ren nicht mehrere herauskommen. Ich kenne nur drei: Der Figaro ist mit unendlich viel Geist geschrieben, und hat das ganze Jahr durch aber auch nicht einen trüben Tag. Die beiden andern, ob sie zwar keinen solchen Luxus von Witz ausbreiten, lesen sich doch auf das ange¬ nehmste, und ich erinnere mich nicht, daß ich je eine einzige Zeile darin hätte übergehen mö¬ gen. Dabei kann ich mich nun nie enthalten, diese Blätter mit unsern deutschen ähnlicher Art zu vergleichen, und ich komme dann immer auf ein Resultat, das mir nicht ganz klar ist. Alles was die hiesigen Blätter, den deutschen gegen¬ über, an äußern günstigen Verhältnissen voraus haben: die Freiheit der Presse, die ungestörte Benutzung der Politik, besonders der reich zu¬ sammengehäufte täglich wechselnde Stoff, den ihnen die große Hauptstadt, in Kunst, Wissen¬ schaft, Theater, Literatur, geselligem Leben und Tagsgeschichten, darbietet -- das alles stelle ich
ren nicht mehrere herauskommen. Ich kenne nur drei: Der Figaro iſt mit unendlich viel Geiſt geſchrieben, und hat das ganze Jahr durch aber auch nicht einen truͤben Tag. Die beiden andern, ob ſie zwar keinen ſolchen Luxus von Witz ausbreiten, leſen ſich doch auf das ange¬ nehmſte, und ich erinnere mich nicht, daß ich je eine einzige Zeile darin haͤtte uͤbergehen moͤ¬ gen. Dabei kann ich mich nun nie enthalten, dieſe Blaͤtter mit unſern deutſchen aͤhnlicher Art zu vergleichen, und ich komme dann immer auf ein Reſultat, das mir nicht ganz klar iſt. Alles was die hieſigen Blaͤtter, den deutſchen gegen¬ uͤber, an aͤußern guͤnſtigen Verhaͤltniſſen voraus haben: die Freiheit der Preſſe, die ungeſtoͤrte Benutzung der Politik, beſonders der reich zu¬ ſammengehaͤufte taͤglich wechſelnde Stoff, den ihnen die große Hauptſtadt, in Kunſt, Wiſſen¬ ſchaft, Theater, Literatur, geſelligem Leben und Tagsgeſchichten, darbietet — das alles ſtelle ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0178"n="164"/>
ren nicht mehrere herauskommen. Ich kenne<lb/>
nur drei: Der <hirendition="#g">Figaro</hi> iſt mit unendlich viel<lb/>
Geiſt geſchrieben, und hat das ganze Jahr durch<lb/>
aber auch nicht einen truͤben Tag. Die beiden<lb/>
andern, ob ſie zwar keinen ſolchen Luxus von<lb/>
Witz ausbreiten, leſen ſich doch auf das ange¬<lb/>
nehmſte, und ich erinnere mich nicht, daß ich<lb/>
je eine einzige Zeile darin haͤtte uͤbergehen moͤ¬<lb/>
gen. Dabei kann ich mich nun nie enthalten, dieſe<lb/>
Blaͤtter mit unſern deutſchen aͤhnlicher Art zu<lb/>
vergleichen, und ich komme dann immer auf ein<lb/>
Reſultat, das mir nicht ganz klar iſt. Alles<lb/>
was die hieſigen Blaͤtter, den deutſchen gegen¬<lb/>
uͤber, an aͤußern guͤnſtigen Verhaͤltniſſen voraus<lb/>
haben: die Freiheit der Preſſe, die ungeſtoͤrte<lb/>
Benutzung der Politik, beſonders der reich zu¬<lb/>ſammengehaͤufte taͤglich wechſelnde Stoff, den<lb/>
ihnen die große Hauptſtadt, in Kunſt, Wiſſen¬<lb/>ſchaft, Theater, Literatur, geſelligem Leben und<lb/>
Tagsgeſchichten, darbietet — das alles ſtelle ich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[164/0178]
ren nicht mehrere herauskommen. Ich kenne
nur drei: Der Figaro iſt mit unendlich viel
Geiſt geſchrieben, und hat das ganze Jahr durch
aber auch nicht einen truͤben Tag. Die beiden
andern, ob ſie zwar keinen ſolchen Luxus von
Witz ausbreiten, leſen ſich doch auf das ange¬
nehmſte, und ich erinnere mich nicht, daß ich
je eine einzige Zeile darin haͤtte uͤbergehen moͤ¬
gen. Dabei kann ich mich nun nie enthalten, dieſe
Blaͤtter mit unſern deutſchen aͤhnlicher Art zu
vergleichen, und ich komme dann immer auf ein
Reſultat, das mir nicht ganz klar iſt. Alles
was die hieſigen Blaͤtter, den deutſchen gegen¬
uͤber, an aͤußern guͤnſtigen Verhaͤltniſſen voraus
haben: die Freiheit der Preſſe, die ungeſtoͤrte
Benutzung der Politik, beſonders der reich zu¬
ſammengehaͤufte taͤglich wechſelnde Stoff, den
ihnen die große Hauptſtadt, in Kunſt, Wiſſen¬
ſchaft, Theater, Literatur, geſelligem Leben und
Tagsgeſchichten, darbietet — das alles ſtelle ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/178>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.