ne zur Chocolade, dazu gegeben um sie be¬ quemer auszutunken; die Hauptflüssigkeit bleibt der geheime Hofrath. Für den Gehalt besorgt Herr Münch die Stuttgarter Bibliothek, aber für den geheimen Hofrath arbeitet er an der Hofzeitung, und sucht alle Tage zu beweisen, daß die Regierung immer Recht hat dem Vol¬ ke gegenüber, und daß es sehr löblich ist, wenn sie alles Schlimme ohne langes Zaudern auf einmal thue, damit das Volk den bittern Trank schnell hinunter schlucke; das Gute aber nur allmählig, daß man es mit langsamen Zügen hinunter schlürfe und der Genuß um so dauernder sey. Mit welcher rastlosen Feind¬ seligkeit in Deutschland die öffentliche Meinung verfolgt wird, mit welcher Unverschämtheit die Censur jede Wahrheit unterdrückt, und sich zur unverlangten Beschützerin selbst jeder auslän¬ dischen Lüge hervordrängt, sobald diese Lüge zum Vortheile einer Regierung gereicht -- da¬
ne zur Chocolade, dazu gegeben um ſie be¬ quemer auszutunken; die Hauptfluͤſſigkeit bleibt der geheime Hofrath. Fuͤr den Gehalt beſorgt Herr Muͤnch die Stuttgarter Bibliothek, aber fuͤr den geheimen Hofrath arbeitet er an der Hofzeitung, und ſucht alle Tage zu beweiſen, daß die Regierung immer Recht hat dem Vol¬ ke gegenuͤber, und daß es ſehr loͤblich iſt, wenn ſie alles Schlimme ohne langes Zaudern auf einmal thue, damit das Volk den bittern Trank ſchnell hinunter ſchlucke; das Gute aber nur allmaͤhlig, daß man es mit langſamen Zuͤgen hinunter ſchluͤrfe und der Genuß um ſo dauernder ſey. Mit welcher raſtloſen Feind¬ ſeligkeit in Deutſchland die oͤffentliche Meinung verfolgt wird, mit welcher Unverſchaͤmtheit die Cenſur jede Wahrheit unterdruͤckt, und ſich zur unverlangten Beſchuͤtzerin ſelbſt jeder auslaͤn¬ diſchen Luͤge hervordraͤngt, ſobald dieſe Luͤge zum Vortheile einer Regierung gereicht — da¬
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ne zur Chocolade, dazu gegeben um ſie be¬
quemer auszutunken; die Hauptfluͤſſigkeit bleibt
der geheime Hofrath. Fuͤr den Gehalt beſorgt
Herr Muͤnch die Stuttgarter Bibliothek, aber
fuͤr den geheimen Hofrath arbeitet er an der
Hofzeitung, und ſucht alle Tage zu beweiſen,
daß die Regierung immer Recht hat dem Vol¬
ke gegenuͤber, und daß es ſehr loͤblich iſt,
wenn ſie alles Schlimme ohne langes Zaudern
auf einmal thue, damit das Volk den bittern
Trank ſchnell hinunter ſchlucke; das Gute aber
nur allmaͤhlig, daß man es mit langſamen
Zuͤgen hinunter ſchluͤrfe und der Genuß um
ſo dauernder ſey. Mit welcher raſtloſen Feind¬
ſeligkeit in Deutſchland die oͤffentliche Meinung
verfolgt wird, mit welcher Unverſchaͤmtheit die
Cenſur jede Wahrheit unterdruͤckt, und ſich zur
unverlangten Beſchuͤtzerin ſelbſt jeder auslaͤn¬
diſchen Luͤge hervordraͤngt, ſobald dieſe Luͤge
zum Vortheile einer Regierung gereicht — da¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/167>, abgerufen am 26.11.2024.
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