erfahren. Das Ding kann schön werden. "Ringe sind es, die eine Kette bilden" -- sagt Königin Elisabeth. Aber ein Ring! Was kann der nützen? Zum Halseisen ist das doch zu eng und meine Feder zu erwürgen viel zu weit.
Den *** bedaure ich; es giebt wenige Menschen, die den Muth haben, anders als der Pöbel-Ausschuß zu denken, der an jedem Orte die öffentliche Meinung verwaltet. Ei¬ gentlich sind es weniger übelwollende als un¬ wissende Menschen, die nicht zu rechnen ver¬ stehen. Für die Hälfte von Mühen und Sor¬ gen, die es sie kostet, ihrem Geiste einen Eh¬ rendienst bei der vornehmen Dummheit zu ver¬ schaffen, könnten sie dessen Freiheit behaupten und gewönnen dabei, selbst an sinnlichem Glücke. Die Frankfurter mögen nur schweigen und dem Himmel danken, daß einer unter ihnen lebt, der besser ist als sie. Die Zeit kann, die Zeit wird kommen, und bald vielleicht, wo man
erfahren. Das Ding kann ſchoͤn werden. „Ringe ſind es, die eine Kette bilden“ — ſagt Koͤnigin Eliſabeth. Aber ein Ring! Was kann der nuͤtzen? Zum Halseiſen iſt das doch zu eng und meine Feder zu erwuͤrgen viel zu weit.
Den *** bedaure ich; es giebt wenige Menſchen, die den Muth haben, anders als der Poͤbel-Ausſchuß zu denken, der an jedem Orte die oͤffentliche Meinung verwaltet. Ei¬ gentlich ſind es weniger uͤbelwollende als un¬ wiſſende Menſchen, die nicht zu rechnen ver¬ ſtehen. Fuͤr die Haͤlfte von Muͤhen und Sor¬ gen, die es ſie koſtet, ihrem Geiſte einen Eh¬ rendienſt bei der vornehmen Dummheit zu ver¬ ſchaffen, koͤnnten ſie deſſen Freiheit behaupten und gewoͤnnen dabei, ſelbſt an ſinnlichem Gluͤcke. Die Frankfurter moͤgen nur ſchweigen und dem Himmel danken, daß einer unter ihnen lebt, der beſſer iſt als ſie. Die Zeit kann, die Zeit wird kommen, und bald vielleicht, wo man
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erfahren. Das Ding kann ſchoͤn werden. „Ringe
ſind es, die eine Kette bilden“ — ſagt Koͤnigin
Eliſabeth. Aber ein Ring! Was kann der
nuͤtzen? Zum Halseiſen iſt das doch zu eng
und meine Feder zu erwuͤrgen viel zu weit.
Den *** bedaure ich; es giebt wenige
Menſchen, die den Muth haben, anders als
der Poͤbel-Ausſchuß zu denken, der an jedem
Orte die oͤffentliche Meinung verwaltet. Ei¬
gentlich ſind es weniger uͤbelwollende als un¬
wiſſende Menſchen, die nicht zu rechnen ver¬
ſtehen. Fuͤr die Haͤlfte von Muͤhen und Sor¬
gen, die es ſie koſtet, ihrem Geiſte einen Eh¬
rendienſt bei der vornehmen Dummheit zu ver¬
ſchaffen, koͤnnten ſie deſſen Freiheit behaupten
und gewoͤnnen dabei, ſelbſt an ſinnlichem Gluͤcke.
Die Frankfurter moͤgen nur ſchweigen und dem
Himmel danken, daß einer unter ihnen lebt,
der beſſer iſt als ſie. Die Zeit kann, die Zeit
wird kommen, und bald vielleicht, wo man
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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