herrlicher, als ich zu träumen gewagt. Wenn Sie hoffen, die Nachricht von der Entziehung meiner Pension würde ich nicht als eine per¬ sönliche Sache ansehen, sondern es zum gro¬ ßen Ganzen rechnen -- lassen Sie meinem Herzen Gerechtigkeit wiederfahren. Nicht ge¬ nug Gerechtigkeit lassen Sie aber meinem Ko¬ pfe wiederfahren, wenn Sie glauben, ich wür¬ de das zu den Unglücksfällen dieser trüben Tage zählen. Es ist ja keine Niederlage, es ist ein Sieg der guten Sache. Kann mir denn etwas willkommener seyn, als daß ich ihre Leidenschaft entflammt, sie dahin gebracht, in ihre hölzerne mechanische Tücke Blut und Leben zu bringen, und aus glühendem Hasse zu thun, was sie früher nur mit eiskalter Politik begangen? Die Frankfurter Regierung hatte gar nicht das Recht, mir Pension zu entziehen; denn nicht sie, sondern die deutsche Bundesversammlung hatte mir, wie allen
IIl. 21
herrlicher, als ich zu traͤumen gewagt. Wenn Sie hoffen, die Nachricht von der Entziehung meiner Penſion wuͤrde ich nicht als eine per¬ ſoͤnliche Sache anſehen, ſondern es zum gro¬ ßen Ganzen rechnen — laſſen Sie meinem Herzen Gerechtigkeit wiederfahren. Nicht ge¬ nug Gerechtigkeit laſſen Sie aber meinem Ko¬ pfe wiederfahren, wenn Sie glauben, ich wuͤr¬ de das zu den Ungluͤcksfaͤllen dieſer truͤben Tage zaͤhlen. Es iſt ja keine Niederlage, es iſt ein Sieg der guten Sache. Kann mir denn etwas willkommener ſeyn, als daß ich ihre Leidenſchaft entflammt, ſie dahin gebracht, in ihre hoͤlzerne mechaniſche Tuͤcke Blut und Leben zu bringen, und aus gluͤhendem Haſſe zu thun, was ſie fruͤher nur mit eiskalter Politik begangen? Die Frankfurter Regierung hatte gar nicht das Recht, mir Penſion zu entziehen; denn nicht ſie, ſondern die deutſche Bundesverſammlung hatte mir, wie allen
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herrlicher, als ich zu traͤumen gewagt. Wenn
Sie hoffen, die Nachricht von der Entziehung
meiner Penſion wuͤrde ich nicht als eine per¬
ſoͤnliche Sache anſehen, ſondern es zum gro¬
ßen Ganzen rechnen — laſſen Sie meinem
Herzen Gerechtigkeit wiederfahren. Nicht ge¬
nug Gerechtigkeit laſſen Sie aber meinem Ko¬
pfe wiederfahren, wenn Sie glauben, ich wuͤr¬
de das zu den Ungluͤcksfaͤllen dieſer truͤben
Tage zaͤhlen. Es iſt ja keine Niederlage, es
iſt ein Sieg der guten Sache. Kann mir
denn etwas willkommener ſeyn, als daß ich
ihre Leidenſchaft entflammt, ſie dahin gebracht,
in ihre hoͤlzerne mechaniſche Tuͤcke Blut und
Leben zu bringen, und aus gluͤhendem Haſſe
zu thun, was ſie fruͤher nur mit eiskalter
Politik begangen? Die Frankfurter Regierung
hatte gar nicht das Recht, mir Penſion zu
entziehen; denn nicht ſie, ſondern die deutſche
Bundesverſammlung hatte mir, wie allen
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/335>, abgerufen am 24.11.2024.
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