"Man sendete mir aus dem südlichen und "westlichen Deutschland Schatzkästchen, Spar¬ "thaler, Kostbarkeiten mancher Art, zum treuen "Aufbewahren, die mich als Zeugniß großen "Zutrauens erfreuten, während sie mir als "Beweise einer beängstigten Nation traurig vor "Augen standen."
Guter Gott, welche Gewichte sind es, die den zentnerschweren Haß Goethes gegen die französische Revolution bildeten! Seine liebe Mutter in Frankfurt hatte ein bequemes Haus mit schönen Möbeln, mit wohlversorgtem Kel¬ ler, mit Büchern, Kupferstichen und Landkar¬ ten. Durch die Feindseligkeiten der Franzosen geängstigt, wollte die Mutter ihren Besitz ver¬ äußern, sich eine Wohnung miethen; aber eben wegen der unruhigen Zeiten wurden unvor¬ theilhafte Kaufanträge gemacht; das Berathen
1794.
„Man ſendete mir aus dem ſuͤdlichen und „weſtlichen Deutſchland Schatzkaͤſtchen, Spar¬ „thaler, Koſtbarkeiten mancher Art, zum treuen „Aufbewahren, die mich als Zeugniß großen „Zutrauens erfreuten, waͤhrend ſie mir als „Beweiſe einer beaͤngſtigten Nation traurig vor „Augen ſtanden.“
Guter Gott, welche Gewichte ſind es, die den zentnerſchweren Haß Goethes gegen die franzoͤſiſche Revolution bildeten! Seine liebe Mutter in Frankfurt hatte ein bequemes Haus mit ſchoͤnen Moͤbeln, mit wohlverſorgtem Kel¬ ler, mit Buͤchern, Kupferſtichen und Landkar¬ ten. Durch die Feindſeligkeiten der Franzoſen geaͤngſtigt, wollte die Mutter ihren Beſitz ver¬ aͤußern, ſich eine Wohnung miethen; aber eben wegen der unruhigen Zeiten wurden unvor¬ theilhafte Kaufantraͤge gemacht; das Berathen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0054"n="40"/></div><divn="4"><head><hirendition="#b #g">1794</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><p>„Man ſendete mir aus dem ſuͤdlichen und<lb/>„weſtlichen Deutſchland Schatzkaͤſtchen, Spar¬<lb/>„thaler, Koſtbarkeiten mancher Art, zum treuen<lb/>„Aufbewahren, die mich als Zeugniß großen<lb/>„Zutrauens erfreuten, waͤhrend ſie mir als<lb/>„Beweiſe einer beaͤngſtigten Nation traurig vor<lb/>„Augen ſtanden.“</p><lb/><p>Guter Gott, welche Gewichte ſind es, die<lb/>
den zentnerſchweren Haß Goethes gegen die<lb/>
franzoͤſiſche Revolution bildeten! Seine liebe<lb/>
Mutter in Frankfurt hatte ein bequemes Haus<lb/>
mit ſchoͤnen Moͤbeln, mit wohlverſorgtem Kel¬<lb/>
ler, mit Buͤchern, Kupferſtichen und Landkar¬<lb/>
ten. Durch die Feindſeligkeiten der Franzoſen<lb/>
geaͤngſtigt, wollte die Mutter ihren Beſitz ver¬<lb/>
aͤußern, ſich eine Wohnung miethen; aber eben<lb/>
wegen der unruhigen Zeiten wurden unvor¬<lb/>
theilhafte Kaufantraͤge gemacht; das Berathen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[40/0054]
1794.
„Man ſendete mir aus dem ſuͤdlichen und
„weſtlichen Deutſchland Schatzkaͤſtchen, Spar¬
„thaler, Koſtbarkeiten mancher Art, zum treuen
„Aufbewahren, die mich als Zeugniß großen
„Zutrauens erfreuten, waͤhrend ſie mir als
„Beweiſe einer beaͤngſtigten Nation traurig vor
„Augen ſtanden.“
Guter Gott, welche Gewichte ſind es, die
den zentnerſchweren Haß Goethes gegen die
franzoͤſiſche Revolution bildeten! Seine liebe
Mutter in Frankfurt hatte ein bequemes Haus
mit ſchoͤnen Moͤbeln, mit wohlverſorgtem Kel¬
ler, mit Buͤchern, Kupferſtichen und Landkar¬
ten. Durch die Feindſeligkeiten der Franzoſen
geaͤngſtigt, wollte die Mutter ihren Beſitz ver¬
aͤußern, ſich eine Wohnung miethen; aber eben
wegen der unruhigen Zeiten wurden unvor¬
theilhafte Kaufantraͤge gemacht; das Berathen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/54>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.