerli¬ chen Verhaͤltniſſen und Geſinnungen. Proſai¬ ker und Dichter, Philoſophen und Dramatiker, Staatsmaͤnner, Deputirte, alte und junge, Maͤnner und Weiber, Claſſiker und Roman¬ tiker, Liberale, Miniſterielle, Ultras, Royali¬ ſten, Karliſten, Buonapartiſten. Dieſe werden ſich ſelbſt zeichnen, und das iſt der Gewinn. Selbſt gemeine Schriftſteller, wie Pigault-Le¬ bruͤn, Paul de Kock muͤſſen dem Buche zum Vortheile gereichen, denn ſolche Naturen be¬ merken vieles in der Welt, was beſſern und geiſtreichern Menſchen entgeht. Warum die Tribuͤne nicht im Frankfur¬ ter Caſino gehalten wird, will ich Ihnen er¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/100
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/100>, abgerufen am 21.11.2024.