Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.ben dem Absolutismus dienen; nein, Herz und Glau¬ Freitag, den 10. Februar. Heute bin ich ganz vergnügt, daß ich gestern Den gestrigen Abend brachte ich in einer Soi¬ ben dem Abſolutismus dienen; nein, Herz und Glau¬ Freitag, den 10. Februar. Heute bin ich ganz vergnügt, daß ich geſtern Den geſtrigen Abend brachte ich in einer Soi¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0166" n="152"/> ben dem Abſolutismus dienen; nein, Herz und Glau¬<lb/> ben ſind der Tyrannei verhaßt, auch wenn ſie ihr<lb/> dienen. Man will freigeſinnte, aber gottvergeſſene<lb/> Menſchen, die ein Gewiſſen zu verkaufen, die eine<lb/> urſprünglich gute Geſinnung dem Teufel zu verſchrei¬<lb/> ben haben. Die ſucht man, die belohnt man am be¬<lb/> ſten. Die kann man dem Volke zur Verführung<lb/> aufſtellen, als hohnlächelnde Beweiſe vorzeigen, daß<lb/> Tugend nichts iſt und Ehre eine Waare. So ver¬<lb/> knechtet, ſo entadelt man die Menſchheit, daß ſie<lb/> Gott ſelbſt nicht mehr erkennt und ſie der Gewalt der<lb/> Tyrannei überläßt.</p><lb/> </div> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Freitag, den 10. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>Heute bin ich ganz vergnügt, daß ich geſtern<lb/> keinen Brief bekommen. Dafür bekomme ich ihn<lb/> heute, oder jeder Funke der Menſchlichkeit müßte in<lb/> Ihnen erloſchen ſeyn. Haben Sie meine erſchüttern¬<lb/> den Ermahnungen vom Neujahrstage ſchon vergeſſen?<lb/> Warten Sie nur, dann <choice><sic>ſchreiben</sic><corr>ſchreibe</corr></choice> ich Ihnen wieder<lb/> einen Brief, der Ihnen das Herz in tauſend kleine<lb/> Stücke brechen ſoll.</p><lb/> <p>Den geſtrigen Abend brachte ich in einer <hi rendition="#aq #g">Soi¬<lb/> rée St. Simonienne</hi> zu, bis gegen Mitternacht.<lb/> Es iſt eine wöchentliche Zuſammenkunft, die, wie<lb/> jede Andere, der geſelligen Unterhaltung gewidmet iſt,<lb/> und keine beſondere religiöſe oder doctrinaire Beſtim¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0166]
ben dem Abſolutismus dienen; nein, Herz und Glau¬
ben ſind der Tyrannei verhaßt, auch wenn ſie ihr
dienen. Man will freigeſinnte, aber gottvergeſſene
Menſchen, die ein Gewiſſen zu verkaufen, die eine
urſprünglich gute Geſinnung dem Teufel zu verſchrei¬
ben haben. Die ſucht man, die belohnt man am be¬
ſten. Die kann man dem Volke zur Verführung
aufſtellen, als hohnlächelnde Beweiſe vorzeigen, daß
Tugend nichts iſt und Ehre eine Waare. So ver¬
knechtet, ſo entadelt man die Menſchheit, daß ſie
Gott ſelbſt nicht mehr erkennt und ſie der Gewalt der
Tyrannei überläßt.
Freitag, den 10. Februar.
Heute bin ich ganz vergnügt, daß ich geſtern
keinen Brief bekommen. Dafür bekomme ich ihn
heute, oder jeder Funke der Menſchlichkeit müßte in
Ihnen erloſchen ſeyn. Haben Sie meine erſchüttern¬
den Ermahnungen vom Neujahrstage ſchon vergeſſen?
Warten Sie nur, dann ſchreibe ich Ihnen wieder
einen Brief, der Ihnen das Herz in tauſend kleine
Stücke brechen ſoll.
Den geſtrigen Abend brachte ich in einer Soi¬
rée St. Simonienne zu, bis gegen Mitternacht.
Es iſt eine wöchentliche Zuſammenkunft, die, wie
jede Andere, der geſelligen Unterhaltung gewidmet iſt,
und keine beſondere religiöſe oder doctrinaire Beſtim¬
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