Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Billet dazu verschaffen, wie zum Theater; aber ich -- Bei dem Anlasse neulich, wo die Simoni¬ IV. 9
Billet dazu verſchaffen, wie zum Theater; aber ich — Bei dem Anlaſſe neulich, wo die Simoni¬ IV. 9
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0143" n="129"/> Billet dazu verſchaffen, wie zum Theater; aber ich<lb/> wollte nicht. Ich will nicht wandeln, wo Sünder<lb/> gehen, und mich nicht ſetzen, wo Spötter ſitzen.</p><lb/> <p>— Bei dem Anlaſſe neulich, wo die Simoni¬<lb/> ſten in die rauhen Fäuſte der Gewalt gefallen, haben<lb/> ſich die Franzoſen hier wieder auf eine ſehr liebens¬<lb/> würdige Art gezeigt. Die öffentliche Meynung war<lb/> zum großen Theile gegen die Simoniſten; faſt alle<lb/> Blätter, am meiſten aber die Liberalen, waren ihnen<lb/> entgegen. Der Figaro beſonders, dieſes reiche Na¬<lb/> delkiſſen, ſtach ſie täglich auf das grauſamſte. Aber<lb/> ſeit dem Tage, daß die Regierung ſich plump, wie<lb/> jede, in ein zartes Verhältniß des Geiſtes gemiſcht,<lb/> hat ſich alles geändert. Alle bisher feindlichen Blät¬<lb/> ter nehmen ſich der Simoniſten auf das freundlichſte<lb/> an. Der Figaro erklärt auf eine edle und rüh¬<lb/> rende Weiſe, er werde von nun an kein Wort mehr<lb/> gegen ſie ſchreiben, ſondern all ſeinen Spott der<lb/> rohen Gewalt zuwenden. Ein Blatt für die prote¬<lb/> ſtantiſchen Intereſſen, das die religiöſe Lehre der<lb/> Simoniſten ſtets mit Kraft und Ernſt bekämpft,<lb/> machte gleich am andern Morgen bekannt, es ent¬<lb/> ſage von nun an ſeinem Kriege, und werde die<lb/> Waffe nun gegen die gemeinſchaftlichen Feinde füh¬<lb/> ren. Ein Mann, der eine Schrift gegen die Simo¬<lb/> niſten zum Drucke fertig hatte, erklärte öffentlich, er<lb/> werde ſie unter ſolchen Verhältniſſen nicht bekannt<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV.</hi> 9<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0143]
Billet dazu verſchaffen, wie zum Theater; aber ich
wollte nicht. Ich will nicht wandeln, wo Sünder
gehen, und mich nicht ſetzen, wo Spötter ſitzen.
— Bei dem Anlaſſe neulich, wo die Simoni¬
ſten in die rauhen Fäuſte der Gewalt gefallen, haben
ſich die Franzoſen hier wieder auf eine ſehr liebens¬
würdige Art gezeigt. Die öffentliche Meynung war
zum großen Theile gegen die Simoniſten; faſt alle
Blätter, am meiſten aber die Liberalen, waren ihnen
entgegen. Der Figaro beſonders, dieſes reiche Na¬
delkiſſen, ſtach ſie täglich auf das grauſamſte. Aber
ſeit dem Tage, daß die Regierung ſich plump, wie
jede, in ein zartes Verhältniß des Geiſtes gemiſcht,
hat ſich alles geändert. Alle bisher feindlichen Blät¬
ter nehmen ſich der Simoniſten auf das freundlichſte
an. Der Figaro erklärt auf eine edle und rüh¬
rende Weiſe, er werde von nun an kein Wort mehr
gegen ſie ſchreiben, ſondern all ſeinen Spott der
rohen Gewalt zuwenden. Ein Blatt für die prote¬
ſtantiſchen Intereſſen, das die religiöſe Lehre der
Simoniſten ſtets mit Kraft und Ernſt bekämpft,
machte gleich am andern Morgen bekannt, es ent¬
ſage von nun an ſeinem Kriege, und werde die
Waffe nun gegen die gemeinſchaftlichen Feinde füh¬
ren. Ein Mann, der eine Schrift gegen die Simo¬
niſten zum Drucke fertig hatte, erklärte öffentlich, er
werde ſie unter ſolchen Verhältniſſen nicht bekannt
IV. 9
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