Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.sieht er in der Weltgeschichte eine Hofge¬ ſieht er in der Weltgeſchichte eine Hofge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0042" n="28"/> ſieht er in der Weltgeſchichte eine Hofge¬<lb/> ſchichte. Und wie ihn ſeine Philiſter-Ehr¬<lb/> furcht vor den Großen wie blind und taub,<lb/> ſo auch ſtumm gemacht. Den Cardinal Ro¬<lb/> han verwandelt er in einen Domherrn. Die<lb/> Koͤnigin in eine unvermaͤhlte Dame! Es iſt<lb/> gar kein Sinn in dieſer Geſchichte, ſo darge¬<lb/> ſtellt. Aber <hi rendition="#g">Caglioſtro</hi>! Es iſt nicht zu<lb/> leugnen, daß ihn Goethe mit Freundſchaft be¬<lb/> handelt. Es war Dankbarkeit. Einem mo¬<lb/> raliſchen Gourmand wie Goethe mußte Cag¬<lb/> lioſtro's Lehre, die er im hoͤchſten Grade ſei¬<lb/> ner Myſterien, nach langer, langer Pruͤfung,<lb/> endlich dem Eingeweiheten offenbarte — die<lb/> Lehre: — „Was du willſt, das die Menſchen<lb/> „fuͤr dich thun ſollen, das thue fuͤr ſie <hi rendition="#g">nicht</hi>,“<lb/> — dieſe Lehre des Anti-Chriſts mußte wohl<lb/> einem Goethe munden.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0042]
ſieht er in der Weltgeſchichte eine Hofge¬
ſchichte. Und wie ihn ſeine Philiſter-Ehr¬
furcht vor den Großen wie blind und taub,
ſo auch ſtumm gemacht. Den Cardinal Ro¬
han verwandelt er in einen Domherrn. Die
Koͤnigin in eine unvermaͤhlte Dame! Es iſt
gar kein Sinn in dieſer Geſchichte, ſo darge¬
ſtellt. Aber Caglioſtro! Es iſt nicht zu
leugnen, daß ihn Goethe mit Freundſchaft be¬
handelt. Es war Dankbarkeit. Einem mo¬
raliſchen Gourmand wie Goethe mußte Cag¬
lioſtro's Lehre, die er im hoͤchſten Grade ſei¬
ner Myſterien, nach langer, langer Pruͤfung,
endlich dem Eingeweiheten offenbarte — die
Lehre: — „Was du willſt, das die Menſchen
„fuͤr dich thun ſollen, das thue fuͤr ſie nicht,“
— dieſe Lehre des Anti-Chriſts mußte wohl
einem Goethe munden.
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